Finsternis über Gan (German Edition)
aber irgendwann ging ihnen die Puste aus.
»Ich kann nicht mehr, Philerigg. Wirklich«, japste Chika und blieb stehen.
»Diese Soldaten haben riesige Pferde, damit haben die uns ruck, zuck eingeholt«, protestierte das Bergmännchen.
»Mag sein«, hechelte Pendo. »Aber ich brauche eine Pause. Ich muss was trinken.«
Selbst Joe, der es sonst immer eilig hatte, war dankbar für die kleine Unterbrechung. Schnell holten sie sich Wasserschläuche aus den Taschen und tranken sich satt. Sobald die Schläuche wieder verstaut waren, drängte Philerigg zum Aufbruch. Zähneknirschend gaben sie nach.
»Da vorne ist schon die Höhle, in der ein Zugang zu meinem Reich ist«, sagte Philerigg freudestrahlend. Dankbar liefen sie darauf zu. Gleich würden sie in Sicherheit sein. In das Reich König Auberons hatten nur seine Bergmännchen Zugang, keine Schwarzalben und keine Menschen.
Finn, der direkt hinter Philerigg die Höhle betrat, sah noch im Augenwinkel die roten Augen. Aber da war es schon zu spät. Ein Speer flog quer durch die Höhle und traf das Bergmännchen am Bein. Schreiend stürzte es zu Boden.
Finn zog sein Schwert und richtete es auf den Schwarzalb, der jetzt unbewaffnet dastand. Seine nackte, schuppige Haut war in der Dunkelheit kaum vom Felsgestein zu unterscheiden. Böse zischte er ihn an: »Tzzztzzz ihr habt keine Chance tzzztzzz. Wir sind viele. Tzzztzzz.«
»Das werden wir ja sehen«, sagte Joe kühl und schoss einen Pfeil auf den Schwarzalb. Er traf. Der Finsterling ging zu Boden. Sofort begann es in der Höhle nach Schwarzalbenblut zu stinken. Grauenhaft!
Die Mädchen rannten zu Philerigg, während die Jungen den Höhleneingang bewachten.
»Helft mir auf. Wir müssen zum Eingang. Schnell!«, ächzte das Bergmännchen. Er ließ sich von den Mädchen stützen und humpelte direkt vor eine Felswand.
So laut es konnte, rief es: »Welt der Bergmännchen, öffne dich. Philerigg erbittet Einlass.«
Augenblicklich öffnete sich die Wand. Steine brachen auseinander und sortierten sich neu zu einem Durchgang. Pendo undChika halfen dem humpelnden Philerigg hindurch. Finn und Joe rannten ihnen sofort hinterher. Sie wussten, der Durchgang würde nicht lange geöffnet sein. Schon begannen die Felsbrocken sich wieder zu schließen, als Scharir und eine Handvoll Schwarzalben die Höhle betraten. Da sie sich erst an die Dunkelheit gewöhnen mussten, erkannten sie nicht sofort, was gerade geschah. Joe legte seinen Bogen an und schoss in letzter Sekunde einen Pfeil durch die sich schließende Wand.
Stille.
Dunkelheit.
Philerigg stöhnte.
»Kann mal einer Licht anmachen«, schrie Pendo.
Aufgeregt wühlten die anderen in ihren wundersamen Taschen herum, aus denen sie alles herausholen konnten, was sie brauchten. Sie fanden Laternen und Streichhölzer. In der totalen Dunkelheit sie zu gebrauchen, stellte sich aber als schwierig heraus. Endlich. Das Schabgeräusch eines Streichholzes.
Aufgeregte Stimmen.
Licht.
Philerigg lag in Pendos Arm. Er hatte sein Bewusstsein verloren.
»Was sollen wir bloß tun?«, fragte Chika aufgeregt, als sie das Blut auf Phileriggs Bein sah.
»Wir müssen das Bein abbinden, sonst verblutet er«, meinte Finn und holte eine Schnur aus der Tasche. »Ich habe das mal in einem Film gesehen.« So fest er konnte, schnürte er sie oberhalb der Wunde um das Bein des Bergmännchens. Auf die Wunde drückte er ein sauberes Tuch, das er ebenfalls festband.
Pendo nahm ein feuchtes Tuch und betupfte das Gesicht des kleinen Kerls. »Philerigg, wach auf, wir sind in Sicherheit.« Seine Augen flatterten ein wenig. Er stöhnte.
»Er braucht dringend Hilfe«, sagte Finn.
»Wir könnten versuchen, ihn abwechselnd zu tragen«, schlug Joe vor.
»Ja, versuchen wir’s.«
Gemeinsam wuchteten sie Philerigg auf den Rücken von Joe, der nun gebückt den Tunnel bergab ging. Pendo leuchtete vor ihm den Weg. Die Luft in der finsteren Höhle war stickig, die Decke für Menschen viel zu niedrig. Obwohl Philerigg für ein Bergmännchen ziemlich klein war, drückte seine Last schon nach wenigen Metern auf den Rücken. Bald traten die ersten Schweißperlen auf Joes Stirn. Mühsam kämpfte er sich voran. Nach zehn Minuten wechselte er sich mit Finn ab. Angetrieben wurden sie von ihrer großen Angst um das Bergmännchen. Pendo und Chika, die ebenfalls unter der immer schlechter werdenden Luft litten, wagten nicht, sich zu beklagen. Die Kraftanstrengung der Jungs war zu groß und beeindruckend. Sie versorgten sie
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