Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
jetzt alles von einem trotzigen Kind verderben zu lassen.«
»Du dachtest, ich sei Frau genug für den König, als du mich zu Jared geschickt hast. Und nach seinen ›Aufmerksamkeiten‹ und der Geburt werde ich keinem anderen Mann mehr eine Frau sein können. Du hast bekommen, was du von mir wolltest. Was kümmert es dich, was ich anziehe? Keiner sieht mich außer den Wachen. Morgan ist gefüttert und sauber, und seine Koliken haben endlich aufgehört.«
»Du würdest es wahrscheinlich begrüßen, wenn man dir das Kind wegnimmt, nicht wahr? Du denkst, du kannst an den trevathischen Hof zurückkehren und deine Zeit mit dem adligen Abschaum dort verbringen, den du deine Freunde nennst. Du hast einen König aufzuziehen. Werde erwachsen.«
»Warum bist du gekommen?«
»Ich werde dich nach Trevath bringen, zu den Verwandten deiner Tante. Lord Monteiths Burg ist weit genug im Landesinneren Trevaths, dass Margolan nicht wagen wird, gegen ihn vorzugehen.
»Gibst du schon so bald auf? Die Belagerung hat noch nicht einmal angefangen.«
Curanes Stimme vibrierte vor Ärger. »Ich bin vorsichtig. Diese Festung und jeder darin ist entbehrlich – außer diesem Kind.«
»Wissen deine Magier, dass sie ›entbehrlich‹ sind?«
»Wir sind im Krieg. Das Einzige, was eine Rolle spielt, ist die Eroberung des Objekts, um das es geht. Verluste sind dabei unvermeidlich.«
»Vielleicht ist Martris Drayke nicht so weich, wie du denkst. Immerhin hat er Jared getötet. Das spricht auf jeden Fall für ihn.«
Curane schnappte ein Gewand aus der Truhe und warf es aufs Bett. »Wasch dich. Zieh dich an.«
»Schrei mich nicht an. Du wirst das Baby wecken.«
»Das kümmert mich –«
Das Baby ließ einen durchdringenden Schrei hören, es wand sich und streckte die Ärmchen aus. Canice bedachte Curane mit einem tödlichen Blick und hob das Kind an ihre Schulter.
»Du musst keine Angst vor ihm haben. Mutter ist hier. Mutter beschützt dich. Es ist alles in Ordnung. Alles wird gut.«
»Hast du mich verstanden? Ich will dich auf und gekleidet und vorzeigbar. Pack deine Sachen. Ich habe mich entschieden, du gehst nach Trevath. Ich werde Lady Monteith überlassen, mit dir fertig zu werden.«
Canice sah nicht auf. »Schschsch«, wisperte sie. »Still jetzt. Mutter ist hier. Alles wird gut.«
»Ich werde bei Sonnenuntergang Wachen nach dir schicken. Sieh zu, dass du bis dahin fertig bist.«
Curanes schlechte Laune überschattete auch sein Treffen mit den Generälen seines Heers. »Nun? Sind wir bereit?«, verlangte er zu wissen, als General Drostan und der Feuermagier Cadoc den Raum betraten.
Drostan nickte. »Beinahe.«
»Beinahe ist nicht ausreichend! Unsere beste Chance, die margolanische Armee zu schlagen, ist als erste anzugreifen – noch bevor sie eine Gelegenheit hatte, sich einzugraben. Wenn wir in die Offensive gehen, dann können wir sie besiegen.«
Cadoc zuckte mit den Achseln. »Ich bezweifle, dass sie so einfach geschlagen werden können, selbst mit Magie.«
»Wir müssen ihnen einen Schrecken einjagen. Zeigt ihnen, dass wir den Willen haben, durchzuhalten. Gebt ihnen zu verstehen, dass wir es aushalten werden.«
»Ist das der Grund, dass Ihr das Mädchen aus dem Versteck schmuggeln wollt?« Drostans Augen waren eisig. »Kaum ein Beweis, dass Ihr glaubt, dass diese Belagerung zu gewinnen ist.«
»Ich habe schon vor langer Zeit gelernt, meine Wetten richtig zu platzieren. Wenn Canice fort ist, gibt es eine Ablenkung weniger und ein Gegenstand des Interesses ist aus Draykes Reichweite, bevor noch ein Pfeil abgefeuert wurde.« Curane lächelte kalt. »Ich werde Euch eine Dienerin und ihr Baby schicken. Benutzt Eure Magie bei ihnen. Wir werden sie oben in Canices Versteck einsperren. Keiner wird etwas vermuten.«
»Selbst unser mächtigster Schlag kann nicht Tausende von Soldaten vernichten«, erwiderte Drostan.
»Wir müssen sie nicht vernichten. Wir sorgen dafür, dass sie den Mut verlieren. Jeder Tag, den diese Armee hier länger lagert, bringt meinen Mann in Shekerishet näher ans Ziel. Unsere Leute in Isencroft halten Donelan mit den Separatisten beschäftigt. Wir haben die Ressourcen, die Armee für Monate an diesen Ort zu binden. Wenn sie das Land plündern, müssen sie weiter weg für ihren Proviant.« Er stand auf und sah aus einem der dünnen Fenster in die Ebene hinab, wo die margolanische Armee wohl voraussichtlich lagern würde.
»Wir werden ihnen zeigen, was es heißt, wenn in der Nacht der Schrecken kommt.
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