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Finsternis über Gan (German Edition)

Finsternis über Gan (German Edition)

Titel: Finsternis über Gan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Buß
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Indianerjunge kann, schlich Joe aus der Höhle und kletterte am dichten Gebüsch entlang an den Rand der Senke. Bevor er aber überhaupt etwas sehen konnte, spürte er es schon. Das grässliche Gefühl von Grauen und Panik umspülte ihn wie eine viel zu kalte Dusche. Sein Puls beschleunigte sich sofort. Das konnte nur eine Ursache haben: Ein Schwarzalb musste in der Nähe sein. Erst jetzt entdeckte er die zwei Gestalten, die nur wenige Meter entfernt auf pechschwarzen Pferden einen schmalen Pfad entlangritten. Auf dem ersten Pferd saß der kahlköpfige Muskelprotz Scharir. Er trug einen langen braunen Umhang und einen dreieckigen Hut, unter dem seine Augen streng nach vorne gerichtet waren. Seinen Rücken hielt er kerzengerade und die Zügel fest gespannt. Hinter ihm, auf dem zweiten Pferd, saß eine von Kopf bis Fuß in schwarzes Tuch verschleierte, bucklige Gestalt. Das Pferd, auf dem sie saß, hatte zwar ein ebenso schwarzes Fell wie das des Muskelmannes, aber weißer Angstschweiß bedeckte es fast vollständig. Joe war sich sicher: Auf diesem Pferd saß ein Schwarzalb. Trotz aller Neugierde bemühte er sich, nicht hinzuschauen, und zog die Kapuze ganz übers Gesicht. Einige Minuten verharrte er in absoluter Reglosigkeit. Dann schaute er prüfend um sich und schlich, als er sicher sein konnte, dass niemand mehr in der Nähe war, zurück in die Höhle.
    »Du siehst ja kreidebleich aus«, flüsterte Chika, nachdem Joe seine Kapuze abgezogen hatte.
    »Da, da war ein Schwarzalb mit diesem Muskelprotz«, stammelte Joe. »Sie reiten in Richtung Dorf.«
    »Einen Schwarzalb hast du gesehen? Mitten im Wald?«, fragte das Einhorn zweifelnd.
    »Ich konnte ihn nicht sehen. Er war ganz in einem schwarzen Umhang verhüllt. Aber glaube mir, ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn ein Schwarzalb in der Nähe ist.«
    Pendo, Chika und Finn nickten. Sie erinnerten sich noch lebhaft an die schrecklichen Begegnungen mit ihnen. Die Gefühle, welche diese finsteren Kreaturen in ihnen auslösten, waren beklemmender als jeder Albtraum.
    »Ich kann es mir nicht anders erklären, als dass Scharir nach euch fahndet. Vielleicht will er die Suche im Dorf überwachen. Womöglich ahnt er, dass wir seinem großen Geheimnis auf die Spur kommen.«
    »Ein Grund mehr, so schnell wie möglich in den Zauberwald zu kommen«, flüsterte Finn.
    »Du hast recht, Finn«, stimmte das Einhorn zu. »Wir schicken die Pferde nach Hause, und suchen einen verborgenen Weg in den Zauberwald. Ich hoffe, dass ich diesen Weg mit euch gehen kann. Er ist für Einhörner nicht besonders geeignet.« Nathanus wieherte den Pferden etwas zu, die sich sogleich in Bewegung setzten und die Höhle Richtung Westen verließen. Sie sollten einen Umweg gehen, damit sie Scharir nicht in die Hände liefen.
    »Ich bin dafür, dass wir uns ein wenig stärken, bevor wir weitergehen«, schlug Pendo vor. Sie schloss ihre Augen, lächelte, fasste in ihre Tasche und holte für jeden eine Tasse mit dampfendem Kakao und vier Stücke Schokoladenkuchen hervor. Dann griff sie noch einmal hinein und zauberte eine Schale mit Wasser und wunderbar duftendes Heu hervor. »Ich vermute, dass dies eher deinem Geschmack entspricht.« Sie lächelte dem Einhorn zu.
    »Aber ja doch«, freute es sich und begann begierig, das Heu zwischen seinen Zähnen zu zermahlen.
    Alle waren dankbar für die Unterbrechung und das leckere Essen.
    Schon bald aber drängte Pendo zum Aufbruch: »Ich würde es heute gerne noch zum Zauberwald schaffen. Ein Bett im Schutz der Waldgeister wäre mir lieber als dieser gefährliche Wald, in dem Scharir und ein Schwarzalb sich rumtreiben.«
    »Du hast recht«, stimmte ihm das Einhorn zu.
    Der kleine Vogel, der nicht mehr von ihrer Seite wich, flog laut zwitschernd voraus und wies ihnen den Weg.
    Nach einer weiteren Stunde, die Sonne begann schon rot glühend unterzugehen, kamen sie an eine Stelle des Waldes, die sie vom letzten Jahr kannten.
    »Das ist doch der Fluss, an dem uns die Wassernymphe angesprochen hatte. Wisst ihr noch?«, rief Chika begeistert. Bei der Erinnerung an die Begegnung mit der seltsamen Gestalt aus Wasser waren Finn, Joe und Pendo sofort hellwach. Sie schauten sich um und erkannten die großen, weit ausladenden Bäume, die das Wasser in ihren Schatten tauchten, die Fische, die in allen Farben das Wasser zum Glitzern brachten. Alle waren ganz neu von der Schönheit des Ortes überwältigt. Selbst das Einhorn hielt einen Moment inne und sog den Reiz des Ortes in sich

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