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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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trotzdem interessant.«
    Ich hätte das Thema gern beendet, aber Jason ließ nicht locker. Ich hätte nie gedacht, dass er so erbarmungslos sein konnte.
    »Und irgendwann in der ganzen Geschichte erscheint Asher auf der Bildfläche. Vielleicht liegt es an Jean-Claudes Erinnerungen, vielleicht auch nicht, jedenfalls fühlst du dich zu ihm hingezogen. Er ist jedoch so voller Zorn, dass er keine Gefahr darstellt. Sein Selbsthass ist fast so groß wie Richards. Dann macht Richard auf einmal wirklich mit dir Schluss. Du hast nur noch Jean-Claude und Nathaniel, aber Nathaniel kann Jean-Claude als Rivale nicht wirklich gefährlich werden, und plötzlich ist da Micah. Völlig unerwartet spielt er eine Rolle bei der Lustbefriedigung und häuslichen Organisation. Du hast Micah, und Jean-Claude muss dich wieder mit jemandem teilen, sodass du wieder sicher bist. Du kannst keine ernsthafte Liebesbeziehung mit Jean-Claude oder jemand anderem führen, weil du deine Welt auf sie aufteilst. Kein Mann darf deine gesamte Welt besetzen, damit er sie nicht erschüttern kann.«
    Ich sprang aus dem Bett und wickelte die Decke um mich. Plötzlich wollte ich vor Jason nicht mehr nackt sein.
    »Am Anfang dachte ich, das wäre Zufall. Das war es und war es gleichzeitig doch nicht. Du hast Angst davor, nur einem zu gehören, hab ich recht?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nicht, einem zu gehören, sondern einem gehören zu wollen.«
    »Warum? Warum ist das so beängstigend für dich? Die meisten Leute wünschen sich nichts mehr als das. Ich jedenfalls tue es.«
    »Ich habe mal jemanden von ganzem Herzen geliebt, und er ist auf meinen Gefühlen herumgetrampelt.«
    »Bitte, komm mir nicht mit deinem Collegeverlobten, Anita. Das ist Jahre her, und er war ein Arschloch. Du kannst nicht wegen einer miesen Erfahrung für den Rest deines Lebens schmollen.«
    Ich stand am Fußende des Bettes, von den Schultern bis zu den Füßen in die Decke eingewickelt. Mir war kalt, und das kam nicht von der Raumtemperatur. »Es ist nicht nur das«, erwiderte ich leise.
    »Was noch?«
    Ich atmete einmal tief durch. »Ich habe meine Mutter aus tiefster Seele geliebt, sie war meine ganze Welt. Als ich noch klein war, ist sie gestorben, und es hätte mich fast umgebracht.« Ich dachte noch mal an alles, was Jason gesagt hatte, und konnte ihm nicht widersprechen, konnte mir nicht vormachen, es sei Blödsinn. »Ich will nicht, dass jemals wieder jemand meine ganze Welt ist, Jason. Wenn derjenige stirbt, will ich nicht auch sterben.«
    »Folglich hältst du vor jedem ein bisschen von dir zurück.«
    »Nein, ich halte es für mich selbst zurück. Keiner bekommt alles von mir, Jason, niemand außer mir selbst.«
    Er schüttelte den Kopf. »Jean-Claude bekommt also Sex, aber kein Blut. Nathaniel bekommt Intimität, aber keinen Geschlechtsverkehr. Micah bekommt Intimität und Geschlechtsverkehr. Was verweigerst du ihm?«
    »Liebe.«
    »Blödsinn.«
    »Ich begehre ihn, aber ich liebe ihn nicht.«
    »Und Richard, was hast du ihm verweigert?«
    Ich stand in die blöde Decke eingewickelt da und hatte das Gefühl, die Welt würde zu einem kleinen, jämmerlich weinenden Wesen zusammenschrumpfen. »Nichts«, antwortete ich. »Ihm habe ich gar nichts verweigert. Er hat mir den Laufpass gegeben.«
    Ein paar Augenblicke lang saß Jason schweigend da, dann stand er auf. Ich glaube, er wollte mich in den Arm nehmen und trösten.
    Ich streckte abwehrend den Arm aus. »Wenn du mich in den Arm nimmst, werde ich anfangen zu weinen, und ich will wegen Richard keine Tränen mehr vergießen.«
    »Es tut mir leid, Anita.«
    »Du kannst nichts dafür.«
    »Nein, aber es geht mich eigentlich nichts an. Ich habe kein Recht, dich zu analysieren.«
    »Du bist bloß neidisch«, antwortete ich, um einen unbeschwerteren Ton anzuschlagen, aber es gelang mir nicht.
    »Weshalb?«, fragte er.
    »Weil ich so viele Leute habe, mit denen ich eine ernsthafte Liebesbeziehung eingehen könnte, wenn ich nur die letzte Zurückhaltung aufgeben würde.«
    Er setzte sich auf die Bettkante. »Du hast recht, verflucht, du hast recht. Ich bin neidisch, aber ich wollte dir nicht wehtun. Mir ist das alles erst klar geworden, als du gesagt hast, du hättest Angst, dass es dich verzehrt. Ich möchte verzehrt werden, Anita. Ich wünsche mir, dass jemand kommt, der mich brennend liebt.«
    »Du bist ein Romantiker«, sagte ich.
    »Du sagst das, als wäre es etwas Schmutziges.«
    »Nicht etwas Schmutziges, Jason, nur etwas

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