Finsteres Verlangen
von einem Vampir zum anderen, dann schüttelte ich den Kopf. Wir mussten hineingehen, und ich musste aufhören, zimperlich zu sein. Asher ebenfalls, aber ich konnte nur mich selbst im Griff haben, nicht ihn.
Ich berührte Damian am Arm, und seine Kräfte wehten zwischen uns wie der Wind. Ich strich über seinen glatten Arm, aber nur mit der Handfläche. Meine Fingerspitzen taten bei Berührung mit etwas Festem zu sehr weh. Er stieß schaudernd den Atem aus, als ich die linke Hand in seine rechte schob und die Finger mit seinen verschränkte. Solange ich nicht zu fest zudrückte, ging es den verpflasterten Stellen gut. Es kam mir so richtig vor, ihn anzufassen. Es ist schwer zu erklären, denn ich dachte dabei nicht an Sex. Es war anders als bei Jean-Claude oder Micah oder Richard. Mit Richard hatte ich zwar Streit, doch er hatte noch immer eine starke Wirkung auf mich, wenn er nur anwesend war. Erst wenn ich mich einmal im selben Raum wie er aufhalten kann, ohne dass sich mein Körper anspannt, erst dann weiß ich, dass ich nichts mehr für ihn empfinde.
»Sei nicht sauer, weil Micah Verstärkung geschickt hat.«
Ich spürte wie sich seine Hand, sein Arm, sein Körper nach und nach entspannte. Lächelnd erwiderte er den Druck meiner Finger. »Gut.«
»Du bist lockerer geworden«, rief jemand hinter uns. Wir alle fuhren herum und sahen Jason auf uns zu schlendern. Er grinste stolz, wahrscheinlich weil er uns erschreckt hatte.
»Verflucht leise für einen Werwolf«, sagte ich.
Er trug Jeans, Joggingschuhe und eine kurze Lederjacke. Jason war so amerikanisch wie ich, wir mochten diesen Kleidungsstil. Seine blonden Haare waren neuerdings kurz geschnitten. Dadurch sah er älter, erwachsener aus. Seit ihm nicht mehr die Haare ins Gesicht hingen, fielen seine Augen mehr auf; sie hatten ein unschuldiges Frühlingsblau, das nicht im Geringsten zu dem Funkeln darin passte.
»Bisschen warm für eine Lederjacke«, meinte ich.
Im Gehen zog er mit lässiger Geste den Reißverschluss auf und zeigte seinen nackten Oberkörper. Manchmal vergaß ich, dass er tagsüber im Guilty Pleasures als Stripper arbeitete. Und dann gab es Momente wie diesen, wo ich plötzlich daran erinnert wurde.
»Ich hatte keine Zeit mehr, was überzuziehen, als Jean-Claude mich nach draußen geschickt hat, um dich in Empfang zu nehmen.«
»Warum die Eile?«, fragte ich.
»Musette hat angeboten, ihren Pomme de sang mit Jean-Claude zu teilen, wenn er mich mit ihr teilt.«
Pomme de sang heißt wörtlich Blutapfel, die Bezeichnung der Vampire für jemanden, der viel mehr war als ein Blutspender. Jean-Claude hatte mir einmal den Pomme de sang als hoch geschätzten Liebesdiener erklärt, der anstatt Sex Blut gibt.
»Ich dachte, es sei ein Fauxpas, um den Pomme de sang eines anderen zu bitten«, sagte ich.
»Es kann aber auch eine große Ehrbezeigung sein«, sagte Asher. »Aber du kannst dich darauf verlassen, dass Musette den höflichen Brauch in eine Qual verwandelt, wenn sie kann.«
»Also bietet sie ihren Pomme de sang Jean-Claude nicht an, um ihn zu ehren, sondern weil sie weiß, dass er Jason nicht teilen will?«
»Oui.«
»Na großartig. Was für nette Vampirbräuche werden heute Nacht noch aufs Tapet kommen und uns in den Hintern beißen?«
Lächelnd hob er meine Hand an die Lippen und hauchte einen Kuss darauf. »Viele, würde ich sagen, ma chérie, sehr viele.« Er blickte Jason an. »Offen gestanden bin ich überrascht, dass Musette dir erlaubt hat zu gehen, ohne vorher Blut von dir zu bekommen.«
Jasons Grinsen verschwand. »Ihr Pomme de sang ist hier illegal, darum musste Jean-Claude ablehnen.«
»Illegal? Inwiefern?«, fragte ich.
Er seufzte und wirkte eindeutig unglücklich. »Das Mädchen kann höchstens fünfzehn sein.«
»Und es ist ungesetzlich, von einer Minderjährigen Blut zu nehmen«, sagte ich.
»Jean-Claude hat ihr das erklärt, weshalb ich jetzt hier draußen in der Kälte stehen kann.«
»Es ist nicht kalt«, widersprach Damian.
Jason schauderte. »Ansichtssache.« Er schlang die offene Jacke um seinen nackten Oberkörper. »Jean-Claude will dir die Überraschung ersparen, Anita: Zwei Vampire bei Musette sind Kinder.«
Ich merkte, wie mein Gesicht vor Ärger starr wurde.
»So schlimm ist es nicht, sie sind nicht neu. Ich würde sogar sagen, sie sind mehrere hundert Jahre alt, mindestens. Sogar in den Vereinigten Staaten würden sie nicht unter die zurzeit geltenden Gesetze fallen.«
Ich versuchte, ein bisschen
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