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Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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Eselsohrs an einer Seite einen Stich im Magen. Einen Menschen zu verlieren, den man liebt, bleibt nicht ohne Folgen. Der Verlust gräbt sich in dein Inneres und wird zu einem großen, tiefen Loch, das nur aus Schmerz besteht. Auch wenn du offiziell nicht mehr trauerst, verschwindet das Loch nicht einfach auf wundersame Weise. Ich möchte nicht, dass dieses Loch größer wird. Ich möchte nicht noch jemanden verlieren.
    Rasch blättere ich die Bücher durch, finde aber nichts. Also schiebe ich den letzten Band zurück ins Regal. Dort stehen noch andere Bücher, und ich sollte auch die durchsehen, aber ich darf nicht zu spät in die Schule kommen. Ich ziehe einen Kurzgeschichtenband von H. R Lovecraft heraus. Auf dem Cover ist ein Ungeheuer abgebildet, das sich tief im Innern einer schrecklichen Höhle verbirgt und direkt aus der Hölle zu kommen scheint. Die Höhle befindet sich unter einem Grabstein.
    »Gruselig«, murmle ich.
    In diesem Buch finde ich ein paar Notizen. Die erste lautet: »AB ERLEGEN SKI WUT.«
    Die zweite ist länger: »GNADE WC REH ALLAH TAL WER HUF BIBER ECKE DU REUE OBST REIF.«
    Absolutes Kauderwelsch. Ich klemme mir das Buch unter den Arm und nehme es mit hinunter. »Großartig. Vielen Dank, Dad«, sagte ich in den Raum hinein.
     
    Unten hat Betty am Kühlschrank eine Nachricht für mich hinterlassen:
     
    Habe Frühschicht. Nimm deine Schmerzmittel. Aber verkauf sie nicht in der Schule. SCHERZ! Mehr oder weniger. : - )
     
    Mein Löffel fällt mir aus der Hand. »Mist.«
    Er landet scheppernd auf dem Fußboden. Ich bücke mich, und als ich mich aufrichte, ist mir ganz schwindelig. Ich muss mich mit einer Hand am Kühlschrank abstützen. Den Löffel werfe ich in die Spüle. Metall trifft auf Metall. Alle Organe in meinem Körper scheinen zu erzittern. Beim Blick aus dem Fenster wird mir kalt. Dort draußen ist nichts, nur Schatten. Ich versuche, meine Angst aufzudröseln, und schütte mir ein paar Schokopops in eine Schüssel. Die knusprigen Dinger fühlen sich in meinem Mund merkwürdig geschmacklos an. Ich schaue nach, ob der Verschluss meines Fußkettchens richtig zu ist. Alles in Ordnung.
    »Es gibt nichts, worüber ich mir Sorgen machen müsste«, verkünde ich.
    Der Kühlschrank brummt in seliger Ahnungslosigkeit. Das ist die einzige Antwort.

Elfen-Tipp
    Elfenaugen stehen ein bisschen schräg.
     
    Nick hat mich die ganze letzte Woche mit dem Auto zur Schule gefahren. Das ist sehr schön, denn wir verbringen auf diese Weise mehr Zeit miteinander, und ich kann sicherstellen, dass er nicht von einem bösartigen Elfenkönig ermordet wird. In Wahrheit sind wir jedoch beide eher Morgenmuffel und machen die ganze Fahrt über eigentlich nichts anderes, als vor uns hin zu brummen und zu gähnen.
    Er parkt seinen Mini und schnappt meine Sachen. Manchmal hat ein verstauchtes Handgelenk durchaus auch seine Vorteile. Aber die Verletzung heilt gut. Die Schiene ist weg, und ich trage nur noch einen Verband.
    »Musst du eigentlich jeden Abend alle Bücher mit nach Hause nehmen?«, fragt er und wirft sich meine neue Tasche – die alte starb einen feurigen Tod – über die Schulter.
    »Jep.« Ich lächle ihn an.
    Er beugt sich herab, damit er mir ins Ohr flüstern kann: »Du kannst von Glück sagen, dass du so süß bist, Baby.«
    Ich winke Paul und Callie zu. Sie gehen miteinander und sind in unserem Kunstkurs. Sie tragen beide einen grün gefärbten Irokesenschnitt, was irgendwie retro ist, aber auch sehr süß. Jil und Stephanie halten Händchen und sehen deutlich nach Morgenmenschen aus. Sie sind bis über beide Ohren verliebt. Eigentlich sind wir von lauter Turteltäubchen umgeben, allerdings müssen sie nicht befürchten, dass ihre bessere Hälfte von Elfen ermordet wird, nur weil sie sind, wer sie sind … oder eben auch nicht.
    Ich laufe dichter neben Nick und lege ihm meinen gesunden Arm um die Taille. Kurze Zeit später erreichen wir die Glastüren am Eingang der Highschool. Nick hält mir die Tür auf. Heizungswarme Luft und viel Lärm schlagen uns entgegen. Auch Paul und Callie sowie Jill und Stephanie lässt Nick noch durchgehen.
    »Wir sind spät dran«, sagt Jill. Sie nickt anerkennend. »Deine Jeans gefallen mir. Toll.«
    »Danke«, antworte ich, während ich zugleich Issie entdecke, die gerade die Rampe zum ersten Stock hinaufgeht, wo Devyn steht. Ihre dünne Bluse flattert.
    »Issie! Devyn!«, rufe ich laut.
    Devyn dreht sich um und winkt lächelnd. Er sitzt nicht im Rollstuhl,

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