Finsteres Licht
anders. Es roch nach Blut.
„Mom?“ Meine Stimme z itterte ebenso wie meine Hände.
Sie meldete sich nicht, also schrie ich nochma l nach ihr und wartete kurz ab.
Wieder nichts. Ich setzte vorsichtig und lautlos einen Fuß vor den anderen bis ich das Wohnzimmer erreichte, dicht gefolgt von William. Die anderen verteilten sich und schauten sich in de n anderen Zimmer n um .
Das Wohnzimmer war leer. Ich streifte den ganzen Raum Stück für Stück ab und blieb vor der offenen Ter r assentür , die nur leicht angelehnt war, stehen. Ich schob den Vorhan g zur Seite und öffnete die Tür.
„Mom, bist du da draußen?“
Wieder nichts.
Ich spähte auf den Balkon, fand aber nichts außer den paar Gartenstühlen und unseren Tisch vor.
„Sarah, komm.“ Jeremy schaute m ich nicht an.
Er stand so, dass ich nur sein Profil erkennen konnte, aber in seiner Stimme lag … keine Ahnung. Ich konnte nicht mehr klar denken. Langsam ging ich hinter ihm vorbei in den Flur. Er und William wechselten einige schnelle leise Worte. Zu leise, dass ich sie hätte hören können, aber es musste etwas furchtbares sein, denn William rang um Fassung. Innerlich sowie äußerlich. Er nahm mich in den Arm und ging mit mir a uf die Zimmertür meiner Mom zu.
Alex und Emily standen links und rechts in der Tür und schauten mich fast regungslos an. Nur ihre Augen passten nicht zum Rest ihrer Miene . Wasser sammelte sich darin. Tränen.
„Wo ist Amanda?“, fr agte ich mit zitternder Stimme.
Erst jetzt bemerkte ich, dass nicht nur meine Hände, sondern mein ganzer Körper zitterte.
Alex deutete mit dem Kopf in das Zimmer meiner Mutter. Die Tür war verschlossen.
„Was ist passiert?“, fragte ich verwirrt.
„Wo ist meine Mom?“
T ränen flossen über meine Wangen. Ich wollte nicht wahrhaben, was soeben zu passieren schien. Irgendwie spürte ich es, aber ich konnte es nicht … glauben. Ich konnte es nicht einmal denken.
Emily öffnete langsam die Tür und was ich sah traf mich wie eine scharfe , spitze Axt tief mitten ins Herz. Amanda stand mitten im Raum, tränenüberströmt und m eine Mutter … nein … Mom … sie lag auf dem Boden, blutüberströmt. Ihre Augen weit aufgerissen. Entsetzen, Panik und Angst lag in ihnen. Sie hatte viele blutige Schnittwunden und mehrere Einstiche. Sie musste sich gewehrt haben, den n ein silberner Kerzenständer lag verbeult und blutig nicht weit entfernt von ih r auf dem Teppich vor dem Bett.
Ich schaute mich im Zimmer um und entdeckte meine kleine schwarze Katze. Moony … sie lag seitlich auf dem Bett, als ob sie schlafen würde. Ich rang mühsam um Selbstbeherrschung. Hätte ich ihr Blut nicht gerochen, hätte ich vermutlich gedacht, sie schlief einfach . Ich schaute wieder zurück auf den leblosen Körper meiner Mom. Ihre Beine lagen verdreht übereinander und ihre Hände hielten das Messer, mit dem sie ermordet wurde , in ihrer Brust steck e nd fest. Zwischen ihrem Körper und dem Messer befand sich ein Zettel. Ich kniete mich vor sie , zitternd, gebrochen und innerlich zerrissen .
Es hätte keinen Unterschied gemacht, wäre das Messer in meine Brust gerammt worden . Ich fühlte denselben Schmerz. Scharf, eisig und qualvoll. William spendete mir Trost, doch ich ignorierte ihn. Ich fühlte seine beruhigenden Wellen die mich überschwemmten und verstand, warum es dieser Junky nicht ausgehalten hatte. In mir fochten Wut, Trauer , Verbitterung und Entsetzen mit Williams Mitgefühl, Trost und Frieden , wie jahrtausendelange Erzfeinde. Ich konnte diese Gefühle nicht verarbeiten und schon gar nicht gebrauchen . Es schnitt mich förmlich innerlich entzwei. In meiner Brust drohte etwas zu explodieren. Irgendetwas drückte meine Kehle peinigend zusammen.
Ich wollte wütend sein. Ich wollte s chreien und um mich schlagen. Das einzige was ich tat war, meine Schutzschilde in verstärkter Form hochzuziehen, so dass keine fremden Einflüsse mehr an mir nagen konnten. Ich sperrte William fast vollständig aus. Zwar drangen seine Gefühle immer noch in mich ein, jedoch war es mehr ein schwaches flüstern, als ein drückendes zustoßen. Ich beachtete es einfach nicht länger.
William kniete sich direkt hinter mich .
Er hielt meine Schultern fest.
„Du musst das nicht.“
Ich hörte nicht auf ihn, wischte meine Tränen von meiner Wange, umklammerte den Griff des Messers kraftvoll und zog es vorsichtig heraus. Ich schrie, knurrte und krümmte mich vor Schmerzen. William umklammerte mich noch
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