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Finsternis über Gan (German Edition)

Finsternis über Gan (German Edition)

Titel: Finsternis über Gan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Buß
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anderen Tiere ihrer Art. Aber am Gesichtsausdruck konnten sie sofort erkennen, ob es sich um ein sprechendes Tier handelte oder eben um ein ganz gewöhnliches. Am lustigsten fanden die Gefährten den Maulwurf. Mit seinen kurzen Beinen hatte er überhaupt keine Chance, auf dem anstrengenden Fußmarsch mitzuhalten. Deswegen hatte ihm ein Einhorn mit dem Namen Tohar angeboten, auf ihm zu reiten. So saß nun der immerzu blinzelnde schwarze Maulwurf auf dem silbern glänzenden Einhorn, dessen leuchtend blauen Augen ernst nach vorne schauten. Krampfhaft hielt sich der kleine Gesell an der weißen Mähne des großen Tieres fest und versuchte seine Unsicherheit durch ständiges Plappern zu überspielen.
    Als die Sonne am höchsten stand, wurden die Tiere mit einem Mal unruhig. Sie liefen immer langsamer und wurden stiller. Selbst der kleine Maulwurf wusste nichts mehr zu erzählen. Chika bemerkte sofort, dass etwas nicht stimmte: »Was habt ihr denn plötzlich?«, fragte sie in die Runde.
    Nathanus antwortete: »Schaut euch den Wald an. Seht ihr die Veränderung?«
    »Die Farben der Pflanzen sehen nicht mehr so kräftig aus. Alles wirkt trocken und leblos«, beobachtete Joe.
    »Ganz recht«, sagte Nathanus. »Wir kommen der Hütte des Bösen immer näher. Allen Tieren des Waldes ist es seit Urzeiten verboten, in ihre Nähe zu kommen. Die Tiere bekommen Angst.«
    Der vor wenigen Minuten noch so fröhliche Zug der sprechenden Tiere und der Baumgeister blieb stehen. Aufgebracht redeten sie jetzt auf Nathanus ein:
    »Ist die Hütte des Bösen das Ziel eurer Reise?«, fragte ein Fuchs.
    »Da hätten wir euch auch gleich den Schwarzalben überlassen können. Dafür hätten wir nicht so weit laufen müssen«, sagte ein Baumgeist empört.
    »Niemand darf dorthin gehen, absolut niemand«, fiepte ein Reh ängstlich.
    »Ja, wir reisen zur Hütte des Bösen«, sagte Finn, ohne eine Antwort von Nathanus abzuwarten.
    »Wir haben einen Auftrag. Und der ist wirklich wichtig«, versuchte Chika zu erklären.
    »Aber das ist total verrückt!«, rief nun der Maulwurf. »Die Erde dort ist vergiftet.«
    »Ihr seid noch nicht einmal ausgewachsen«, regte sich eine Amsel auf, die sich auf den Kopf eines Bären gesetzt hatte.
    »Wir wissen, dass es gefährlich ist. Aber wir müssen dorthin. Nathanus wird uns begleiten«, versuchte Joe sie zu beruhigen.
    »Du willst sie begleiten?«, sagte nun das Einhorn Tohar zu Nathanus.
    »Es muss sein«, antwortete dieser.
    »Noch nie hat es ein Einhorn geschafft, sich in der Nähe dieses verfluchten Ortes aufzuhalten.«
    »Ich will es trotzdem wagen«, beharrte Nathanus. »Der Schöpfer der Lebensströme wird mit uns sein.«
    Das andere Einhorn schüttelte den Kopf: »Dann müssen wir euch an dieser Stelle Lebewohl sagen. Kein anderes Tier wird diesen Ort freiwillig betreten.«
    »Das würden wir auch niemals von euch erwarten«, sagte Pendo.
    Chika schwieg. Ihr wäre es viel lieber gewesen, mit allen Tieren gemeinsam zur Hütte des Bösen zu gehen. Aber sie wollte mutig sein. Oft genug hatte sie schon erlebt, dass sie im entscheidenden Moment nie alleine war.
    »Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als euch unter den Schutz des Schöpfers der Lebensströme zu stellen«, brummte der Bär.
    »Wir werden hier auf euch warten«, flötete die Amsel.

    Wieder auf sich alleine gestellt zogen Pendo, Chika, Finn und Joe mit dem Einhorn Nathanus weiter. Besorgt beobachteten sie den immer karger und farbloser werdenden Wald. Der Übergang von der Schönheit des Zauberwaldes in die Ödnis, die die Hütte des Bösen umgab, war rapide. Die Gefährten wurden daran erinnert, wie sich die Landschaft in Gan im Jahr zuvor verändert hatte, als die Quelle des Lebens versiegt war. Grübelnd setzten sie einen Fuß vor den anderen. Was würde sie wohl in der Hütte erwarten? War es ein Schwarzalbennest? Versteckte sich dort Harah, der Lichtalb, der zum Schwarzalb geworden war? Sie fühlten, wie beim Gedanken an ihn die Angst an ihnen nagte. Angst! Das war ein schreckliches Gefühl. Warum musste es in diesem eigentlich so schönen Land Angst geben?
    Finn versuchte, sich durch ein Gespräch abzulenken: »Wiekommt es eigentlich, dass die Lichtalben noch nie von der Hütte des Bösen gehört haben, Nathanus? Sie wissen doch sonst immer alles.«
    »Die Lebewesen des Zauberwaldes haben immer versucht, unter sich zu bleiben. Selbst den Lichtalben haben wir den Zugang in unseren Wald verwehrt. Sie haben normalerweise noch nicht einmal

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