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Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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allein, aber du wirst klarkommen.«
    Er klingt so ernst, als wolle er tatsächlich helfen. »Erzähl mir von der Walküre«, dränge ich. Meine Brust brennt.
    »Ja, irgendwann.«
    »Nein. Jetzt.«
    Er zieht seine Hand hinter meinem Kopf hervor, steht auf und tätschelt meine Schulter, wie eine Mutter es tun würde. Dann sagt er: »Dein Wolf ist gleich da.«
    Ich huste und stoße dann hervor: »Mein Wolf? Woher weißt du das?«
    »Sein Geruch umgibt dich.« Er weicht zurück, als wenn der Geruch schlecht wäre wie gekochter Brokkoli oder so. Einen Augenblick lang kommt er mir ganz jung vor, fast niedlich, als könnte ich den kleinen Jungen sehen, der er einmal war. Das weckt in mir den Wunsch, ihn zu trösten … fast.
    Ich rutsche mühsam näher zu ihm. Mit einer Hand greife ich stützend nach hinten in den beißend kalten Schnee. »Was meinst du mit ›meinem Wolf‹?« Mein Vater hatte mich davor gewarnt. »Er gehört nicht mir. Ich besitze ihn nicht. Menschen besitzen einander nicht.«
    Aber er ist schon fort, der Idiot, einfach mit dem Nebel verschmolzen. Ich hocke allein auf der Schneewehe. Yoko ist nur noch ein brennender Haufen Schrott. In der Ferne höre ich Martinshörner.
    Er hat sich alles schon zusammengereimt, da könnte ich wetten. Elfen sind so: durchtrieben und schlau. Sie sind nicht absolut böse, nur gerade böse genug. Klar.
     
    »Zara!« Nicks Stimme holt mich in die Wirklichkeit zurück. Es ist ein Kampf. Meine Augen öffnen sich. Er steht über mir und verdeckt mir die Sicht. »Ach … Baby.«
    »Alles in Ordnung«, bringe ich heraus. Ich strecke den gesunden Arm aus, um ihn zu berühren. Er sieht so warm aus. Ich sehne mich nach seiner Wärme. »Ich habe Yoko umgebracht.«
    »Ist dir kalt? Du bist ein bisschen blau.« Er richtet mich auf und drückt mich an sein Sweatshirt. Ich schreie vor Schmerz auf, und er lockert sofort seinen Griff. »Baby?«
    »Mein Arm«, keuche ich. »Und meine Rippen.«
    »Es tut mir leid. Es tut mir so leid, dass ich dir wehgetan habe.« Auf seinem Gesicht zeichnen sich Angst und Sorge ab. Ein bisschen Elfenstaub ist auch darauf. »Ich wollte dich nur in den Arm nehmen.«
    »Konntest du ja nicht wissen.«
    Er lässt mich vorsichtig wieder auf den Boden gleiten. Dann streift er seine Jacke ab, stopft sie unter meine Beine und legt sich dann selbst in den Schnee, damit er mich wärmen kann. Die Martinshörner kommen näher. Die Bäume schwanken im Wind. Er riecht nach Wärme, nach dem Aftershave Old Spice und ein bisschen auch nach dem Desinfektionsmittel aus dem Krankenhaus.
    »Es tut mir so leid, Baby.« Er schaukelt langsam hin und her. »Was ist passiert? Bist du auf eine Eisplatte gekommen?«
    »Da war ein Elf. Derselbe … derselbe, den ich befreit habe.«
    Er erstarrt. »Was ist passiert? Was hat er dir getan?« Seine Stimme wird geradezu eisig. »Hat er dich geküsst?«
    »Nichts. Er war … er stand mitten auf der Straße. Ich habe eine Vollbremsung gemacht und bin geschleudert. Dann war da dieser Baum.« Ich versuche mich aufzusetzen, »ich kann mich schon hinsetzen. Es tut nur ein bisschen weh.«
    »Bleib.« Nick untersucht mich. »Kann ich deine Jacke aufmachen?«
    »Ja.«
    Er dreht mich herum, sodass ich fast auf seinem Schoß liege. Er öffnet den Reißverschluss meiner Jacke und zieht mein Laufshirt und die Unterwäsche an meinem Hals ein Stückchen nach unten. »Du hast Prellungen«, sagt er. »Kommen die Martinshörner zu dir? Hast du 911 angerufen?«
    »Er hat angerufen. Mein Handy ist da drin.« Ich zeige auf Yoko. »Genau wie mein Laptop und mein iPod und …«
    »Er hat angerufen? Der Elf?«, unterbricht Nick mich.
    »Er hat mich gerettet. Er hat mich aus dem Wagen gezogen, bevor er in Flammen aufging.«
    Nick knurrt. Sein Rücken wird ganz steif, und sein Kopf fliegt nach oben. »Er hat dich nicht gerettet. Er hat deinen Unfall verursacht. Er hat dich wahrscheinlich nur deshalb in Ruhe gelassen, weil du so verletzt bist, dass er dich nicht küssen und verwandeln konnte.«
    »Das stimmt nicht. Er möchte wissen, wo die anderen Elfen sind. Ich glaube, er will sie befreien.«
    Nick stöhnt. »Das ist alles meine Schuld.«
    Ich rücke dichter an ihn heran und lege meinen gesunden Arm um seinen Hals, obwohl er vor Zorn zittert. Die Wut pulsiert in ihm. Ich möchte nicht streiten. Ich bin zu müde, um zu streiten. »Es ist nicht deine Schuld. Es ist alles in Ordnung.«
    Nick atmet in kurzen, abgehackten Zügen ein, und ich merke, dass ein kleines

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