Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
Vom Netzwerk:
unkontrollierbar, unplanbar. »Was …«
    »Mit dir los ist?«, beendet er meinen Satz. »Ich weiß es nicht genau. Aber ich denke, du reagierst auf mich. Dein Elfenblut spricht auf meine Gegenwart an. Es gibt nicht sehr viele Halbblütler wie dich, Zara. Das ist nicht erlaubt, und es gibt keinen einzigen, der von einem König abstammt. Was hier passiert ist praktisch ohne Beispiel.«
    »In der Nähe meines Vaters bin ich nicht blau geworden.« Ich zucke zusammen.
    »Das liegt daran, dass er dein Vater ist. Es wäre … äh … wenn du dich auf diese Weise zu ihm hingezogen fühlen würdest.« Er sagt das unbeholfen, ohne seine vorherige Selbstsicherheit. »Ich glaube, etwas in meinem Blut fordert etwas in dir heraus. Wir ziehen einander an.«
    Ich schüttle den Kopf. »Ich fühle mich nicht zu dir hingezogen. Ich liebe Nick.«
    »Nick«, brummt er. »Der Wolf heißt also Nick.«
    »Tu ihm nichts.« Ich stöhne, weil mir durch die Bewegung alles wehtut. »Ich bring dich um, wenn du ihm etwas antust.«
    Er bleibt kurz stehen. »Ich werde nur tun, was ich tun muss, Zara.« Einen Augenblick lang schweigt er. Ich lasse ihn nachdenken. Dann sagt er: »Was im Augenblick zählt, das bist du, deine Haut. Deine Augen fokussieren nicht.«
    »Verwandle ich mich?«, wispere ich. »Verwandle ich mich in eine von euch?«
    Er geht mit großen Schritten durch den Wald. Wenn die Bäume zu weit in unseren Weg hereinragen, weicht er zur Seite aus. Er ist anmutig und stark zugleich. »Nein, das glaube ich nicht. Du musst geküsst werden. Außerdem riechst du immer noch sehr angenehm nach Mensch. Ich bin mir allerdings nicht ganz sicher. Ich werde versuchen, es herauszufinden.«
    In meinem Kopf blitzt die Erinnerung daran auf, wie Ian versucht hat, mich zu küssen. Er hatte mich entführt, hatte versucht, mich zu verwandeln, damit er meinen Vater niederringen und seine Macht an sich reißen konnte.
    »Du wirst mich nicht küssen«, sage ich und trommle mit den Fäusten gegen seine Brust, um meinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Versprich es. Versprich mir, dass du mich nicht küsst.«
    Sein Mund verzieht sich wieder zu diesem Lächeln, ein bisschen verschmitzt, ohne dass die Zähne zu sehen sind. Mit diesen Falten sieht sein Gesicht fast glücklich aus, wenigstens nicht mehr so traurig. »Das kann ich dir nicht versprechen, aber ich verspreche dir, dass ich dich nur küsse, wenn du es selbst willst.«
    »Das wird niemals geschehen. Niemals«, sage ich und zeige mit dem Finger auf ihn. »Und dass du Nick nichts antust.«
    »Schon gut.« Er lacht, und ich drehe den Kopf weg und betrachte meine Hände. Sie sind fast ganz blau. Die Finger liegen gespreizt auf dem dunklen Wollstoff seiner Jacke. Dann ballen sie sich zu Fäusten und zittern.
    Das ist das Letzte, was ich sehe: meine blaue, zitternde Haut.
     
    Ich erwache in Issies Auto. Er hat die Hintertür geöffnet und mich auf die Rückbank gelegt. Meine Hand berührt einen alten Französischtest von Issie, zerknittert und schmutzig, als ob jemand draufgetreten wäre und ihn dann weggeworfen hätte.
    Der Elfenjunge schaudert. Er steht draußen neben der Tür. Behutsam legt er mir die Hand auf den Arm: »Bleib noch liegen. Du bist ohnmächtig geworden. Ich glaube, ich bin mehr, als du in deinem derzeitigen Status als Mensch verkraften kannst.« Er zwinkert mir zu wie ein richtiger Idiot, eine Art Elfenaufreißer. »Ich hab dich nicht in die Rettungsstation gebracht, weil ich keine Lust auf ein Blutbad habe. Du solltest ein bisschen abwarten, bis du nicht mehr ganz so himmelblau bist.«
    Er streckt den Arm aus und berührt mein Gesicht nur mit den Fingerspitzen. Ich zittere, und ein Schauder überläuft mich.
    »Ich kann Autos auch nicht leiden. Das geht uns allen so«, sagt er.
    »Ich hab nicht deshalb gezittert«, beharre ich, setze mich auf, schwinge meine Beine nach draußen und versuche, nicht zu zittern. »Vermutlich sollte ich mich bei dir dafür bedanken, dass du mich hergebracht hast, statt mich zu verwandeln oder mich aufzufressen oder so.«
    Er lässt den Kopf ein bisschen sinken, aber dann spannen sich seine Muskeln wieder an. »So spiele ich nicht.«
    »Spielen?« Meine Hand tastet über das Polster auf der Rückbank, stützt sich auf den alten Test, zerknittert ihn noch ein bisschen mehr.
    »Eigentlich spiele ich gar nicht. Nicht auf diese Weise. Wir sind nicht alle so.«
    »Wie seid ihr nicht alle?«, frage ich
    »Wie dein Vater.«
    »Du wiederholst dich.«
    »Weil du mir

Weitere Kostenlose Bücher