Finsteres Licht
weiter.
„Das bedeutet ic h bin zwischen achtzehn und ein undzwanzig Jahre alt.“
Man n, war ich jung.
„So ist es“, bestätigte Constantin.
„Warum glauben Sie ein Mensch gewesen zu sein?“
Die Art auf die er seine Frage stellte, verunsicherte mich.
„Keine Ahnung.“
„ Vampyr e werden als Menschen geboren. Wir nicht. Wir kommen so zur Welt wie wir jetzt sind. Daher bezweifle ich, dass Sie jemals menschlich waren. Es ist ausgeschlossen . Un möglich. “
Aber ich war überzeugt davon. Irgendetwas in mir wusste es mit Bestimmtheit. Entweder irrte ich mich, oder Constantin versuchte mir etwas anderes einzureden.
„Und wie ist sie …“
Ich brach ab. Ich wusste nicht ob ich diese Frage stellen sollte, wo es Chiara doch sichtlich schwer fiel, über ihre Tochter zu sprechen.
„Ein Vampyr hat sie ermordet.“
Constantin fiel es wohl nicht so schwer wie seiner Frau, denn er fuhr mit fester Stimme fort.
„Ermordet? Aber warum?“
„ Vampyr e sind bösartige, machtgierige und gefä hrliche Kreaturen, die denken, i hnen gehöre die ganze Welt. Der Streit zwischen i hnen und uns dauert schon Jahrhunderte und Jahrtausende an. “
Constantin konnte Vampyr e anscheinend echt nicht ausstehen. Der kochende Zorn in ihm unterstrich jedes seiner Worte und spiegelte sich in seinem Gesicht wieder. Dieser Ausdruck passte besser zu ihm. Er schaute … echter aus .
„Warum? Was tun Vampyr e? Und was haben sie mit Lilja gemacht?“
„ Vampyr e halten sich für etwas Besseres. Sie spielen gerne mit G eld und Ruhm. Antonius Donato, i hr Anführer, lässt seine Vampyr e im G lauben, dass sie für Ehre, Respekt und Anerkennung gut sein sollen. Er selbst aber spielt das korrupteste Spiel überhaupt. Er kontrolliert das Bankwesen, die Aktienbörse und sogar die Mafia. Vampyr e töten Wharpyr e , weil sie befürchten, wir könnten sie verraten, hintergehen oder ihren Platz einnehmen. Sie hassen uns, weil sie an der Spitze der Macht stehen wollen und keinen anderen an ihrer Seite dulden. Sie wollen über allen anderen Dingen stehen und tun alles dafür, andere Wesen und Völker zu unterdrücken.“
„Lilja wurde getötet, nur weil sie eine Wharpyr in war?“, hakte ich nach.
„So ist es. Sie hatte niemandem etwas getan. Sie war lediglich eine wharpyrisch e Adelige. “
Kein Wunder, dass Constantin so voller Hass war. Seine Tochter musste g rundlos sterben. Das war echt tragisch.
„Wie alt war sie?“
„Eintausenddreihundertachtundzwanzig.“
Wow. Mann. Steinalt. Auf dem Gemälde sah sie aus wie zwanzig. Da wurde mir die Bedeutung von Unsterblichkeit erst so richtig bewusst. Ich machte mir schon vorher Gedanken darüber und war mir sicher, dass ich nicht altern würde. Aber hey, mit über tausend Jahren noch immer das Aussehen einer Zwanzi gjährigen zu haben war genial und w enn Lilja schon so alt war, wie alt waren Chiara und Constantin erst ? Ich traute mich nicht zu fragen. Vermutlich verstieß das gegen die Etikette.
In mir regte sich immer mehr der Verdacht, dass Constantin nicht der war, der er vorgab zu sein und nicht die Wahrheit erzählte. Zumindest nicht die Ganze. Seine Wharpyr e durften nicht ohn e Erlaubnis die Gegend verlassen. Warum aber seine Tochter? Oder verbot er es erst nach ihrem Tod? Warum sperrte er mich ein? Sorgte er sich wirklich um meine Sicherheit oder eher um seine? War es möglich, dass er mich zu ihrer Sicherheit wegsperrte und nur unter Aufsicht frei herumlaufen ließ? Warum ging Lilja weg? Was waren die Hintergründe? Und was hatte das alles mit mir zu tun? Constantin beobachtete mich während in meinem Kopf ein Aufstand tobte. Er durfte mein Misstrauen nicht bemerken. Ich wollte noch mehr von ihm hören.
„Wow. Das ist … alt.“
„Nicht für unsereins“, korrigierte Chiara.
„Wir Frauen bekommen selten Kinder. Wenn uns eines geschenkt wird, versuchen wir es so gut wie möglich zu beschützen.“
Bei Lilja aber hatten sie versagt. Weshalb auch immer.
„Wer war mein Vater?“
Constantin und Chiara wechselten einen überraschten Blick.
„Das ist uns nicht bekannt. Wie gesagt, Lilja hatte uns verlassen bevor du geboren wurdest “, erklärte Constantin schließlich.
„Vielleicht hatte sie einen Freund oder so?“, bohrte ich weiter.
„Nicht , das s ich wüsste“, bestätigte Chiara und zog ahnungslos die Augenbrauen hoch.
Eigenartig . Wenn Kinder so selten zur Welt kamen, warum wurde meine Mutter so schnell schwanger? Vielleicht ging sie weg weil
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