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Finstere Propheziung

Finstere Propheziung

Titel: Finstere Propheziung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
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glänzender Halbmond-Anhänger befestigt war.
    »Wow, das ist ja total cool«, sagte Lucinda und nahm die Kette behutsam aus Alex' zitternden Fingern. »Sieht aus wie echtes Gold.«
    »Was ist es denn?«, fragte Evan. »Der Mann im Mond, nehme ich an«, erwiderte Alex. »Ein Halbmond mit einer Art Gesicht oder so was.«
    »Hat deine Mom das früher getragen?« Luce betrachtete den Halbmond verwundert. » Habe ich das vielleicht mal an ihr gesehen?«
    »Nein.« Alex schüttelte den Kopf und fügte dann zögernd hinzu: »Ich ... mir kommt es irgendwie bekannt vor.«
    »Los, dreh dich mal um«, sagte Luce. »Ich leg sie dir um.« Alex wandte sich Evan zu, während Lucinda die Kette aus dem Kästchen nahm. »Hey, die ist ja viel zu klein«, sagte sie. »Muss wohl aus der Zeit sein, als sie noch ein Kind war.« Evan räusperte sich, als wollte er etwas fragen, was er sich schon lange überlegt hatte. »Also, was ich sagen will ... ich meine, was hast du denn jetzt so vor, Als? Ich denk mal, du kannst ja nicht ganz allein da wohnen bleiben.« Das war eine gute Frage, eine, die Alex schon eine Weile verdrängt hatte. Sie nahm die Kette wieder an sich und zuckte mit den Schultern. »Wäre auch auf die Dauer gar nicht möglich. Beeson wird mir ständig wegen Geld auf die Pelle rücken und ich habe gerade jeden Cent, den wir noch hatten, für die Beerdigung ausgegeben.«
    »Du kannst bei uns wohnen«, bot Lucinda an. »Klar, das hätte deinen Eltern gerade noch gefehlt.« Sie zwang sich zu einem Lächeln und drückte Luces Hand. »Ich meine, jetzt wo deine Schwester und ihre Kinder noch da leben, seid ihr ohnehin schon zu zehnt, das reicht ja wohl.«
    »Sie sind alle total verrückt nach dir, Alex«, beharrte Lucinda. »Ich meine, wenn mein Dad einen Job hätte, würden sie keine Sekunde zögern und dich aufnehmen.«
    »Meine Ma hat wieder angefangen zu trinken«, gestand Evan. Er sagte es, als ob es unheimlich witzig wäre, aber Alex konnte den brennenden Schmerz empfinden, der in ihm aufstieg. »Ansonsten würde ich dich mit zu uns nehmen. Aber sie ist einfach ständig zu ... du weißt ja, wie sie dann wird ... unberechenbar.« Sie bedankte sich, versicherte ihnen, dass sie wirklich die Allerbesten waren, und bat darum, zu Hause einfach abgesetzt zu werden. Sie wollte allein sein, erklärte sie. Nicht allein. Das wäre zu gefährlich, hatte der alte Arzt sie zuvor gewarnt. Jetzt, während sie aufrecht dasaß, hellwach war, Luces Arm um ihre Schulter spürte und Evans große Hand auf der Gangschaltung des Lieferwagens sah, hörte sie ihn wieder deutlich: Gute Idee. Geh zurück zu dieser Bruchbude, dieser alten Rattenfalle aus Blech. Wir sehen uns dann da.
     
    Er kam aus dem Wohnwagen, als Alex den anderen zum Abschied winkte. Evans Auto hatte bereits den halben Weg zur Asphaltstraße hinter sich gelassen. Wahrscheinlich hätte sein plötzliches Erscheinen sie aus der Fassung bringen sollen, aber das war nicht der Fall. Sie hatte keine Kraft mehr, um nervös zu sein, sein Waldgeruch hatte eine beruhigende Wirkung auf sie. »Was haben Sie denn da drin gemacht, Doc?«, erkundigte sie sich.
    »Doc« , wiederholte er und ließ sich das Wort auf der Zunge zergehen. »Das gefällt mir. Ich habe deine Sachen gepackt«, antwortete er. »Du willst doch wohl nicht hier bleiben, oder?« Schlagartig wurde ihr bewusst, dass er Recht hatte. Sie wollte den Wohnwagen eigentlich niemals mehr betreten. Aber wo sollte sie sonst hin ? »Meine Mom hat mir von Ihnen erzählt«, sagte sie und setzte sich auf die von der Sonne aufgeheizte Stufe vor ihrer einstigen Behausung. »Wirklich ?« Er schien erfreut. »Was hat sie denn gesagt ?«
    »Na ja«, begann Alex, »sie hat gesagt, dass ich auf Sie hören soll.«
    »Gut. Und weiter?«, ermutigte er sie grinsend. »Nun ja, und dass Sie manchmal Schrecken erregend wirken, aber trotzdem ein guter Mensch sind.« Der alte Mann räusperte sich und strich sich über seinen schlohweißen Kopf. »Da hatte sie Recht. Mir ist schon Schlimmeres nachgesagt worden.« Er setzte sich neben Alex auf die Metalltreppe.
    »Sie sind kein Arzt, stimmt's?«, fragte sie zu ihrer eigenen Überraschung. »Zumindest bin ich sehr bewandert in den heilenden Künsten«, protestierte er. »Das könntest du natürlich auch sein, mit ein bisschen Übung.« Er deutete auf das grüne Dickicht, das den Wohnwagen umgab. »Du müsstest erst einmal etwas über Kräuter und Blumen lernen« , riet er. »Dich dann mit Kristallen und Steinen

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