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Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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nichts.« Ich hebe die Stange höher. »Kapiert? Du tust ihm nichts. «
    »Ach, du furchterregendes Menschenmädchen. Ich zittere vor Angst.« Der Elf lacht und stürzt sich trotz seines blutenden Arms auf uns.
    Ich schlage mit der Stange zu. Sie trifft den Elf auf dem Kopf, und er weicht zurück. Eine große Brandwunde verunziert seine blasse, makellose Haut. Seine Hand fährt zu seinem Kopf hinauf.
    »Das werde ich nicht vergessen«, sagt er. Er lächelt anmaßend und erinnert mich einen Augenblick lang an meinen Vater. »Prinzessin.«
    »Schluss jetzt mit dem Prinzessinnen-Scheiß!« Ich hole weder mit der Stange aus und stelle mich vor Nicks schlaffen Körper. Die Stange liegt ruhig in meiner Hand. Mein verstauchtes Handgelenk pocht, aber das Adrenalin in meinem Körper hält mich auf den Beinen. Meine Stimme klingt ebenfalls ruhig, und einen Augenblick lang erkenne ich sie gar nicht, obwohl sie aus meinem Mund kommt. »Wenn du willst, gebe ich dir noch mehr, das du nicht vergessen wirst.«
    Seine Augen werden größer, aber auch sein Lächeln wird breiter. Er weicht einen Schritt zurück und hebt die Arme zum Himmel. »Ich werde zurückkommen und holen, was mir gehört.«
    Aber ich will nicht, dass er geht. Ich möchte ihm wehtun, und wieder kommt diese höhnische, harte Stimme aus meinem Mund: »Warum gehst du jetzt, ha? Warum nimmst du mich nicht einfach gleich mit?«
    Sein Kopf neigt sich leicht in meine Richtung, nur nach rechts. Er blutet ziemlich heftig an den Ohren und am Hals. »Es gefällt mir besser, dich hierzulassen, damit du zuschauen kannst, wie dein Wolf stirbt. Ich liebe melodramatische Szenen. Und dich werde ich schon noch holen, keine Bange.«
    Er schießt in den Himmel hinauf und ist verschwunden. Nick gibt ein leises Stöhnen von sich, das mir fast das Herz bricht. Ich lasse die Stange fallen, lasse mich selbst fallen und nehme Nicks schweren Wolfskörper in meine Arme.
    »Es tut mir so leid, dass ich dich nicht beschützen konnte«, flüstere ich. »So leid.«
    Seine zerfetzte Brust hebt und senkt sich. Ich berühre seine Rippen. Bestimmt ist mindestens eine gebrochen. Seine großen braunen Augen öffnen sich langsam und schauen mich vorwurfsvoll an. Eine Träne fällt auf seine Nase. Sie stammt von mir. Seine Zunge fährt heraus und berührt sanft meine Wange. Ich reiße mir die Jacke herunter und drücke sie gegen die Wunde an seinem Hals.
    »Ich wollte dich nicht verletzen«, sage ich. »Ich wollte nicht, dass irgendetwas dich verletzt.«
    Er versucht den Kopf zu heben, aber er sinkt wieder zurück. Wieder schließt er die Augen und gibt sich der Bewusstlosigkeit hin, wie er sich sonst nie irgendetwas hingeben würde. Ich bette ihn in den Schnee, ziehe mein neues Handy aus der Tasche und gebe Issies Kurzwahlnummer ein, aber natürlich habe ich kein Netz. Blöde Granitberge und schlechte Funkmasten.
    Ich rutsche ein bisschen näher und versuche, Nick auf meinen Schoß zu ziehen, damit ich mehr Druck auf seine Wunde ausüben kann. »Ich bring dich hier raus«, flüstere ich ihm zu. »Ich versprech es dir.«
     
    Wenn Elfen sterben, verlieren sie den Zauber, der sie aussehen lässt, als hätten sie menschliche Haut. Im Tod ist ihre Haut hellblau und von feinen Ranken durchzogen, die an Efeu erinnern, und dazwischen schlängeln sich dunklere Venen an ihren Armen entlang und über ihr Gesicht. Es sieht auf eine ernste, fremde Art wunderschön aus.
    Um Nick hier rauszubekommen, muss ich an einigen Leichen vorbeigehen, ich muss ins Haus zurück und etwas finden, womit ich ihn ziehen kann, denn ich bin nicht so stark, dass ich ihn zum Schneemobil tragen kann, und wegen der Eisenstangen und des Stacheldrahts kann ich mit dem Schneemobil nicht direkt ans Haus fahren.
    Ich betrete das Haus und lausche. Nichts rührt sich. Kein Stöhnen ist zu hören. Nur Tod.
    »Dad?«, rufe ich die Treppe hinauf, die mit einem roten Blumenteppich belegt ist, auf dem jetzt tote Elfen liegen.
    Nichts.
    Ich habe ihn noch nie Dad genannt.
    »Elfenkönig?«
    Ich renne die Treppe hinauf und versuche dabei, nicht auf bläuliche Arme und Beine und in Blutlachen zu treten. Dann stürze ich durch den Flur und in das Schlafzimmer hinein. Er ist weg.
    »Großartig«, murmle ich. »Echt nett. Mich einfach so im Stich zu lassen. Das gibt noch eine Nominierung für den Daddy des Jahres.«
    Ich ziehe die Daunendecke vom Bett, lege sie mir um die Schulter und rase die Treppe hinunter zurück nach draußen. Nick liegt immer noch in

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