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Finsternis über Gan (German Edition)

Finsternis über Gan (German Edition)

Titel: Finsternis über Gan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Buß
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auf.
    Chicka kniete sich ans Ufer und tauchte ihre Hand in das kühle Wasser. »Wassernymphe, bist du hier?«
    Das Einhorn wieherte: »Nymphen lassen sich nicht einfach rufen. Sie sind sehr eigenwillige Wesen und erscheinen nur, wenn sie es wollen. Rufe und Bitten, vor allem wenn sie von Menschen kommen, sind ihnen meist egal.«
    »Aber nicht, wenn es der Ruf Chikas vom östlichen Ende der Erde ist«, hörten sie eine Stimme, die sich wie eine hell klingende Glocke anhörte.
    »Sie muss hier sein«, rief Chika begeistert und suchte die Wasseroberfläche ab. »Da drüben. Schaut.«
    Nicht weit entfernt unter einer Trauerweide sahen sie eine Hand, die ihnen aus dem Wasser zuwinkte. Sie war durchsichtig wie Glas. Kurz darauf war ein ganzer Arm zu erkennen und schließlich tauchte der Kopf der Wasserfrau auf. »Seid gegrüßt, ihr Menschenkinder und verehrter Nathanus. Eilt euch. Flieht in den Zauberwald. Die Gefahr diesseits des Flusses ist zu groß.«
    »Aber hier an dieser Stelle ist keine Furt, wo wir den Fluss überqueren könnten, das Wasser ist zu tief und zu stürmisch«, sagte Joe, der sich aufgeregt nach einer geeigneten Stelle umschaute.
    Die Wassernymphe lächelte ihn an, klatschte in die Hände, sodass die Wassertropfen in alle Richtungen flogen, und breitete ihre Arme aus. Sofort begann das Wasser vor ihnen heftig zu sprudeln. Vor den geweiteten Augen der Gefährten bildete sich aus dem Wasser eine Brücke.
    »Schnell«, rief die Glockenstimme, »ich kann diese Brücke nicht lange aufrechterhalten.«
    Die fünf vertrauten der Nymphe. Die Kinder zogen eilig ihre Schuhe aus und betraten die blau schimmernde Brücke. Die Wassermasse kribbelte an ihren Füßen wie das schäumende Wasser am Ufer des Meeres. Der Untergrund war weich, aber gleichzeitig fest genug, um darauf laufen zu können. Vorsichtig setzten sie einen Fuß vor den anderen, bis sie sich sicher waren, dass der Bogen aus Wasser hielt. Dann rannten sie so schnell wie möglich über die Nymphenbrücke, wie sie von nun an diese Brücke nannten. Sobald Nathanus, der als Letzter den Fluss überquert hatte, seine Hufe auf das Ufer setzte, zerfiel die Brücke in Tausende glitzernde Wassertropfen und krachte mit lautem Getöse in die Fluten des Flusses.
    »Danke, liebe Wassernymphe!«, riefen die Gefährten.
    »Schnell, eilt euch. Lang lebe Gan! Der Schöpfer der vier Lebensströme sei mit euch.« Im nächsten Moment zerfiel ihre Freundin in den Wellen und war nicht mehr zu sehen. Der Fluss sah wie vorher aus.
    Rasch liefen sie in den angrenzenden Zauberwald, um sich zu verbergen. Was hatte die Wassernymphe nur derart in Aufregung versetzt? Was war passiert?
    Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Sie waren nur wenige Hundert Meter in das Innere des Zauberwaldes vorgedrungen, als der ganze Wald in Bewegung zu geraten schien. Allerlei Tiere, wie Hasen, Mäuse, Maulwürfe, Eichhörnchen, Rehe, Vögel und ein Einhorn eilten ihnen entgegen. In grüne und braune Seidentücher gekleidete Baumgeister redeten mit ihren hellen Stimmen auf sie ein. Alle Lebewesen des Waldes waren in großer Aufregung. Die Unruhe übertrug sich sofort auf Pendo, Chika, Finn und Joe, die aber noch nicht einmal wussten, was der Grund für den Tumult war.
    Da stieg Nathanus auf die Hinterbeine und wieherte laut. Augenblicklich verstummten alle.
    »Würde uns bitte jemand erklären, was hier los ist?«
    Verlegen schauten sich alle an, bis sich der Maulwurf aufrichtete und mit an die Wangen gedrückten Pfoten flüsterte: »Sie sind wieder da!«
    »Wer ist wieder da?«, sagten Pendo, Chika, Finn und Joe wie aus einem Munde.
    »Die Schwarzalben.«
    Bei diesem Wort sprang das Reh mit allen vieren gleichzeitig in die Luft und versteckte sich im nächsten Gebüsch. »Oh, es ist so schrecklich«, fiepte es. »Ich habe solche Angst vor ihnen.«
    »Erzählt mehr«, forderte Nathanus die Tiere und Baumgeister auf. »Wer hat sie gesehen und wo?«
    »Wir haben sie gesehen«, riefen die Baumgeister. Den Gefährten fiel sofort auf, dass die freundlichen Waldwesen diesmal kein Lachen in ihrer Stimme hatten. Vielmehr klangen sie verängstigt.
    »Wir sind die Baumgeister, die die Eingänge in den Zauberwald bewachen. Seit die verehrten Träger der Amulette vor einem Jahr an einem der Ausgänge von den Schwarzalben überfallen worden waren, haben wir uns dort niedergelassen.«
    »Dem Schöpfer der Lebensströme sei Dank«, quiekte der Hase dazwischen. »Sonst wären wir noch immer

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