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Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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den Baum gefahren.«
    Er gibt einen verächtlichen Laut von sich. Seine Nase zuckt.
    »Warum hast du mitten auf der Straße gestanden?«, will ich wissen und versuche, meinen Arm ruhig zu halten. »Wolltest du mich umbringen?«
    Er antwortet nicht. Ein bisschen Blut sickert durch das graue T-Shirt, das er unter seiner offenen Jacke trägt.
    Ich krabble ein Stück zurück und zucke vor Schmerz zusammen. Dann bleibe ich still sitzen und versuche, meinen Zorn zu unterdrücken. »Du hast mich schon einmal k.o. geschlagen, in meinem Auto. Dann bist du geflohen …«
    Er nimmt ein Stück abgerissenen Sicherheitsgurt von seinem Bein. Ich habe keine Ahnung, wie der dorthinkam.
    »Du bist ohnmächtig geworden. Ich habe die Gelegenheit genutzt und bin gegangen.« Er lächelt. Es ist ein krasses Lächeln. Freundlich und doch nicht freundlich. Schön, aber gefährlich. Fast raubtierhaft. Ich verstehe, warum Nick ihn fast umgebracht hat. Nick … Ich habe die Warnung meines Vaters im Ohr. Dennoch muss ich jemanden anrufen, wenigstens die Feuerwehr.
    »Hast du ein Handy?«, frage ich.
    Er berührt sanft meine Wange. Sanft? »Hab ich, aber du kannst es nicht benutzen. Sonst haben sie meine Nummer.«
    Ich versuche, nicht zurückzuschrecken. »Bitte, ich bin verletzt …«
    Er scheint darüber nachzudenken, dann nickt er. Er drückt ein paar Tasten seines Handys. »Jetzt ist die Nummer unterdrückt. Ich wähle den Notruf.« Dann spricht er in das Handy. »Es hat einen Unfall gegeben. Mit einem Auto. Auf der Route 3 ungefähr eine Meile hinter dem Supermarkt von Bedford. Das Auto brennt. Eine Person ist verletzt, aber nicht lebensbedrohlich.«
    »So. Fertig.« Er klappt das Telefon zu und schaut mich an. »Du bist immer noch ganz blass. Kannst du dich aufsetzen?«
    »Danke.« Ich falle wieder in den Schnee, als er gerade den Arm um mich legen und mich unterstützen will. Sein Arm wird unter meinem Körper eingeklemmt, wie peinlich. »’tschuldigung.«
    »Ich entschuldige mich«, sagt er gleichzeitig. Ich wusste nicht, dass Elfen sich entschuldigen können. Er zieht den Arm vorsichtig unter meinem Körper hervor, sodass es mir nicht allzu wehtut.
    Er scheint in den Wald hineinzuhorchen. »Ich werde gleich aufbrechen müssen, Kleines. Kommst du auch allein klar?«
    »Kleines?« Zorn wallt wieder in mir auf.
    »Ich weiß nicht, wie du heißt.« Er schielt zu mir herab. Seine Augen haben eine wunderbare sattgrüne Farbe wie die Wipfel von Kiefern, aber das ist ein Zauber. In Wirklichkeit sind sie silberfarben wie bei allen Elfen. Nur wegen des Zaubers sieht er aus wie ein Mensch. »Ich sollte deinen Namen wissen, nachdem wir uns gegenseitig gerettet haben.«
    Ich sage ihm nicht, wie ich heiße. Ich will nicht, dass er wie mein Vater meinen Namen flüstert, wenn ich im Wald bin, um mich in die Irre zu leiten. Stattdessen frage ich ihn noch einmal: »Warum hast du mitten auf der Straße gestanden?«
    »Ich habe auf dich gewartet.«
    Ich nicke, als ob das für mich einen Sinn ergeben würde. Tut es aber nicht. »Ich fühle mich nicht gut.«
    »Du stehst unter Schock.« Er drückt seine Finger leicht gegen meinen Arm. »Du bist verletzt. Außerdem bist du ein bisschen blau geworden.«
    »Es ist kalt.«
    Er hebt eine Augenbraue und rutscht in eine andere Position. Als er sich bewegt, zuckt er zusammen. »Ich glaube nicht, dass das der Grund ist.«
    »Bist du verletzt?«, frage ich. »Dein Bauch …«
    »Die Wunde heilt schon. Ich bin noch nicht ganz gesund, aber ich bin dankbar, dass du fragst, und danke dir, dass du mich gerettet hast.«
    Ich mustere ihn. Er sieht so normal aus. Ich versuche, mich auf sein Gesicht zu konzentrieren, seine vom Wind verstrubbelten blonden Haare, seine Augen. Ich versuche, hinter dem guten Aussehen den Elf zu erkennen. »Warum hast du auf der Straße auf mich gewartet?«
    »Ich möchte, dass du mich zu ihnen führst.«
    »Zu wem? Zu den anderen Elfen?«
    »Ja.«
    »Da kannst du lange warten«, sage ich. Ich atme tief ein, und ein stechender Schmerz fährt mir in die Rippen.
    Er legt die Hand hinten an meinen Kopf. »Atme flach. Ich glaube, du hast dir die Rippen geprellt.«
    Wir sind uns so nahe. Sein Gesicht ist nur wenige Zentimeter entfernt. Ich muss schlucken. »Du musst versprechen, meinen Freunden nichts zu tun. Wenn es sein muss, dann tu mir was, aber lass meine Freunde in Ruhe.«
    »Ich werde dir niemals etwas antun.« Seine Augen schauen mich einen Augenblick lang direkt an. »Ich lasse dich nur ungern

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