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Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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seiner Wolfsgestalt reglos im Schnee, und seine Wunde blutet.
    Nachdem ich die Daunendecke auf dem Boden ausgebreitet habe, versuche ich, ihn so vorsichtig wie möglich draufzuziehen, aber das ist sehr schwer. Er schaut mit schmerzerfüllten braunen Augen zu mir auf. Dann blinzelt er. Seine Lefzen hängen schlaff herunter und seine Augen scheinen vor Scham zu schmerzen, als ich sein Hinterteil auf die Decke hebe.
    »Es tut mir so leid«, flüstere ich. »Ich versuche, vorsichtig zu sein. Ich verspreche es.«
    Er knurrt, aber nur ein kleines bisschen, irgendwie freundlich.
    Ich schaue, ob er ganz auf der Decke liegt, packe zwei Zipfel und ziehe.
     
    Aristoteles schrieb: »Wir führen Krieg, damit wir in Frieden leben können.«
    Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Keine Ahnung. Alle Kriege, alle Gefahren schienen immer weit weg zu sein. Aber ich gerate nicht in Panik, jetzt wo die Gefahren da sind. Ich arbeite systematisch, auch wenn mein Gesicht bestimmt weiß ist vor Angst. Mein Herz gleicht einem Trommelsynthesizer, es schlägt wie wild. Während ich angestrengt arbeite, suche ich den Himmel mit den Augen nach Verfolgern ab, nach Elfen mit scharfen Zähnen, nach Frauen mit schwarzen Schwanenschwingen.
    »Halt durch«, fordere ich Nick auf. »Halt durch. Ich bring dich hier raus.«
    Ich baue aus Eisenstangen und der Daunendecke eine Art Schlittenanhänger, den ich mit Ketten an dem Schneemobil befestige. Meine Finger sind vor Kälte gefühllos, sodass ich ungeschickter bin als sonst, aber schließlich klappt es.
    »Alles in Ordnung bei dir?«, frage ich, aber er antwortet nicht. Auch sein Winseln ist kaum noch zu hören. »Es wird alles gut«, sage ich trotzdem zu ihm. »Wir haben nur dieses eine Leben, deshalb muss alles gut werden.«
    Sein Körper bäumt sich nach Luft ringend auf. Seine Augen öffnen sich und schließen sich wieder. Ich vergrabe meine Hand in seinem Fell und sehe zu, wie meine Finger sich mit den Haaren verflechten. Wir sind miteinander verflochten. Ich weiß das. Ganz sicher.
    »Ich werde dich nicht verlieren«, flüstere ich, und es ist ein Befehl, nicht nur für ihn, sondern auch für mich.
    Bevor ich auf den Schlitten steige und losfahre, nehme ich mir einen Augenblick Zeit und schaue zurück zu dem Elfenhaus. Es ist wieder unsichtbar, umgeben von einem alten Zauber, der es vor den Augen der Menschen verbirgt. Aber ich weiß, dass dieser Ort nicht eine idyllische Lichtung in New England ist mit einer Decke aus weichem, frisch gefallenem Schnee, umgeben von Kiefern, die Wache stehen, bla bla bla. Nein, dort hat ein blutiges Massaker stattgefunden. Blut und Tod ist alles, was von den Wesen übrig geblieben ist, die ich dort eingesperrt habe.
    Die Verantwortung liegt bei mir. Wenigstens teilweise. Und diese Gewissheit umklammert mich wie ein schreckliches Gewicht, das alle Hoffnung aus mir herauszupressen scheint. Und es ist passiert. Es ist vorbei. Sie sind tot, und Nick ist verletzt. Ich kann nichts tun, um das zu ändern.
    Ich starte das Schneemobil, prüfe noch einmal, ob Nick sicher auf der Decke liegt, und versuche dann, irgendwohinzukommen, wo mein blödes Handy Empfang hat. Dann kann ich Issie und Betty anrufen und Hilfe für Nick holen, ich kann herausfinden, wo mein Vater steckt und wie wir den neuen Elfentypen stoppen können. Es ist ja offensichtlich, wirklich offensichtlich, dass er zurückkommen wird, dass er noch nicht fertig ist, dass der Krieg gerade erst begonnen hat.

Elfen-Tipp
    Zögere nicht, einen Elf zu töten. Töte ihn einfach.
     
    Nach einem knappen Kilometer habe ich endlich ein Netz. Ich halte an, drücke die Kurzwahltaste und eile dann hinter das Schneemobil zu Nick.
    »Gram?«, platze ich heraus, kaum dass es in der Leitung klickt.
    »Nö. Hier ist Officer Clark. Bist du das, Zara?«
    »Ja, ja.« Ich schaue in den grauen Himmel hinauf, linse durch die Bäume zu ihm hinauf, als ob er alles in Ordnung bringen könnte. »Ist Betty da?«
    »Ähm.« Officer Clark räuspert sich. »Es ist gerade sehr schlecht, Zara. Wir haben … Nun, ein Unfall.«
    »Was?« Ich wirble herum und lasse dabei fast das Telefon fallen. »Ist mit Gram alles in Ordnung?«
    »Ihr geht’s gut. Sie hilft. Es ist nur … es ist schlimm. Ich muss los. Ich sag ihr, dass sie dich anrufen soll.«
    »Moment. Sagen Sie ihr …«
    Er hat aufgelegt. Ein Eichhörnchen paradiert auf einem Ast wie ein verrückt gewordener Kaiser. Es keckert mich an.
    »Ich weiß schon, ist ja gut«, gebe ich

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