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Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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ist nicht Nick. Natürlich nicht. Natürlich ist er nicht Nick. Konzentration. Ich muss mich konzentrieren.
    Ich atme tief ein. »Ich kann mich nicht bewegen.«
    »Dein Gurt.«
    Gurt? Was für ein Gurt? Mein Gehirn kann das nicht richtig verarbeiten.
    »Löse ihn.«
    Lösen? Gurt? Ja. Hände greifen über meine Taille. Finger fummeln an meinem Gurt herum. Seine Finger. Der Typ von der Straße. Nicht Nick. Der Elf. Der junge Elf, den ich befreit habe.
    »Ich krieg ihn nicht«, sagt er. »Verdammt, ich hasse Eisen. Ich hätte meine Tabletten nehmen sollen.«
    Ich versuche die Hand auszustrecken und mich selbst zu befreien, aber ich kann meinen Arm nicht richtig bewegen. Denselben Arm hat mir der Elf Ian schon einmal gebrochen, als er mich entführt und dann versucht hat, mich zu verwandeln. Jedenfalls fühlt er sich gemessen an dem Schmerz, der bis in meine Schulter hinaufschießt, an, als sei er gebrochen oder wenigstens verstaucht.
    Die Stimme des Elfs wird dringlicher und schriller: »Feuer!«
    »Yoko? Yoko brennt?«
    »Das Auto brennt. Bitte halt still, damit ich dir helfen kann.«
    Ich rühre mich nicht, auch wenn alles in mir schreit »Raus! Raus! Lauf weg!«. Etwas reißt. Der Gurt? Kann er den Sicherheitsgurt zerreißen? Hände zerren mich aus dem Auto heraus in die Kälte. Aber was sich an meinen Rücken drückt, ist heiß. Der Schmerz verlagert sich von meinem Arm in meine Schulter. Meine Nase brennt von dem Geruch nach heißem Metall und versengtem Gummi und Plastik.
    Er stöhnt und fällt nach hinten in den Schnee. Vom Auto kommen sirrende Geräusche. Es gelingt mir, den Kopf so weit zu drehen, dass ich hinschauen kann, aber mein Hals ist ganz steif und lässt sich nur wahnsinnig langsam bewegen. Yoko besteht nur noch aus einem wirren Haufen Stahl. Die Tür steht offen. Aus der Kühlerhaube schlagen Flammen. Der dicke Rauch ist ganz dunkel und giftig und sieht aus, als wäre er nicht von dieser Welt. Glas zerbirst und fällt auf die Straße.
    »Der Wagen könnte explodieren«, sage ich und klinge, als würde ich schlafen oder hätte vierzig IQ-Punkte eingebüßt oder so. »Autos können explodieren.«
    Er nickt und steht auf. »Kannst du gehen?«
    »Ich, ich weiß nicht. Gute Frage.«
    Er beugt sich nach vorn und zieht mich hoch. Dann legt er mich über seine Schulter und geht rasch an der Schneewehe entlang. Seine Füße berühren kaum den Boden.
    »Du bist verletzt«, keuche ich. »Dein Bauch. Du wirst dich noch mehr verletzen.«
    Noch mehr Glas birst.
    »Machst du dir auf einmal Sorgen um einen Elf?« Er lacht. Sein Lachen klingt schrecklich rau und ist voller Schmerz. Ich weiß nicht, ob der Schmerz psychisch oder physisch ist, ich wünsche nur, ich könnte ihn vertreiben oder wenigstens lindern. Er grinst. »Was wird dein Freund dazu sagen?«
    Er geht in die Hocke, und ich gleite hustend von seiner Schulter. Meine Hüfte landet auf dem harten, festgetretenen Schnee. Wir sind ungefähr ein Fußballfeld weit entfernt von Yoko. Das Auto ist in einen riesigen Baum gekracht. Die Kühlerhaube ist eingedellt und hat sich um den Stamm gewickelt. Ich rapple mich zum Sitzen auf. Mein Hals fühlt sich nicht an, als wolle er meinen Kopf noch länger tragen. »Wir müssen das Feuer löschen. Mein Auto …«
    Da explodiert es schon. Der Knall zerreißt mir die Ohren. Bevor ich michs versehe, packt der Elf mich und zieht mich an sich. Seine Hände legen sich um meinen Kopf, und er dreht sich, sodass sein Rücken zum Auto zeigt. Es ist, als würde er uns vor der Druckwelle schützen wollen, was wirklich nett von ihm ist, aber ich weiß nicht, warum er sich um mich kümmert, warum …
    »Oh Mann. Oh …« Ich kann nicht einmal anfangen zu atmen. Ich habe seine Jacke im Mund. Sie schmeckt nach Wolle, bitter und eklig. Ich bemühe mich, ein bisschen mehr Freiraum zu haben, damit ich etwas sehe. Orangefarbene und schwarze Flammen schlagen aus Yokos Körper. Woran ich als Erstes denke? An mein Handy. Mein Handy ist da drin. Und mein iPod. Und meine Hausaufgaben. Und mein Laptop. In meinem Kopf pocht es. Ist das normal? Ist es normal, zu denken?
    »Deshalb hasse ich Technik!« sagt er halb murmelnd halb schreiend. »Sie ist wahnsinnig gefährlich.«
    Auf einmal ist mein Kopf ganz klar, und ich bin fuchsteufelswütend. »Was? Das ist doch nicht die Schuld der Technik. Das ist deine Schuld«, schreie ich ihn an. »Du hast mitten auf der Straße gestanden. Wegen dir bin ich überhaupt nur ausgewichen. Wegen dir bin ich gegen

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