Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finstere Gründe

Finstere Gründe

Titel: Finstere Gründe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
Vom Netzwerk:
mag Impressionen geben, die mit Bindegliedern ausgestattet sind und die einander erfassen können und eine Art von Vereinigung möglich machen

    (John Livingstone Lowes,
    The Road to Xanadu)

    Am Morgen von Montag, dem 27. Juli, waren Morse und Lewis wieder im Präsidium in Kidlington: Lewis nahm sich (auf Morses Beharren) seine Reise nach Schweden noch einmal bis ins kleinste Detail vor — besonders die Einrichtung und die Fotos in Irma Erikssons Wohnzimmer, und Morse versuchte (wie immer), sich davon zu überzeugen, daß es wahrscheinlich einen wesentlichen Hinweis gab, den er bereits übersehen hatte, oder, wenn nicht gerade übersehen, einen Hinweis, dessen wahre Bedeutung ihm bisher entgangen war. Seit dem frühen Morgen hatte er, sozusagen, die Atome in der Bratpfanne seitlich geschüttelt und gehofft, daß ein paar Haken und Ösen sich miteinander verbinden und eine neue Gedankenkette formen würden, einen neuen Gedankengweg... Gang in den Wald... Vögel beobachten... Vögel... Ja, Vögel hatten (wie auch Hunde!) bis jetzt überall eine Rolle gespielt, besonders der Kleinspecht—aber noch immer fehlte das Verbindungsglied. Er dachte noch einmal über Karins Liste von bald zu identifizierenden Vögeln in Großbritannien nach, und ihm fiel ein, daß er bis jetzt noch keinen Kontakt mit der Frau aufgenommen hatte, die unten in der Nähe von Llandovery lebte, der Heimat der Roten Milane... Llandovery, in Wales, über die A 40... A 40, die dritte der Möglichkeiten... die dritte der Straßen, die vom Woodstock Road-Kreisverkehr wegführten. Inspector Johnson hatte sein Bestes als Fußgänger getan mit der Straße, die zum Blenheim Park führte, und er selbst, Morse, hatte sein Bestes (auch als Fußgänger?) getan mit der Straße hinunter nach Wolvercote und Wytham. Aber wenn sie sich beide geirrt hätten? Morse hatte noch einmal die Aussage von Mrs. Dorothy Evans gelesen (offenbar keine Tante, sondern eine Cousine zweiten oder dritten Grades), in der sie schlicht und einfach versicherte, daß Karin Eriksson sie nie besucht habe, sie während der Zeit nicht einmal angerufen hätte, daß sie tatsächlich die nicht mehr gesehen habe, seit das jetzt ziemlich große Mädchen zehn Jahre alt war. Nein! Die Lösung des Problems war hier in Oxford zu finden, in der Umgebung von Oxford; Morse war überzeugt davon.
    Um 10.30 Uhr entschied er, daß er noch einmal mit David Michaels sprechen mußte, dem Mann, der den Weg gezeigt hatte, fast buchstäblich, zu der Leiche in Pasticks: dem Mann, der die Wege im Wytham-Wald besser kannte als beinahe irgendwer sonst.

    Von dem Kreisverkehr aus, wo Karin Eriksson ihre verhängnisvolle Entscheidung getroffen haben konnte, fuhr Lewis durch die sich windende Straße von Lower Wolvercote, vorbei am Trout Inn und dann den Hügel hinauf zum Dorf Wytham.
    «Was genau ist eigentlich eine Handbremsenwende?» fragte Morse plötzlich.
    1 «Wissen Sie es wirklich nicht?»
    «Nun, ich habe natürlich eine vage Vorstellung...»
    «Einen Moment, Sir. Warten wir bis zur nächsten Kurve, dann zeig ich’s Ihnen.»
    «Nein! Ich wollte nicht...»
    «Nur ein Scherz, Sir.»
    Lewis lachte über das Unbehagen seines Vorgesetzten, und selbst Morse brachte ein gequältes Lächeln zustande.
    Der Polizeiwagen fuhr bis zur T-Kreuzung im Dorf Wytham, bog nach links ab, gleich darauf nach rechts, vorbei an dem Taubenschlag auf dem Parkplatz vom White Hart, und dann wieder nach rechts auf den Weg, der zum Wytham-Wald führte. An einem Türpfosten an der rechten Seite war ein Plakat angebracht, schwarze Buchstaben auf verwegenem orangefarbenem Untergrund:

    Die Amateuroperngruppe Wytham
    Zeigt
    Der Mikado von
    GILBERT &SULLIVAN
    Donnerstag, d. 30. Juli,
    Freitag, d. 31. Juli, & Sonnabend, d. 1. August
    Eintrittskarten £ 3.50 (Senioren und Kinder £ 2.50)

    «Meine Frau mag Gilbert und Sullivan sehr gern. Viel besser als all Ihr Wagner-Zeug, das da», sagte Lewis kühn.
    «Wenn Sie meinen, Lewis.»
    «Voll von Liedern — Sie wissen, was ich meine?»
    «Wir interessieren uns bei Wagner nicht für
    «Wenn Sie meinen, Sir.»
    Sie fuhren zur halbkreisförmigen Lichtung am Rand des großen Waldes.
    «Wir haben es in der Schule eingeübt. Ich selbst habe nicht mitgespielt, aber ich kann mich erinnern, alle rausgeputzt in diesen orientalischen Klamotten.»
    «Sie meinen den Mikado ? O ja. Gut gemacht!»
    Morse schien fast zu schlafen, als

Weitere Kostenlose Bücher