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Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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nicht glauben willst.«
    Seine Gesichtszüge verändern sich wieder, und ich erhasche einen Blick auf das Blau unter seiner Haut. Ich nehme das Blatt mit dem Test und versuche, es glatt zu streichen, damit es nicht mehr so zerknittert und abgenutzt aussieht. Ich falte es, lege bewusst sorgfältig die Kanten aufeinander, bevor ich falte, einfach nur, damit meine Hände etwas zu tun haben. Schließlich sage ich: »Ich verstehe nicht, was du meinst.«
    Seine Hände neben meinen Knien zucken. Er erinnert mich an die Boxer von früher: strotzend vor Kraft unter Haut und Worten. »Wenn ich dich töten wollte, dann wärst du bereits tot.«
    Mein Kopf fährt hoch, und meine Finger packen seine Handgelenke. Der Test fällt aus dem Auto in eine überfrorene Schlammpfütze: »Du tust niemandem etwas. Kapiert? Auch meinem Vater nicht. Du tust ihm nichts.«
    »Nicht ich bin es, der dir Sorgen machen sollte.«
    Ich schüttle den Kopf. »Was? Was meinst du damit? Natürlich bist du derjenige, der mir Sorgen macht.«
    Er bewegt sich nur ein kleines bisschen, und meine Finger fallen von seinen Handgelenken. Dann steht er auf und geht einfach weg, immer noch aufrecht, aber anders als zuvor. Seine Haltung strahlt fast eine gewisse Demut aus. Keine Ahnung. Ich verstehe gar nichts mehr.
    »He! Hast du auch einen Namen?«, rufe ich hinter ihm her. Meine Stimme ist schwach, aber sie stoppt ihn.
    Er dreht sich um. Diesmal lächelt er breit und entblößt perfekte weiße, ebenmäßige Zähne. Sein ganzes Gesicht verwandelt sich in etwas Wunderschönes, genauso wie Nicks Gesicht sich verändert, wenn er lächelt. »Astley.«
    Ich stelle meine Füße auf den Boden und wiederhole: »Astley?«
    Er hebt lächelnd die Schultern: »Wir können uns unsere Namen nicht aussuchen, leider.«
    »Was bedeutet das? Bedeutet es überhaupt irgendwas?«
    »Stern.« Er dreht sich um und verschwindet im Wald, als ob er nie da gewesen wäre.
    »Warte! Kannst du mir sagen, wer oder was Walküren sind?«, rufe ich ihm hinterher.
    Keine Antwort. Ich lasse mich auf den Rücksitz fallen und schaue zu, wie meine Haut langsam wieder blass wird. Fast so, als wäre nichts gewesen. Fast.
    »Ich werde dich niemals küssen«, flüstere ich. »Ich werde niemanden küssen – nur Nick.«
    Natürlich hört mich niemand.

Elfen-Tipp
    Elfen essen nicht nur Pollen und Honig. Keineswegs.
     
    Daheim in Charleston hatte ich total anuptaphobische Freunde. Sie hatten Angst, richtig schreckliche Angst, nicht Teil eines »Paars« zu sein. Sie fürchteten sich so sehr vor dem Singledasein, dass sie einfach mit jedem ausgingen, der einen Puls hatte, oder mit allem, was atmete, nur um sicher zu sein, dass sie nicht Single und allein waren. Ich habe das nie verstanden. Ich hätte ihnen am liebsten einen – natürlich gewaltlosen – Knuff verpasst und ihnen gesagt, dass es keineswegs besser ist, mit einem Fußballer auszugehen, der mit seiner Mutter Klebstoff schnüffelt und mit dem Mädchen aus der Band vögelt, das sich Schorf von den Ellbogen kratzt, als allein zu sein, vor allem wenn sein Atem immer, ausnahmslos immer nach Blauschimmelkäse-Dressing riecht.
    Ich war nie so. Aber seit ich Nick kenne, kann ich ihre Angst irgendwie verstehen. Der Gedanke, dass du jemanden nie wieder küsst, dass du vielleicht nie wieder von starken Armen umschlossen wirst und den Duft von Seife und Kraft und Wald einatmest. Dass du nie wieder die Worte »Ich liebe dich« hörst und nie wieder jemanden hast, der das wirklich ehrlich meint.
    Ich steige aus Issies Auto aus. Meine Füße finden einen stabilen Untergrund, aber ich schwanke immer noch ein bisschen. Ich stütze mich am Auto ab, und meine Finger werden schmutzig. Issies Auto muss in die Waschanlage. Ich auch. Ich raffe mich auf und rutsche zurück zur Rettungsstation. Als ich nach dem Türknauf greife, fliegt die Tür auf.
    Nick schaut mich an. Ich werde aus seiner Miene nicht schlau, und das finde ich ätzend. Seine Pupillen scheinen sich ein bisschen zu verändern. Sie werden ovaler, wie die eines Wolfes. Seine Stimme klingt abweisend. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja, danke.« Ich schlucke. »Tut mir leid, dass ich so ein Theater gemacht habe.«
    »Schon gut. Du … du … du … hast gerade eine Menge um die Ohren.«
    Er streckt die Hand zu mir aus, aber Issie drängelt sich an ihm vorbei, kommt zu mir und sagt in ihrem Singsang-Ton: »Sie schämt sich. Es ist vollkommen in Ordnung, dass du dich schämst, Zara, aber deine Gefühle sind

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