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Finstere Propheziung

Finstere Propheziung

Titel: Finstere Propheziung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
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beschäftigen. Und für Beschwörungen hast du ja offenbar schon jetzt ein gutes Gespür.«
    Er bemerkte ihr Unverständnis. »Beschwörungen. Du weißt schon, Wünsche oder Hoffnungen in Versform, so eine Art Bann.«
    Versform? Eine Art Bann? War das der Grund, weshalb sie und Cam damals am Riesenrad auf einmal in Reimen gesprochen hatten? Sie wollte gerade nachfragen, aber Doc sprach noch immer.
    »Zum Beispiel.« Er sah sie direkt an. Alex bemerkte verwundert einen merkwürdigen Sog, eine Art unmittelbarer Verbindung zwischen seinen wässrig blauen und ihren eigenen grauen und mit einem Mal müden Augen. »Stellen wir uns einmal vor, dass du an Zauberei glaubst und jemanden verwünschen willst, eventuell einen Bann auf ihn legen möchtest, um ihn dazu zu bringen, sich mit Leib und Seele für dich einzusetzen«, hörte sie Docs Stimme. »Dann könntest du zum Beispiel folgende Beschwörung aufsagen. >Oh Sonne< - aber bei dir wäre Mond wahrscheinlich besser«, überlegte er. »>Oh Mond, der droben wacht; schenk mir ein Teil von deiner Macht; nimm nun< - und dann musst du einen Namen einsetzen, etwa so«, erklärte er.
    »>Nimm nun Alex' Schuld und Schmerz; füll mit Kraft und Mut ihr Herz.«< Alex fühlte sich leicht, als wäre eine Last von ihr genommen worden, ein schwerer Stein von ihrer Brust gerollt. »Es versteht sich von selbst«, fuhr der alte Arzt fort, »dass man besser die eine oder andere Klette oder Kamillenblüte oder Zitronenmelisse dazu nimmt, wenn man's richtig machen will, aber da kommt man ja leicht dran. Man kann auch ein Stückchen Quarzkristall verwenden.« Er griff in seine Jackentasche und zog einen geschliffenen rosa Stein hervor. »Den reibt man dabei mit den Fingern«, erläuterte Doc. Alex öffnete ihre Hand und er legte den zarten, klaren Gegenstand sanft hinein. Der Stein fühlte sich zunächst kühl an, aber als ihre Finger ihn umschlossen, erwärmte er sich langsam. »Oh Mond, der droben wacht«, begann sie. »Nein, halt« , sagte Doc und nahm den Kristall wieder an sich. »Ich habe doch gesagt, dass es nur funktioniert, wenn man fest an Zauberei glaubt. Es gibt da noch so einen Spruch: >Hilf Gutes tun, ich bitte dich; Hilf diesem Kind zu öffnen sich; Lass wahr sie sprechen, stark sie sein; Flöss ihr Vertrauen zu mir ein ...«< Alex konnte ihre Augen kaum noch offen halten. »Schon gut«, lachte er, »alles zu seiner Zeit. Aber nenn mich ruhig weiterhin Doc. Das gefällt mir. So, und jetzt reden wir mal von dir. Was sollen wir mit dir machen? Hier kannst du nicht bleiben.«
    »Im Wohnwagen? Warum denn nicht?«, fragte Alex. » Nein, nein, ich meine hier in der Gegend, wie heißt sie denn noch ... Montana. Man hat ihn hier gesehen. Kurz und gut, Artemis - äh, Alexandra«, verbesserte er sich, »es ist einfach zu gefährlich.«
    Alex erinnerte sich an das Mythologie-Buch. »Artemis, Herrin der Jagd, Beschützerin der Kinder und wilden Tiere, die Göttin des Mondes.«
    »Ah«, machte Doc, »das hätte ich beinahe vergessen. Ich habe dir eine neue Kette mitgebracht. Eine längere.« Er streckte ihr seine große, flächige Hand entgegen. Darin lag, inmitten von Kräutern und leuchtend bunten Steinen, eine zarte Goldkette, drei Mal so lang wie die aus dem Kästchen. Alex nahm sie und genau wie zuvor der Kristall schien sich auch die Kette langsam zu erwärmen. »Was ist denn dieses grüne Zeug?«, fragte sie und atmete den Duft der Blättchen ein, die an ihrer glänzenden neuen Kette hafteten.
    »Scutellaria laterifolia«, erwiderte er. »Im Volksmund >Helmkraut< genannt. Ausgezeichnet, wenn man sich vor einem wichtigen Anlass entspannen will.«
    »Davor?« Es erschien Alex, als sei der wichtigste Anlass, die einschneidendste
    Begebenheit ihres jungen Lebens, das Begräbnis ihrer Mutter, gerade vorüber. Sie wollte dem alten Mann das erklären, doch auf einmal wurde sie von einer lähmenden Müdigkeit übermannt. Sogar das Blut in ihren Adern schien zäher und langsamer zu fließen. »Was soll ich nur machen?«, fragte sie träge und schläfrig. »Wo soll ich denn jetzt hin?« Der Alte nahm ihre Hände. »Ich habe da so eine Idee«, hörte sie ihn sagen.

Kapitel 17 - DIE WAHRHEIT

     
    »Was habt ihr mir denn noch alles verschwiegen?« Cam wusste nicht, wie lange sie nun schon reglos an ihrem Schreibtisch gesessen hatte. Vor ein paar Minuten war ihre Mutter verzweifelt aus dem Zimmer gestürzt. Nun beobachtete Cam, wie ihr Dad auf und ab ging, nervös gestikulierte und ihr etwas

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