Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finsternis über Gan (German Edition)

Finsternis über Gan (German Edition)

Titel: Finsternis über Gan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Buß
Vom Netzwerk:
zwischendurch mit kühlem Wasser und tupften Philerigg das Gesicht ab.
    Endlich kamen sie an das Ende des Tunnels.
    »Das letzte Mal hat Alfrigg uns mit der goldenen Kugel durch die Wand gebracht«, erinnerte sich Chika. »Finn, du hast uns auch schon durch Wände befördert, versuch es mal.«
    Sie stellten sich im Kreis auf. Philerigg lag auf der Schulter von Joe.
    Finn konzentrierte sich mit aller Kraft auf die goldene Kugel, aber er merkte gleich zu Beginn den Unterschied. »Das wird nichts«, sagte er. »Hier kommen nur Bergmännchen durch.«
    »Und jetzt?«, fragte Joe.
    »Da es sich ja wohl nicht lohnen wird, gegen den Felsen zu hauen, gibt es nur eine Möglichkeit«, meinte Pendo.
    »Zurückgehen?«, fragte Chika entsetzt.
    »Nein, zumal wir oben das gleiche Problem hätten. Wir müssen Philerigg wach kriegen.«
    Niemals hätten sie unter anderen Umständen das Bergmännchen so grob behandelt, aber wenn sie nicht lebendig in diesem Loch begraben werden wollten, ging es nicht anders. Sie klopften seine Wangen, schütteten ihm Wasser ins Gesicht, träufelten stärkende Tränke der Lichtalben in seinen Mund.
    Endlich wurde er wach. In seinen Augen konnten sie das Fieber sehen, dass sich in der kurzen Zeit seit der Verletzung durch den Schwarzalbenspeer in ihm ausgebreitet hatte. Immerhin war er ansprechbar.
    Pendo redete ernst auf ihn ein: »Philerigg, du musst jetzt alle deine Kräfte zusammennehmen. Es geht um Leben und Tod. Bring uns auf die andere Seite der Wand. Nur du kannst das tun.«
    Das Bergmännchen krächzte: »Ich will’s versuchen.«
    Die vier stellten sich wieder im Kreis auf. Diesmal nahmen sie Philerigg zwischen sich und hielten ihn an den Oberarmen fest.
    Das Bergmännchen konzentrierte sich. Es bereitete ihm große Mühe, die goldene Kugel hervorzurufen. Zwischendurch rief es: »Bitte, komm.«
    Aber schließlich tauchte sie auf. Klein. Zaghaft. Aber groß genug.
    Ein kurzer Moment und sie waren auf der anderen Seite.
    Philerigg fiel in Ohnmacht.
    »Hilfe«, schrien die Gefährten.
    Niemand war da.
    Sie waren genau, wie sie es sich gewünscht hatten, in Untererde angekommen. Sie saßen mitten auf einer Straße aus purem Gold. Das Metall verbreitete ein helles und freundliches Licht. Die Luft war frisch und roch nach süßen Blüten. Alles war genau wie im Jahr zuvor, nur war weit und breit kein Bergmännchen zu sehen.
    »Hiiilfee!«, schrien sie noch einmal. Aber es rührte sich nichts.
    »Mist«, schimpfte Joe. »Kommt, lasst uns weitergehen. Es nützt eh nichts, hier hocken zu bleiben und zu warten. Philerigg braucht Hilfe.« Er hievte das Bergmännchen auf seine Schulter und ging los.
    »Hoffentlich laufen wir in die richtige Richtung«, merkte Finn an.
    Nach einer Viertelstunde sagte Joe: »Ich kann nicht mehr.« Er wollte gerade das verletzte Bergmännchen auf Finns Schulter legen, als ein Bergmännchen aus einer kleinen Seitenstraße um die Ecke bog.
    »Menschen? Hilfe, Menschen. Eindringlinge«, schrie es laut und rannte weg.
    »Nein, nicht weglaufen«, rief Chika und rannte ihm hinterher. »Wir brauchen Hilfe.«
    Das Bergmännchen rannte noch schneller und brüllte zurück: »Wollt ihr mich etwa auch umbringen wie das arme Bergmännchen dort bei euch? Eindringlinge. Hilfe!«
    »Nein«, kreischte Chika aus Leibeskräften. »Philerigg wurde doch von einem Schwarzalbenspeer getroffen. Wir sind die Träger der Amulette. Wir brauchen Hilfe!«
    Das Bergmännchen blieb abrupt stehen. Es hatte gerade einen großen Platz betreten, auf dem Hunderte Bergmännchen sich versammelt hatten. Alle stierten Chika an, die nun neben ihm stand. »Wir brauchen Hilfe«, wimmerte sie. »Wir sind doch die Träger der Amulette.« In diesem Moment fiel sie in Ohnmacht.

    Chika schlug die Augen auf. Sie erschrak. Über ihr baumelten mehrere lange Bärte – schwarze, blonde, braune, graue.
    Sie schrie kurz auf. Dann stöhnte sie: »Bergmännchen.« Als Nächstes fiel ihr Philerigg ein. »Wo ist …?«
    »Alles ist gut«, beruhigte sie Pendo, die sich neben sie kniete. »Die Bergmännchen haben sofort einen Arzt für Philerigg geholt und ihn weggebracht.«
    »Gut.«
    »Auch nach dir haben sie gesehen. Sie meinten, es würde dir bestimmt gleich besser gehen.«
    »Ja, tut es auch. Das war alles etwas viel. Ich habe Durst.«
    Joe hockte sich zu ihr und gab ihr etwas zu trinken. »Das stimmt«, meinte er lachend. »Selbst ich könnte jetzt etwas Ruhe gebrauchen.«
    Ein Bergmännchen stellte sich zu ihnen: »Verehrte

Weitere Kostenlose Bücher