Finsteres Verlangen
verschwindest, stehen wir noch den ganzen Tag hier«, sagte Zane.
»Du klingst eifersüchtig«, neckte Cherry.
»Na ja, du siehst mich nie so an«, erwiderte er.
»Ich sehe niemanden so an.«
Zane grinste. »Ich weiß.«
Sie lachten wie ein vertrautes Paar, bei dem man genau spürt, dass es einen Insiderwitz genießt. In einem hatte Zane recht: Ich zögerte etwas hinaus. Als ich aufstehen wollte, merkte ich, dass ich noch immer nackt war. Das war mir vorher nur vage bewusst gewesen.
»Ich brauche was zum Anziehen«, sagte ich.
Micah zog ein Polohemd aus der Gemeinschaftskommode. Ich hatte es eigentlich für ihn gekauft, in einem satten Dunkelgrün, weil es seine Augen gut zur Geltung brachte. Doch es passte uns beiden, wie die meisten unserer Oberteile. Die Freizeitkleidung teilten wir uns, nur die schicken Sachen hielten wir strikt getrennt.
Micah berührte mich sacht an der Schulter, um mich vom Aufstehen abzuhalten. Ich war wohl noch nicht klar genug, um mich gleichzeitig aufzusetzen, mir die Decke vor die Brust zu halten und Kaugummi zu kauen. Es war, als ob mein Körper noch nicht auf mich hörte.
»Anita, wenn du nicht konsequent ruhst, wirst du keinem etwas nützen.«
»Gregory ist mein Leopard, und ich bin seine Nimir-Ra.«
Micah strich mir über die Wange. »Und ich bin sein Nimir-Raj. Schlaf weiter. Ich werde mich um die Sache kümmern. Dafür hast du mich schließlich engagiert, richtig?«
Ich musste lächeln, obwohl es mir nicht passte, dass ich nicht zu Gregorys Rettung eilen konnte. Offenbar war mir das anzusehen, denn er kniete sich neben das Bett und nahm meine Hand. »Gregory ist schon ganz hysterisch, weil sein Vater in der Stadt ist. Ich werde bei ihm vorbeifahren und nach ihm sehen. Vielleicht hole ich ihn hierher, damit sein Vater ihn nicht übers Telefonbuch aufspüren kann.«
Es fiel mir schwer, die Augen offen zu halten. Ich hatte mich mit Gewalt aus dem Schlaf gekämpft, aber es zog mich dahin zurück. »Ja«, sagte ich schläfrig, »hol ihn hierher.«
Er küsste mich sanft auf die Stirn. »Mach ich. Jetzt schlaf, sonst geht es dir gleich wieder schlechter. Eine kranke Nimir-Ra kann niemanden beschützen.«
Da mir ständig die Augen zufielen, konnte ich schlecht widersprechen. An dem Kuss auf meiner Hand merkte ich, dass er aufgestanden war. Offenbar waren sie mir gerade ziemlich lange zugefallen.
Die Matratze schwankte, und Nathaniel kuschelte sich an mich. Ein Arm kam über meinen Bauch, ein Bein über meine Oberschenkel. Das war seine Lieblingsschlafposition, aber dabei fiel mir etwas ein. »Muss mir was anziehen«, sagte ich und runzelte die Stirn. »Darf Nathaniel nicht für die Ardeur benutzen.«
Micah erschien wieder in meinem Blickfeld. »Du hast erst zwei Stunden geschlafen, darum bist du noch so müde. Wenn du die Ardeur bei Sonnenaufgang befriedigt hast, bleiben dir noch mindestens sechs Stunden, ehe sie sich wieder meldet. Wir legen ihn nur zu dir, damit er nicht allein ist.«
Die letzten Worte schwebten bereits durch Dunkelheit zu mir, und erst nachdem er eine ganze Weile still gewesen war, machte ich die Augen auf und fand das Zimmer leer vor. Nathaniel lag an mich geschmiegt, das Gesicht an meiner Schulter. Als er meine Bewegung spürte, rückte er noch enger an mich. Ich wollte ihn von mir wegdrehen, um mehr Platz zu haben, und schlief dabei ein. Die Werleoparden hatten wirklich einen ganz schlechten Einfluss auf mein Schamempfinden.
24
I ch träumte. Belle Morte saß an ihrer Frisierkommode. Die langen schwarzen Haare fielen wellig und frisch gebürstet über ihre Schultern und glänzten im Kerzenschein. Sie trug ein goldgelbes Kleid, und ich wusste noch bevor sie sich umdrehte, dass es ihre goldbraunen Augen betonte.
Ihre Lippen waren rot und feucht, als hätte sie gerade darüber geleckt. Sie streckte mir ihre weiße Hand entgegen. »Komm, ma petite, komm, setz dich zu mir.« Sie lächelte mit diesem roten, roten Mund, und ich wollte nichts lieber, als zu ihr gehen, die ausgestreckte Hand nehmen und von ihr gehalten werden.
Tatsächlich ging ich einen Schritt auf sie zu und bemerkte dann, dass ich ein ähnliches Kleid wie sie trug. Ich spürte die vielen Unterröcke und die Ösen des eng geschnürten Mieders, das mir eine absolut aufrechte Haltung abzwang. Mein Kleid war sattrot, sodass meine weiße Haut sich leuchtend abhob und meine Haare noch schwärzer wirkten, meine Lippen röter, meine Augen dunkler.
Ich berührte die ungewohnte Kleidung, und
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