Finsteres Gold
Haben die Elfen das getan?«, platzt sie heraus.
Keiths Kopf fliegt herum und sein Mund klappt auf. Er schaut sie erstaunt an: »Elfen?«
»Die Band«, eilt Betty zu Hilfe. »Zara hört immer viel zu laut Musik im Auto. Die Elfen sind eine dieser alternativen Gruppen aus den Achtzigern.«
»Sehr retro«, sagt Is und versucht ihren Fehler wiedergutzumachen. »Old School. Aber hip. Ja. Zara ist ganz schön hip. Zara, hast du dir die Hüfte gebrochen?«
Nicks Hand legt sich auf Issies Schulter. »Hol mal Luft, Is.«
»Luft holen?«
»Einatmen und wieder ausatmen«, sagt Nick ruhig, Die Feuerwehrleute rufen sich laute Kommandos zu. Von Yokos Überresten her erklingt ein heftiges Klopfgeräusch, dann das Scheppern von Metall gegen Metall und das Gurgeln von Wasser in Schläuchen. Nick verlagert sein Gewicht von einem Bein auf das andere und redet weiter mit Issie, als würde nichts anderes passieren. »Und geh vielleicht einen Schritt zurück, damit sie Zara in den Krankenwagen bringen können.«
»Sie kommt in den Krankenwagen?!«, ruft Issie aus. Sie streckt den Arm aus und ergreift meine Hand. »Wir fahren hinterher. Den ganzen Weg. Wir bleiben direkt hinter dir. Mach dir keine Sorgen. Okay? Keine Sorgen.«
»Hol Luft, Issie. Ich bin okay.« Ich lächle und drücke kurz ihre Hand, bevor ich sie wieder loslasse. »Keine gebrochene Hüfte. Keine heftige Gehirnerschütterung.«
»Ich danke Gott für ein kleines Wunder«, murmelt Betty, als sie mich in den Krankenwagen heben. Sie quetscht sich neben mich. Es ist sehr eng hier, voller Instrumente, Schubkästen mit Medikamenten und Nadeln, alles was man braucht, um die Menschen zu stabilisieren und am Leben zu halten, bis sie im Krankenhaus sind. Auch Nick klettert herein. Er muss den Kopf einziehen.
Als Keith sich auf den Fahrersitz schwingt, murmelt Betty leise, sodass nur ich sie hören kann: »Du wirst mir noch genau erzählen, was passiert ist, verstanden?«
Ich versuche zu nicken, aber das ist schwierig mit der blöden Halskrause. »Es tut mir leid wegen des Autos, Gram.«
»Das Auto, Zara, ist meine geringste Sorge«, sagt sie. Dann macht sie etwas für sie ganz Untypisches. Sie beugt sich herab und gibt mir einen Kuss auf die Wange. Ihre Lippen sind trocken und weich. »Du bringst mich noch ins Grab.«
Sie kichert. Ich liege auf dem Rücken und schaue in ihre Gesichter hinauf. Das Neonlicht ist so hell, dass ich jede einzelne Pore erkennen kann und die einzelnen Haare in Nicks Augenbrauen. So viele Menschen sind in diesem Krankenwagen schon gestorben. Einige konnte Betty retten. Sie ist ein Held. Wie Nick, der schon so viele Elfen ganz allein besiegt hat und sich niemals beklagt, sondern nur versucht, alle zu beschützen. Jeder kann ein Held sein, aber ich habe zwei direkt neben mir, und beide lieben mich. Tränen rinnen mir aus den Augen.
Nick beugt sich herab und küsst meine Lider. »Dich zu lieben, Zara, ist ein Fulltime-Job. Es ist eine großartige Aufgabe, versteh mich nicht falsch. Der beste Job im Universum. Aber er ist nicht leicht, denn du tendierst dazu …«
»Dich zu verletzen?«, schlägt Betty vor. »In Schwierigkeiten zu geraten? Ohnmächtig zu werden? Dir die Arme zu brechen?«
»Alles, was aufgezählt wurde.« Nick lacht.
Meine Hand findet Nicks Handgelenk, und ich packe zu. »Vergiss nicht, dass ich hier der Patient bin. Wo sind deine Krankenbett-Manieren? Wo ist dein Mitgefühl?«
»Zara, Mitgefühl ist einfach nur eine gute Ausrede dafür, Grußkarten zu kaufen und betrübt zu schauen und insgeheim zu triumphieren, dass man nicht selbst derjenige ist, dessen Eingeweide raushängen, sodass die ganze Welt sie sehen kann«, sagt Betty.
Die Untersuchung im Krankenhaus ergibt
ein verstauchtes Handgelenk
ein paar geprellte, aber nicht gebrochene Rippen und
ein leichtes Schleudertrauma, das keine Halskrause erfordert.
Gram zieht sich im Krankenhaus um und fährt uns dann in ihrem Pick-up nach Hause. Ich sitze in der Mitte und lehne mich an Nick.
Meinen Oberschenkel presse ich fest gegen seinen. »Gott sei Dank.«
»Gott sei Dank was?«, fragt er. Seine Hand reibt langsam über meine Schulter. Die Berührung lässt mich wohlig schaudern.
»Dass ich keine Halskrause bekommen habe. Ist nicht so einfach, sich mit einer Halskrause zu bewegen, vor allem wenn wir noch zu dem Ball gehen wollen.«
Er lehnt sich zu mir und küsst mich auf die Nasenspitze. »Wenn es jemand kann, dann du.«
Ich neige den Kopf, sodass sich unsere
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