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Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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gibt.«
    Ich ziehe meine Armel wieder herunter. »Und warum hat mir niemand ein Wort davon gesagt?«
    Alle schauen Devyn an. Er sitzt mit einem erstaunlich ruhigen Gesichtsausdruck auf einem Klappstuhl. »Weil sie mich schützen.«
    Ich widerstehe dem Drang, gleich zu fragen, warum, und warte stattdessen, dass er es mir von sich aus sagt.
    Er setzt sich aufrechter hin und sagt: »Meine Eltern sind nicht gerade die normalsten Menschen, und mein Zuhause ist ein Saustall.«
    »Schlimmer als ein Saustall, wirklich«, bestätigt Issie. »Kannst du dir das Gegenteil von Sauberkeitsfimmel vorstellen? Genau so sind sie. Nichts für ungut, Dev.«
    Langsam streckt er die Beine vor sich aus. »Ich nehme niemanden mit zu mir nach Hause außer Is und Nick. Ich habe das noch nie getan.«
    »Und es hat Jahre gedauert, bis ich kommen durfte«, erzählt Nick.
    »Er hat mich zuerst mal verprügelt.« Devyn lächelt. »Das war in der siebten Klasse. Wir sind seit dem Kindergarten miteinander befreundet.«
    Ich muss schlucken. Ich verstehe das, aber ich habe trotzdem das Gefühl, die Neue zu sein, der man nicht vertraut, als würde ich nicht zum Rudel dazugehören. Ein Teil von mir möchte die beleidigte Leberwurst spielen, aber ich reiße mich zusammen und sage: »Wie sieht meine Haut aus, Gram?«
    Sie beugt sich herüber und schaut mir in die Augen. Ihre starken Hände liegen auf meinen Schultern. »Niemand wird sich darüber aufregen. Wir werden das gut vertuschen. Du meinst, die Farbe verblasst schon?«
    »Sie ist schon sehr stark verblasst«, antwortet Nick.
    »Wann hat es angefangen?«, fragt sie und lässt meine Schultern los.
    Ich lehne mich gemütlich an Nicks Brust zurück. Sie ist stark und gut.
    »Kannst du es ihr sagen?«, bitte ich.
    Er legt einen Arm um mich und erzählt ihr von dem komischen Gefühl, das ich hatte. Er erzählt, wie Issie und ich meinen Vater aus dem Haus geholt (und ihn wieder zurückgebracht) haben und was er über die anderen Elfen gesagt hat.
    Sie hört sich alles genau an, bevor sie etwas sagt, und als sie dann spricht, schüttelt sie den Kopf.
    »Das ist schlecht.« Sie wirbelt zu mir und Issie: »Ich kann es nicht fassen, was ihr da getan habt. Ihr könnt einem Elf nicht trauen.«
    »Dann könnt ihr auch mir nicht trauen?«, frage ich.
    »Du bist kein Elf. Du bist ein Mensch.« Sie lässt ihren Medikamentenkoffer zuschnappen.
    »Genau, und warum ist dann meine Haut blau?« Mein Magen droht, ein Loch in meine Haut zu drücken und meinen Körper unter Protest zu verlassen.
    »Zara …« Nicks Stimme klingt drohend.
    »Sie ist nur traurig«, verteidigt Is mich. »Oder vielleicht sind es auch die Schmerzmittel.«
    »Die wirken sich auf die Stimmung aus«, stimmt Devyn zu.
    »Ich bin nicht traurig. Ich bin wütend, weil mir niemand zuhört.« Meine Hände ballen sich zu Fäusten. »Dass du es nicht wahrhaben willst, Nick, heißt nicht, dass es nicht wahr ist. Ich kann mich gut an deine Reaktion erinnern, als du erfahren hast, wer mein Vater ist. Ich erinnere mich daran, wie du weggelaufen bist, ja? Ich weiß, wie sehr du Elfen hasst, und wenn ich ein Elf bin, dann bedeutet das, dass du …«
    Seine Hände strecken sich nach mir aus, aber sie sind zu Fäusten geballt. »Zara …«
    »Sag. Einfach. Nichts.« Ich trete einen Schritt zurück und starre sie alle an. »Niemand soll etwas sagen. Das ist nicht euer Problem. Das ist mein Problem. Ganz allein mein Problem. Ich bin hier die Missgeburt. Ich.«
    Betty fängt an zu lachen. »Zara, denk mal darüber nach, zu wem du das sagst.«
    »Ihr seid Werwesen. Außer Issie. Aber Werwesen sind keine Elfen. Sie sind nicht durch und durch böse, oder?« Ich schreie. Ich greife nach dem Türknauf des Notausgangs und versuche ihn zu drehen. Trotz meiner zitternden Finger gelingt es mir schließlich.
    »Zara, Schätzchen, wohin willst du denn?«, fragt Issie. Sie kommt einen Schritt auf mich zu.
    »Nein.« Ich reiße die Tür auf. Kälte strömt herein. »Ich gehe, okay? Ich gehe einfach weg.«
    Ich stürme durch die Tür, schlage sie hinter mir zu und renne über den Parkplatz zu dem matschigen Streifen, wo der Wald beginnt. Bevor die Tür ins Schloss fällt, höre ich, wie meine Großmutter sagt: »Lasst sie gehen. Sie muss allein sein. Sie ist schon immer so, seit sie …«
    Ich renne weg, stolpere durch den Matsch und halte auf den Wald zu. Ich laufe weg, aber die Wahrheit ist, dass ich keinen Ort habe, wohin ich laufen könnte.

Elfen-Tipp
    Elfen rufen nach dir

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