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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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meine Hand tun würde, wenn ich schrie.
    Sie schluckte hörbar. »Ich sehe meinen Tod.«
    »Ja«, bekräftigte ich. »Vergiss diesen Moment nie, Musette, denn wenn ich dich erst daran erinnern muss, wird das dein letzter Moment sein.«
    Sie atmete zitternd aus. »Ich verstehe.«
    »Das hoffe ich, Musette, das hoffe ich wirklich.« Langsam senkte ich die Waffe. »Also, Merle, du kannst Musette und Angelito jetzt auf ihre Zimmer bringen.«
    Merle und einige Werhyänen traten vor. »Wie meine Nimir-Ra befiehlt.« Ich hatte ihn solche Dinge schon zu Micah sagen hören, aber noch nicht zu mir, oder zumindest nicht im Ernst.
    Merle stieg über die toten Vampire hinweg, um Musette am Arm zu nehmen. Die Werhyänen waren blass, aber erleichtert. Die Leibwächter hatte ich soeben glücklich gemacht, weil die Dinge jetzt einfacher waren. Wenn Musettes Leute erneut Ärger machten, durften wir sie töten.
    Ich fing Jean-Claudes Blick auf. Er war nicht glücklich. Den Job der Soldaten hatte ich erleichtert, den der Politiker nicht. Nein, ich glaube, die politische Seite des Problems hatte ich enorm kompliziert.
    Merle führte Musette nicht allzu sanft über die Leichen hinweg, sodass sie stolperte. Die Werhyänen hielten Angelito mit aller Kraft zurück, damit er Musette nicht in seine Arme riss. Sie erlangte das Gleichgewicht wieder, und plötzlich roch es stark nach Rosen.
    Ich glaubte an meinem Puls zu ersticken, als Musette den Kopf hob und mich mit honigbraunen Augen anblickte.

46
    B elle Morte blickte mich aus Musettes Gesicht an, und mir stockte der Atem. Einen Moment lang hörte ich nur eines: meinen wummernden Herzschlag in meinem Kopf. Dann kehrten die Geräusche zurück, und Belle Mortes Stimme kam aus Musettes Mund.
    »Ich hast mich verärgert, Jean-Claude.«
    Merle zerrte sie weiter in Richtung Tür. Entweder hatte er nicht begriffen, wer aus Musette sprach, oder für ihn war ein Vampir wie der andere. Ein Irrtum, über den er sofort aufgeklärt wurde.
    »Lass mich los«, sagte sie ruhig.
    Merle ließ ihren Arm los, als hätte er sich daran verbrannt, und wich mit schmerzverzerrtem Gesicht vor ihr zurück, während er seine Hand rieb.
    »Der Leopard ist ihr gehorsames Tier«, sagte Jean-Claude in das bestürzte Schweigen hinein. Doch mir blieb keine Zeit, um darüber nachzudenken, denn Belle äußerte gerade schreckliche Dinge.
    »Bisher bin ich freundlich gewesen.« Sie drehte sich um und betrachtete die zwei kopflosen Vampirleichen. »Weißt du, wie lange der Rat versucht hat, die ersten Kinder der Mutter zu wecken?«
    Ich denke, wir alle hielten das für eine rhetorische Frage, die wir auch nur ungern beantwortet hätten.
    Sie wandte sich uns wieder zu, und unter Musettes Gesichtshaut bewegte sich etwas Fremdes. »Aber ich habe sie geweckt. Ich, Belle Morte, habe die Kinder der Mutter geweckt.«
    »Nicht alle«, widersprach ich und wünschte sofort, ich hätte den Mund gehalten.
    Ich erntete einen sengenden Blick, der zugleich so kalt war, dass ich fror. Unvergleichlicher Zorn und Hass loderte darin. »Nein, nicht alle, und nun hast du mir zwei genommen. Was soll ich nur tun, um dich zu bestrafen?«
    Ich versuchte noch, mit zugeschnürter Kehle zu sprechen, als Jean-Claude das Wort ergriff. »Musette hat den Frieden gebrochen und wollte nicht einlenken. Wir haben die Gesetze buchstabengetreu befolgt.«
    »Das ist wahr«, sagte Valentina. Unsere Leibwächter machten Platz, sodass das Vampirkind vor Belle-Musette treten konnte. Es blieb jedoch außer Reichweite, wie mir auffiel.
    »Sprich, meine Kleine.«
    Valentina berichtete, dass Musette verschwiegen hatte, was sie über den Missbrauch an den Brüdern wusste, und schilderte, was dann passiert war. Musettes Körper drehte sich zu ihnen hin. Gregory wiegte seinen Bruder im Arm. Stephen sah niemanden an. Was sein starrer Blick sah, befand sich nicht in diesem Raum.
    Als Belle uns wieder anschaute, meinte ich über Musettes Gesicht ein zweites geisterhaft schweben zu sehen, eines mit ausgeprägteren Wangenknochen, das Stärke ausdrückte, und über den blonden Haaren schimmerten schwarze. Dann versank es in Musettes weicheren Gesichtszügen.
    »Musette hat den Frieden gebrochen, das gebe ich zu.«
    Wieso beruhigte sich mein Puls nicht, nachdem sie das gesagt hatte?
    Der Satz kam in dieser gurrenden Altstimme, die meine Haut liebkoste und meinen Verstand einlullte. »Ihr habt nach dem Gesetz gehandelt, und das werde ich nun auch tun. Wenn Musette mit den anderen zu

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