Finsteres Gold
bisschen der Spannung von ihm abfällt. Seine große Hand liegt auf meinem Hals, und er fängt an, mein Gesicht mit kurzen, leichten Küssen zu bedecken. Gleichzeitig streichelt er meine Wangen. Es fühlt sich so gut an. Auf einmal fühle ich mich so sicher. Aber das kann nicht so bleiben, oder? Natürlich kann es nicht so bleiben.
Ein Feuerwehrauto hält neben meinem Auto. Ich bemerke, dass es nicht rutscht. Ich bin diejenige, die immer in die verschiedensten Richtungen rutscht, weil ich auch diejenige bin, die sich leichtsinnig verhält und es dann nicht zugibt. Feuerwehrleute springen aus dem Wagen und ziehen Schläuche hinter sich her. Einer von ihnen kommt die Straße hinunter auf uns zu.
»Nick, obwohl das alles nur passiert ist, weil ich ihn freigelassen habe«, beginne ich zu erklären, »bedaure ich nicht, dass ich es getan habe. Er wäre sonst gestorben.«
»Und das wäre schlimm gewesen?«, blafft Nick. Er legt den Kopf einen Augenblick zurück und schließt die Augen. Dann beginnt er wieder zu sprechen, und seine Stimme ist jetzt viel sanfter: »Du darfst nicht so nett sein, in deinem eigenen Interesse nicht, Zara. Du musst lernen, weniger nett zu sein.« Er gibt mir einen Kuss auf die Stirn, um seinen Worten den Stachel zu nehmen. »Besonders zu Elfen. Abgemacht?«
Ich nicke, aber ich kann ihm das nicht versprechen. Ich kann nicht sagen: »Abgemacht.« Stattdessen sage ich: »Ich höre auf, nett zu sein, wenn du aufhörst, Risiken einzugehen.«
Er schüttelt den Kopf, aber wir wissen beide, dass ich es so meine, und wir wissen beide, dass keiner von uns einlenken wird, zumindest nicht in nächster Zeit.
Grandma Betty steigt aus dem Krankenwagen, knallt die Tür zu und marschiert mit kraftvollen Schritten über den Schnee, während sie in ihr Funkgerät spricht und ihre Notfalltasche schultert. Nur ein kurzes Flattern ihres Blicks verrät ihre Gefühle. Sie ist im Dienst. Keine Umarmungen jetzt. Sie beugt sich über mich, schwebt über meinem Gesicht und kontrolliert meine Augen. »Die Pupillen sehen gut aus.«
Ich öffne den Mund, um zu sprechen.
Sie legt einen Finger auf dem Mund und bedeutet mir zu schweigen. Die Falten in ihren Augenwinkeln graben sich noch tiefer ein. »Sag mir, wie du heißt.«
»Zara.«
»Wo bist du?«
»In Maine. Oder bei Bewusstsein?«
»Sehr lustig. Netter Sarkasmus, Fräulein. Aber ich weiß schon, von wem du den hast.« Sie fängt an zu lächeln, wird dann aber gleich wieder ganz professionell. »Bist du herausgeschleudert worden?«
Ich verstehe nicht.
»Ich meine, aus dem Auto«, erklärt sie. »Bist du herausgeschleudert worden.«
»Nein.«
Ihre Augen verengen sich, wie immer, wenn sie versucht, sich über etwas klarzuwerden. Der Wind zerzaust ihr graues Haar. »Wie bist du dann hierhergekommen?«
»Ich … ich …«
Ich brauche offenbar zu lange, denn sie unterbricht mich. »Hast du sie hergebracht, Nick?«
Nick schüttelt vorsichtig den Kopf, vermutlich weil er mir nicht zu sehr wehtun möchte. »Ich war nicht da, als es passiert ist. Sie ist getinkert worden.«
Betty nickt rasch und ändert die Gangart. »Was tut weh?«
»Mein Arm. Der, den ich mal gebrochen habe. Mein Brustkorb. Mein Kopf und mein Nacken. Aber es ist nicht so schlimm«, erkläre ich, während Betty den anderen Sanitäter, einen großen Mann namens Keith, anweist, der die Frisur eines Filmstars hat und ein sehr merkwürdiges Kinn. Sie holen eine Trage aus dem Krankenwagen.
»Wir müssen sie tragen«, sagt Betty zu Nick.
»Entschuldigung, ich bin nicht ›sie‹. Ich bin direkt hier. Und ich kann gehen«, beschwere ich mich und versuche aufzustehen.
»Nein.« Betty legt mir eine große, hässliche Halskrause an.
»Ich hab mir nicht den Hals gebrochen«, beharre ich, als sie mich hochheben.
»Ich will kein Risiko eingehen«, erklärt sie. Ihre Stiefel treten hart und unnachgiebig in den Schnee.
Nick wirft mir einen mitfühlenden Blick zu. Er sieht fast aus, als würde er gleich lachen. Ich rümpfe die Nase in seine Richtung, und er muss lächeln.
»Kann ich im Krankenwagen mitfahren?«, fragt er.
Betty denkt einen Augenblick nach.
»Ich kann laufen«, sage ich noch einmal. »Die Leute schauen mich schon an.«
»Feuerwehrmänner sind keine Leute. Sie sind Profis, und es ist ihre Aufgabe, zu schauen. Ja, du kannst mitfahren, Nick«, sagt Betty, und genau in diesem Augenblick halten Issie und Devyn neben uns an. Issie springt aus dem Auto und eilt zu uns.
»Mensch, Zara!
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