Finsternis über Gan (German Edition)
die Taschen gesteckt.
Finn machte sich als Nächstes am Schreibtisch zu schaffen: »Mein Opa hat einen ganz ähnlichen Schreibtisch. Der hat ein Geheimfach. Mal sehen …« Er drückte auf einen kleinen Knopf auf der Unterseite der Schreibfläche und vor ihm öffnete sich ein Geheimfach. Er griff hinein und zog an einem schwarzen Holzgriff ein silbernes Siegel heraus. Der Stempel war etwa handtellergroß.Auf ihm war spiegelverkehrt das Feuer speiende Krokodil abgebildet.
»Wow!«, sagte Joe.
In dem Moment, als er nach dem Siegel fassen wollte, hörte er hinter sich das Geräusch, das sie jetzt wohl am wenigsten hören wollten – das Zischen von Schwarzalben. »Tzzzz tzzzz. Sie haben das heilige Haus geschändet.«
Erschrocken drehten sich die vier um. Da standen sie: vier Schwarzalben, die sie mit ihren feuerroten Augen hasserfüllt anstierten. Ihre langen, schlangenähnlichen roten Zungen huschten aufgeregt hin und her, und die fledermausähnlichen Flügel waren drohend ausgebreitet.
Nach der ersten Schrecksekunde zogen die Gefährten ihre Waffen. Die Schwarzalben rannten mit ihren seltsam hüpfenden Schritten in den großen Raum, offenbar auf der Suche nach ihren Lanzen, die sie sonst immer bei sich hatten.
Joe schoss einen Pfeil ab, der einen Schwarzalb mitten ins Herz traf. Die drei anderen Schwarzalben hatten mittlerweile ihre Speere ergriffen, die in einer Ecke des Raumes gestanden hatten. Chika, Pendo und Finn hieben mit ihren Schwertern auf sie ein, während die Schwarzalben versuchten, auf die Gefährten einzustechen. Alles ging unheimlich schnell. Chika, Joe, Pendo und Finn waren überrascht, wie gut sie mit ihren Waffen umgehen konnten. An den vier Enden der Erde wären sie niemals in der Lage gewesen, in dieser Weise zu kämpfen. Schwarzalben zischten, Menschen schrien. Ein Schwarzalb ging an der Schulter getroffen zu Boden. Er legte seine Krallenhand auf die Wunde, aus der sofort ein grässlich stinkender grüner Schleim floss. Schwarzalbenblut. Einfach widerlich! Ein anderer Schwarzalb hatte es tatsächlich geschafft, Chika das Schwert aus der Hand zu schlagen, und wollte ihr nun seinen Speer in die Brust spießen. Sie schrie auf. In diesem Moment geschah das Unerwartete. Nathanus kam durch den Raum galoppiert, stieg auf die Hinterbeine und stieß den Schwarzalb zu Boden. Der rührte sich nicht mehr. Darüber war der letzte Schwarzalb so erschrocken, dass er einen Moment nicht aufpasste und Finn ihm einen Schwertstich in die Seite versetzen konnte. Der Schwarzalb krümmte sich und fiel auf seine Knie.
»Nichts wie weg hier!«, rief Joe.
Chika ergriff ihr Schwert, Finn kehrte noch einmal um und lief ins Arbeitszimmer. Er packte das Siegel und rannte hinter seinen Gefährten und Nathanus her. Kurz bevor er die Hütte verließ, sah er auf dem Boden ein Loch. Daneben lag eine schwarze runde Marmorplatte, in deren Mitte sich die Plakette mit dem Feuer speienden Krokodil befand.
Kapitel 9
Thainavels Plan
Nathanus, Finn, Chika, Pendo und Joe rannten und rannten. Sie wussten nicht, wie lange. Erst als die Bäume wieder anfingen, grüne Blätter zu tragen, brachen sie erschöpft zusammen.
Minutenlang lagen sie auf dem Boden und konnten nur tief durchatmen. Keiner von ihnen war in der Lage, auch nur ein Wort zu sagen.
Joe erholte sich am schnellsten: »Boah, denen haben wir es aber gegeben. Das war ja hammerhart.«
Chika, die sich gerade hinsetzen wollte, ließ sich wieder nach hinten fallen: »Das glaube ich jetzt echt nicht. Das ist das Erste, was dir einfällt? Das war doch schrecklich.«
»Ekelhafte Viecher.« Mehr konnte Pendo immer noch nicht sagen.
Finn wandte sich dem Einhorn zu, das schnaufend neben ihm lag: »Nathanus, wie geht es dir? Wie bist du überhaupt in die Hütte gekommen?«
Keine Antwort.
»Nathanus?« Alle vier waren nun aufgeschreckt, vergaßen ihre Erschöpfung und krochen zu dem Einhorn.
»Nathanus? Was ist mit dir?«, rief Chika.
Ein röchelndes Geräusch kam aus dem Maul des Tieres.
»Äbrah – hilf uns!«, entfuhr es Pendo. »Was sollen wir tun?«
»Die sprechenden Tiere. Sie wollten doch auf uns warten. Es kann nicht mehr weit bis zu ihnen sein«, rief Joe. Und schon sprang er auf und rannte den Weg weiter.
Pendo, Chika und Finn griffen in ihre Taschen und holten Wasser und Medizin hervor. Unaufhörlich redeten sie auf das Einhorn ein, ermutigten es, baten es, durchzuhalten.
Es schien ihnen eine Ewigkeit her zu sein, seit Joe losgelaufen war, als er endlich
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