Finsternis über Gan (German Edition)
der Lebensquelle sei mit uns.«
Alle Bergmännchen brüllten im Chor: »Der Schöpfer der Lebensquelle sei mit uns.«
Auberon, gekleidet mit einem goldenen Brustpanzer und einem Helm, auf dessen Stirnseite mit Türkisen die vier Lebensströme abgebildet waren, schritt mit den vier Trägern der Amulette an die Spitze des Heeres und trat den Weg Richtung Birah an.
Es war ein erhebendes Gefühl, gemeinsam mit dem König der Bergmännchen und seiner Armee loszuziehen. Chika, Pendo, Finn und Joe gingen aufrecht neben ihm her. Zum ersten Mal seit vielen Tagen spürten sie wieder Hoffnung in sich aufkeimen. Sie hatten viele Abenteuer erlebt und waren mutig ihren Weg gegangen, aber auf sich alleine gestellt zu sein, war nicht schön. Jetzt waren sie Teil eines großen Heeres und in König Auberon hatten sie einen guten Berater gefunden. Schon bald hatten sie die große unterirdische Halle, in der sich Chaschmal befand, verlassen und liefen einen der Hauptwege von Untererde entlang, eine breite goldene Straße, die in ein warmes Licht getaucht war. Der Klang der Bergmännchenstiefel, die im gleichmäßigen Tritt ihrem Ziel entgegengingen, erfüllte die unterirdische Welt. An den Straßenrändern standen alte Bergmännchen, die sich meist auf ihre Gehstöcke stützten, sowie kleine, noch ganz junge Bergmännchen, die ganz kleinen sogar noch ohne Bart. Sie winkten ihrem König und den Trägern der Amulette zu.
Der Weg war weit und die starken Bergmännchen sehr ausdauernd. Pendo, Finn, Chika und Joe ging nach einigen Stunden Fußmarsch die Puste aus. Sie waren wieder mal dankbar für ihre besondere Kleidung, die sie ja nicht nur gut tarnen konnte, sondern sich auch der jeweiligen Temperatur anpasste. So mussten sie wenigstens nicht schwitzen, sondern hatten nur eine leichte und luftige Kleidung zu tragen.
Die gleichmäßigen Schritte und die eintönige Umgebung hatten die Gefährten schläfrig werden lassen. Sie setzten zwar einen Fuß vor den anderen, waren aber ganz in ihre Gedanken versunken. Umso überraschter waren sie, als sie plötzlich am Ende ihres unterirdischen Weges angekommen waren. Sie standen vor einer riesigen Mauer, in deren Mitte sich ein gewaltiges Tor befand. Beides bestand aus purem Gold. Das Tor war mit unzähligen Edelsteinen verziert. Auf dem einen Torflügel waren die vier Lebensströme dargestellt, auf dem anderen Flügel war der Pelikan Äbrah zu sehen, wie er mit dem Schnabel in seine Brust pickte, um mit seinem Blut die ebenfalls dargestellte Pendo ins Leben zurückzuholen. Das Tor war also erst seit ihrem letzten Besuch mit den Edelsteinen verziert worden. Pendo machte die Darstellung verlegen. Sie griff nach ihrem Amulett und sagte sich: Es geht nicht um dich, Pendo. Es geht um Äbrah. Sein Opfer soll hier dargestellt werden. Auf den Zinnen der Grenzmauer patrouillierten Bergmännchen, die jetzt neugierig zu den Trägern der Amulette und König Auberon schauten.
Der König erhob sein Schwert und rief: »Öffnet die Tore von Untererde. Wir ziehen in den Kampf, um Gan zu retten.« Aufgeregt begannen die Wachen umherzulaufen. Rufe aus dem Inneren der Mauer waren zu hören. Dann erfüllte ein tiefes Donnern den unterirdischen Gang. Langsam öffneten sich die Tore und ächzten in ihren Angeln.
»Es muss lange her sein, seit dieses Tor das letzte Mal geöffnet wurde«, sagte Finn.
»Es wurde noch nie geöffnet, verehrte Träger der Amulette«, sagte der König. Die Gefährten machten erstaunte Gesichter. »Nie zuvor haben wir mit einer ganzen Armee Untererde verlassen. Die kleinen Wege, durch die ihr in unser Reich gekommen seid, waren immer ausreichend. Das ist heute anders.« Der König schaute zurück. Hinter ihm warteten Bergmännchen, soweit das Auge reichte.
Den Gefährten kam es wie eine Ewigkeit vor, bis das Tor ganz offen stand. Die Wachen auf den Zinnen hielten nun Fanfaren inihren Händen und bliesen so kräftig, wie sie konnten. Ganz Untererde schien von ihrem wunderschönen Klang erfüllt zu werden. König Auberon schritt als Erster durch das Tor. Die Träger der Amulette und das Bergmännchenheer folgten ihm. Hinter dem Tor begann eine andere Welt. Graue Steinwände. Dunkelheit. Modrig stinkende Luft. Bergmännchen, die vorher noch auf der Grenzmauer gestanden hatten, rannten voraus und zündeten Fackeln an, die an den Wänden befestigt waren. Eine Stunde später standen sie vor dem nächsten Tor. Es war aus Eisen geschmiedet und sah kalt und schmutzig aus. Passend zu dem
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