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Finsternis über Gan (German Edition)

Finsternis über Gan (German Edition)

Titel: Finsternis über Gan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Buß
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Sein Kopf, der ohne Hals auf den fetten Schultern zu sitzen schien, begann zu wackeln. Dann schrie er: »Falls ihr mich hört, Finn, Pendo, Chika und Chuchuschuvio. Vergebt mir.« Er nahm die Zügel fest in die Hand und gab seinem Pferd die Sporen.
    Joe wäre vor Freude am liebsten zum König gerannt, aber das Bergmännchen hielt ihn im eisernen Griff und Pendo, die ihn mit ihren dunklen Augen streng fixierte, hätte ihn wohl eigenhändig erwürgt, wenn er seinen Mund aufgemacht hätte. Sie hatten recht mit ihrer Vorsicht.
    Der König ritt los und seine etwas verwirrt wirkenden Soldaten eilten hinter ihm her. Bis auf einen! Der Soldat, der angeboten hatte, die Träger der Amulette zu suchen, blieb still zurück, spähte in den Wald ringsum, lenkte sein Pferd in die entgegengesetzte Richtung und ritt pfeilgeschwind fort.
    »Mieser Verräter«, zischte Joe ihm hinterher, der über diese plötzliche Wendung irritiert war. »Ja, eile nur zu deinem dunklen Herrn, du …«
    »Joe, kannst du bitte endlich aufhören«, schimpfte Chika. »Du bringst uns noch um Kopf und Kragen.«
    »Das hätte auch ganz anders ausgehen können«, meinte Pendo.
    »Aber seht ihr denn nicht, was da passiert ist? Der König ist wirklich wachgerüttelt worden. Er ist wieder bei Bewusstsein.«
    »Fragt sich nur, wie lange«, zerstreute Finn seine Hoffnungen. »Was glaubst du denn, was passiert, wenn er wieder zu Thainavel kommt. Der Erzminister ist mit finsteren Mächten im Bunde. Der lässt nicht so leicht locker.«
    »Mmh.« Joe war frustriert. Er hatte sich das anders vorgestellt.
    Da hörten sie plötzlich hinter sich die hohe Stimme des jungen Bergmännchens: »Entschuldigt bitte, verehrte Träger der Amulette, aber meint ihr nicht, dass dieser Ort jetzt etwas, ähm, zu gefährlich ist?«
    »Natürlich, du hast recht«, rief Finn. »Dieser Soldat wird gerade auf dem Weg zu Thainavel oder seinem muskelbepackten Schatten oder den Schwarzalben oder zu wem auch immer sein und Verstärkung holen.«
    »Aber wo können wir hin?«, fragte Chika.
    »Der Weg zu Schloss Birah ist zu gefährlich. Da werden sie als Erstes suchen«, überlegte Pendo.
    »Nach Änosch können wir erst recht nicht gehen. Da sind Farlon und die Soldaten. Wer weiß, wie viele Soldaten noch auf der Seite von Thainavel sind«, meinte Joe.
    Das Bergmännchen wurde zusehends nervöser. Hektisch quetschte es an Finns Hand herum, bis dieser den kleinen Kerl energisch abschüttelte.
    Plötzlich hatte das Bergmännchen eine Idee: »Wenn wir den Weg wieder zurücklaufen, könnte ich euch nach Untererde bringen«, schlug er vor. »Da der ehrwürdige Alfrigg euch schon einmal dorthin geführt hat, wird das ja wohl okay sein, hoffe ich zumindest.«
    Die Gefährten dachten nach. Schließlich meinte Finn: »Es ist zwar nicht gerade toll, wieder ein Stück zurücklaufen zu müssen, aber vermutlich ist es das Beste, was wir tun können.«
    Chika ergänzte: »Vor allem ist es der sicherste Weg. Sie werden nicht so schnell auf die Idee kommen, dass wir zurücklaufen.«
    »Hoffen wir’s«, sagte Pendo.

Kapitel 11
Die große Tiefe
    Philerigg hatte zwar die kürzesten Beine von allen, rannte aber aufgeregt vor ihnen her. Als Bergmännchen mit offensichtlich wenig Erfahrung im Umgang mit Menschen war es für ihn ohnehin herausfordernd, auf der Erdoberfläche zu sein, aber mit der Bedrohung durch Thainavel im Rücken war es schier unerträglich. Er wollte nur noch zurück nach Untererde. Keine Sonne mehr sehen, keine bösen Menschen, die hinter ihm her waren. Querfeldein mussten sie den Weg durch den Wald zurücklaufen. Die großen Waldwege wären viel zu gefährlich gewesen. Finn, Pendo, Chika und Joe stöhnten. Das Laufen mit den Tarnumhängen war unglaublich anstrengend. Sie konnten ihre Füße nicht richtig sehen und blieben ständig an irgendwelchen Zweigen hängen. Aber auch das Bergmännchen begann zu schnaufen. Für ihn kam der Weg einer Urwaldwanderung gleich. Aber es ließ sich nicht beirren. Mit aller Kraft kämpfte es sich durch die Bodengewächse.
    Endlich! Die Lichtung. Trotz aller Eile mussten sie bei dem Gedanken an König Farlon im Gebüsch grinsen. Rückblickend war es wirklich zu komisch, was sich da abgespielt hatte. Philerigg sah das wohl anders. Er zerrte wieder an Finns Hand und trieb sie weiter durch den Wald. Inzwischen sah er richtig verlottert aus. Seine Kleider hatten überall Löcher, aber das war ihm egal. Die vier Gefährten gaben sich Mühe, hinter ihm herzukommen,

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