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Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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etwas, das kürzer ist und haariger. Ich traue mich nicht einmal zu flüstern, sondern schiebe mich an die Wand zurück. Die Nähte von Nicks Hose reißen. Ich schaue nicht hin. Nein, ich schaue nicht hin. Während er sich verwandelt, ist er verletzlich und angreifbar. Und ich bin auch verletzlich und angreifbar. Ich lasse den Blick durch das Zimmer wandern, ob ich etwas Bedrohliches entdecken kann, immer bereit, ihn zu beschützen.
    Nick knurrt irgendwo unten auf dem Fußboden. Auch wenn ich weiß, dass er mir nichts tut, stellt sich in meinem Magen etwas auf den Kopf. Offenbar hat man uns entdeckt. Ich schnippe mit den Fingern, damit er näher zu mir herankommt, auch wenn er mich dafür später rügen wird. Er hasst es, wenn ich ihn wie einen Hund behandle. Dennoch steht er auf und drängt sich an mein Bein.
    »Was ist?«, flüstere ich.
    Er antwortet mit einem leisen Knurren. Seine Ohren legen sich flach an seinen Kopf, und er bleckt die Zähne. Seine Augen sind fest auf die nächst gelegene Tür gerichtet.
    Ich wühle meine freie Hand in das dichte Fell auf seinem Rücken. Die Muskeln zittern, bereit zum Sprung, zum Angriff. Meine Finger sehnen sich nach einem Halsband, nach etwas, an dem ich ihn festhalten kann, damit ihm nichts passiert.
    Die Tür fliegt auf.
    »Oh, Zara, oder soll ich ›Prinzessin‹ sagen? Immer noch Mensch?«, sagt der Elf. Er ist groß, blass, dunkelhaarig und älter, als wir sind. Er leckt sich mit einer blutigen Zunge die Lippen. Er ist nicht Astley, und er ist nicht mein Vater. Er ist ein völlig fremder Elf, und er strahlt Macht aus. »Aber nicht mehr lang. Schau dir diesen entzückenden Blaustich an. Bald ist es soweit.«
    Ich schaue nicht auf meine Arme oder meine Hände. Ich schaue direkt in seine Augen.
    »Willst du vielleicht nach deinem Papi sehen?« Er lächelt.
    Nicks Rückenmuskeln spannen sich an. Mein Herz sinkt. Zwischen meinen Fingern ist kein Fell mehr. »Nein, Nick! Bleib da.«
    Nick springt über das Bett und pflügt in den Elf, der sich ebenfalls nach vorn gestürzt hat. Sie stoßen in der Luft zusammen, Fell trifft auf Fleisch. Nicks Kiefer schnappen auf und zu, und auch der Elf öffnet den Mund, um seine Zähne zu zeigen. Beide bewegen sich so schnell, dass ihre Umrisse verschwimmen. Die Wucht des Zusammenpralls lässt sie zur Seite fallen. Sie brechen durch ein Fenster und sind verschwunden.
    »Nick!« Meine Stimme ist ein Schrei.
    Ich renne stolpernd zum Fenster. Nick und der Elf kämpfen unten vor dem Haus. Aber ich kann nicht hinunterspringen, es ist zu hoch. Ich wirble herum. Aus dem Badezimmer dringt ein Stöhnen: »Zara.«
    Mein Vater schleppt sich zur Tür. Aus einer tiefen Schnittwunde am Hals tropft Blut. Auch seine dunklen Haare sind blutverschmiert. Nach Luft ringend, strecke ich die Hand aus.
    »Lass mich. Ich bin okay. Zara …« Seine Stimme bricht.
    »Was ist los?« Ich fasse ihn am Arm und ziehe ihn auf das Bett, obwohl ich die ganze Zeit eigentlich viel lieber hinuntergehen und Nick helfen möchte.
    »Sei vorsichtig. Warne deine Mutter vor mir, wenn ich …«
    Ich nicke. »Bleib hier. Ich bin gleich wieder da.«
    Unsere Blicke begegnen sich. Er schaut weg.
    Ich renne so schnell die Treppe hinunter, dass es sich anfühlt, als würde ich fliegen, und stürze in den Garten hinaus, wo der Wolf und der Elf sich gegenüberstehen. Beide sind erschöpft und bluten. Der Ausdruck in ihren Augen ist wild und tödlich. Der dunkelhaarige Elfenkönig lächelt. Klauen blitzen auf, wo Fingernägel sein sollten. Der Wolf lahmt.
    »Nick!« Der Schrei verlässt meinen Mund, bevor ich es überhaupt merke, und Nick schaut eine Sekunde zu mir herüber. Mehr braucht der Elfenkönig nicht.
    Aberwitzig scharfe Zähne graben sich in Nicks Fell und reißen an seinem Hals. Nicks Zähne packen den Arm des Elfs, aber das ist nicht genug. Die Klauen des Elfs krallen sich in Nicks Brust fest und reißen ihn zu Boden. Nicks Körper zieht sich krampfhaft zusammen, und aus seinem Hals spritzt Blut. Angst überwältigt mich.
    »Nein!« Ich renne los, und meine Füße brechen knirschend in den Schnee ein. Ich packe eine Eisenstange und bringe mich zwischen dem Elf und Nick in Stellung.
    Der Elf zieht einen Mundwinkel hoch zu einem langsamen, hochmütigen Lächeln. »Wie lustig. Eine Eisenstange in der einen und ein Messer in der anderen Hand.«
    Nick liegt bewegungslos neben mir im Schnee. Ich höre einen leisen Wolfslaut und dann einen langen, schnaubenden Atemzug.
    »Du tust ihm

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