Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
Jahr.«
»Das macht die Nachschublinie nach Shekerishet umso wichtiger.«
»Diese Armee ins Feld zu führen ist schwierig. Truppen zurückzustellen, die die Nachschublinien sichern, wird uns Männer kosten, die dann nicht kämpfen können. Die Armee kampfbereit zu halten, wird die Ernte im Sommer noch schlimmer ausfallen lassen, es sei denn, wir können sie alle rechtzeitig zur Pflanzzeit nach Hause schicken. Glücklicherweise sind die Winterernten noch auf den Feldern.« Er lachte leise. »Wir haben mehr als genug Kartoffeln und Möhren, das ist besser als nichts.«
Tris sah über das kaum organisierte Chaos im Lager. In Bricens Tagen war Margolans Armee die stärkste in den Winterkönigreichen gewesen. Jetzt standen weniger als zehntausend Männer unter Fahnen und einige hatten darüber hinaus noch zurückgelassen werden müssen, um den Frieden im Reich und das Schloss zu sichern. Der Großteil der Truppen bestand aus Sterblichen: Nur ein Vayash Moru kam auf drei von ihnen. Die Mehrheit waren Freiwillige von ruinierten Bauernhöfen und Dörfern, die Jareds Truppen bei ihrem Beutezug geplündert hatten, Männer und Frauen, die sich der Armee gern angeschlossen hatten. Wahrscheinlich war Curanes Armee noch kleiner, aber es waren geübte Kämpfer, die aus der alten Armee stammten und sich zu verteidigen wussten. Es würde kein leichter Kampf werden.
»Vater hat immer gesagt, dass es, eine Armee in die Schlacht zu führen, dich bei deinen Leuten so viel kostet, dass man keine Feinde mehr braucht«, sagte Tris und sah über den Schein der Lagerfeuer hinweg. »Und ich beginne zu begreifen, was er damit meinte.«
»Aufwachen, Sire! Wir werden angegriffen!«
Tris grabschte nach seinem Brustharnisch, bevor er aus dem Zelt stürmte. Schwester Fallon, eine der Magierinnen, rannte auf ihn zu. »Gut, Ihr seid wach. Wir brauchen Euch.«
Das Lager war bereits in Aufruhr.
Soldaten griffen nach ihren Bogen und Lanzen und rannten an den Rand des Lagers. Tris konnte Soterius und die Generäle nach Ordnung rufen hören. Tris und Fallon rannten allerdings in die entgegengesetzte Richtung, nämlich zu den Wagen im Zentrum des Camps, und stiegen sofort auf einen der Karren, um einen besseren Überblick über die Lage zu bekommen. Im offenen Gelände zwischen dem Camp und dem dunklen Waldrand glühte ein verwaschenes grünes Leuchten, wie tiefhängender Rauch. Aus den Schatten der Bäume hallte Stöhnen hinaus in die Nachtluft.
Ein Schatten wuchs jetzt am Waldrand und breitete sich schnell über die Ebene in Richtung Lager aus. Fallon hob ihre Hände, ein Feuerstrahl barst aus ihren Fingerspitzen und erhellte die Nacht. Es bannte die Dunkelheit, nur den immer größer werdenden finsteren Fleck, der vom Waldrand aus auf sie zuraste, erreichte das Licht nicht.
Tris dehnte seine Macht in Richtung der Finsternis aus. Die Magie, die normalerweise schnell seinem Befehl gehorchte, schien er sich jetzt erkämpfen zu müssen, so, als würde die Kraft von ihm fortgezogen. Tris verdoppelte seine Anstrengungen und spürte, dass die Magie sich seinem Willen unterwarf. Auf den Ebenen der Geister sah er die Energie des Landes um ihn herum. Dunkelheit ballte sich an einigen Stellen klar sichtbar zusammen, wie sich auch manchmal Glück an Orten zu sammeln schien. Im Wald selbst befand sich ein kleiner Sumpf. Sümpfe waren meist voller Verfall, dunkle Energien sammelten sich dort und dienten als Nahrung für noch dunklere Wesen, die vor dem Licht zurückschreckten. Noch unter dem Sumpf konnte Tris den Strom spüren, beschädigt und vergiftet, und seine zersplitterte Energie schien diesem Wesen als Nahrung zu dienen.
Ein bogwaithe . Weder Gespenst noch Vayash Moru, war ein bogwaithe eine alte, verdorbene Kraft.
»Zeig dich!« Das Bild, das sich in seinem Kopf formte, war das einer alten Waschfrau, die sich über den Zuber beugte. Sie sah sich um und straffte ihre Gestalt. Ihr leichenhaft verfallenes Gesicht war unter ihrer Haube augenlos und bösartig. Ohne Warnung wurde die alte Vettel auf einmal zweimal so groß wie ein Mann, eine kalte, dunkle Präsenz mit Armen, die sehr viel länger waren als die eines Menschen. Die Irrlichter begannen zu flackern, versammelten sich um sie, bis die Weggabelung in einem unheimlichen grünen Licht leuchtete.
Vorne, an der Front, schickten Bogenschützen jetzt eine erste Welle von Brandpfeilen in Richtung des sich schnell bewegenden Schattens ab. Die Pfeile flogen in Richtung des Ziels und gingen dann
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