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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Nathaniel riss die Hände zurück, als hätte er sich verbrannt. Mit aufgerissenen Augen kniete er auf der zerwühlten Bettdecke, nur in diesen knappen seidigen Joggingshorts, die sich über den Schenkeln spannten. Vorne spannten sie nicht, er war noch nicht erregt, aber ich wünschte, er wäre es.
    Ich drehte mich auf die Seite und streckte eine blasse Hand nach ihm aus. »Komm, nimm meine Hand.« Sowie ich das gesagt hatte, befand ich mich wieder in dem Albtraum, nur dass ich jetzt Belle spielte.
    Nathaniel streckte langsam den Arm aus, um meine Hand zu nehmen, und ich wusste, wenn er es täte, würde die Ardeur auf ihn übergreifen, und ich würde sie sättigen. Aber was würde dann mit Nathaniel passieren, dem ich schon viel zu viel abverlangt hatte?
    »Stopp«, sagte ich und klang beinahe entschlossen. Jeder andere hätte sich nicht stoppen lassen, doch vor mir kniete Nathaniel, und er tat immer, was man ihm sagte.
    Er blieb vor mir knien. Die dünnen Shorts spannten. Er ließ die Hand in den Schoß sinken. Er war nur einen halben Meter von mir entfernt. Zum Greifen nah.
    Ich musste aus dem Bett raus, aus dem Zimmer gehen. Aber so stark war ich nicht. Scheinbar konnte ich nicht einmal wegsehen. So nah war er, so begierig, mir zu gefallen, so jung. Stopp. Das war nicht mein Gedanke.
    Ich runzelte die Stirn, und meine Verwirrung drängte die Ardeur so weit zurück, dass ich mich aufsetzen und in den Spiegel auf der Kommode gegenüber an der Wand blicken konnte. Ich versuchte zu erkennen, ob in meinen Augen dieses honigbraune Feuer loderte, doch es waren meine Augen, die mich ansahen. Belle hatte nicht von mir Besitz ergriffen wie damals. Dennoch hatte sie etwas bewirkt – sie hatte die Ardeur Stunden vor der Zeit geweckt.
    Die Matratze bewegte sich, und ich drehte blitzartig den Kopf wie eine Katze, die eine Maus im Gras hört. Nathaniel saß noch genauso da wie vorher. Doch er musste eine winzige Bewegung gemacht haben, und die hatte genügt. Mein Puls ging heftig, mein Körper spannte sich und schwoll vor Erregung. Solches Verlangen hatte ich noch nie verspürt. Ich konnte kaum an etwas anderes denken. Es war, als hätte es von mir Besitz ergriffen und von mir selbst wäre nichts mehr übrig.
    Das war nicht gut. Das war nicht ich. Es gelang mir, den Kopf zu schütteln und den angehaltenen Atem auszustoßen. Ich wurde manipuliert. Ich wusste sogar, von wem, aber nicht, wie sich das beenden ließ.
    Die Zimmertür ging auf. Es war Jason. Er blieb stehen und rieb sich die nackten Arme. Er hatte sich eine Jeans übergezogen, aber nicht zugemacht. Ich sah den Seidenslip hervorblitzen. Hellblau, passend zu dem T-Shirt, das er getragen hatte.
    »Was machst du hier, Anita? Ich hab selbst im Nebenzimmer eine Gänsehaut gekriegt.«
    Ich versuchte, an dem hämmernden Puls vorbeizureden und zweimal blieb mir die Stimme weg, dann brachte ich ein Wort heraus: »Ardeur.«
    Er kam weiter ins Zimmer und rieb sich noch immer über die Arme, um die Gänsehaut loszuwerden. »Das ist einige Stunden zu früh.«
    Ich wollte ihm von dem Traum erzählen, von Belle, doch ich konnte mich auf nichts anderes konzentrieren als die blaue Seide, die aus der offenen Jeans lugte. Ich wollte zu ihm gehen, ihm die Hose bis zu den Knöcheln runterziehen, ihn in den Mund nehmen …
    Das Bild war so mächtig, dass ich die Augen schließen und meine Arme festhalten musste, um auf dem Bett zu bleiben. Wieder nahm ich bei Nathaniel eine Bewegung wahr.
    Er hatte sich auf dem Bett ausgestreckt, sein Zopf hing über die Bettkante. Sein Gesicht sah friedlich aus. Er würde mich mit ihm tun lassen, was ich wollte, und wenn ich ihn zu Tode liebte.
    Ich zog die Knie an, schlang die Arme darum und hielt mich fest. »Geh raus, Nathaniel, geh.«
    Die Matratze bewegte sich, aber ich wagte nicht, hinzusehen. Ich kniff die Augen zu. »Geh weg!«
    »Du hast sie gehört, Nathaniel«, sagte Jason. »Geh jetzt.«
    Ich hörte leise Geräusche, als er das Zimmer durchquerte, dann fiel die Tür ins Schloss. »Du kannst jetzt gucken, Anita, er ist weg.«
    Ich öffnete die Augen. Die Sonne schien durchs Fenster, und Jason stand neben dem Bett. In dem Licht wirkten seine Haare hellblond, seine Augen so blau. Ich betrachtete die Linien seines Körpers, die breiten Schultern, die Muskeln an den Armen, die Brust mit den blassen Brustwarzen. Er hatte kein Haar am Oberkörper. Viele Stripper rasierten sich den Körper. Ich hatte Jason oft genug nackt gesehen und kannte ihn so. Ob

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