Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
nicht.«
»Ein Sieg ist nutzlos, wenn du dabei stirbst. Versuch, das beim nächsten Mal im Kopf zu behalten.« Soterius sah sowohl wütend als auch erleichtert aus.
»Ich verspreche es.« Die Medizin begann bei Tris zu wirken. Seine Kopfschmerzen ließen nach, und er wurde schläfrig. »Wo ist Fallon?«
Esme fühlte am Hals seinen Puls, zählte still und schien zufrieden. »Sie ist mit den Magiern draußen und hält Wache, für den Fall, dass etwas anderes aus dem Wald kommt.«
»Wo wir schon davon reden: Ich lasse die Truppen besser wissen, dass du in Ordnung bist, bevor sie Panik bekommen«, meinte Soterius. »Du sahst ziemlich schlimm aus, als wir dich hier hereingetragen haben.«
»Ruh dich aus«, befahl Esme, als Soterius aus dem Wagen schlüpfte. Tris hörte Jubel von draußen, als Soterius den Soldaten verkündete, dass Tris wieder auf dem Damm war.
»Wenn Fallon zurückkehrt, schickt sie zu mir«, murmelte Tris. »Da ist etwas nicht in Ordnung mit der Magie hier an diesem Ort … da ist ein bogwaithe . In diesen Wäldern hat es noch nie gespukt.«
»Ich werde es ihr sagen – nachdem du etwas geschlafen hast.«
Tris wollte noch etwas antworten, aber die Tränke taten ihre Wirkung und der Schlaf übermannte ihn.
Tris’ Träume waren rastlos. Alte Träume kehrten wieder, davon, wie Kait im Seelenfänger gefangen gewesen war. Der Kampf mit Arontala, der Abschlusskampf mit dem Obsidiankönig, als Kiara sterbend in seinen Armen gelegen hatte und alles verloren schien. Dann kamen neue Bilder, die genauso verstörend waren. Tris spürte Kiaras Anwesenheit auf den Ebenen der Geister und spürte einen Schrecken, der sich anschickte, sowohl sie als auch den Lebensfunken des Kindes zu verschlingen. Als sehe er alles durch eine Glasscheibe, konnte er alles erkennen, aber er war nicht imstande, ihr zu helfen. In seinem Traum überwältigte die Finsternis Kiara und er hörte ihren Schrei, als die Dunkelheit ihre Seele und die des Kindes aufsaugte.
Tris wachte auf, zitternd und schweißüberströmt. Esme war neben ihm. »Träumt Ihr wieder?«
»Immer dieselben – und einen neuen. Kiara war in Gefahr. Etwas von der anderen Ebene wollte sie und das Baby. Es hat sie überwältigt –«
»Es war nur ein Traum, Majestät«, sagte sie. In ihren blauen Augen stand Sorge. »Die meisten werdenden Väter haben schlechte Träume. Selbst die, die keine Seelenrufer sind.«
Tris verwendete die Techniken, die Taru ihm einmal gezeigt hatte, um inneren Abstand von seinem Traum zu bekommen, aber er blieb am Rand seiner Gedanken. »Ich habe Angst um Kiara, Esme.«
»Kiara ist die erfinderischste Frau, die ich je getroffen habe. Sie hat außerdem Mikhail und Harrtuck und all die anderen, die auf sie aufpassen. Du musst ihnen einfach vertrauen, dass sie sie gut beschützen.«
Soterius steckte seinen Kopf in den Wagen. »Ich weiß ja nicht, was du da drin tust, aber du hast beinahe jeden Geist im Umkreis einer Meile. Die Hälfte will mit uns kommen, um uns zu unterstützen, die andere Hälfte ist verärgert, dass du sie gestört hast.«
Tris seufzte. »Wir werden alle Hilfe brauchen, die wir bekommen. Nimm die Hilfe der Geister an, die mit uns kämpfen wollen, und schick die anderen mit meiner Entschuldigung fort.«
Esme sah ihn streng an. »Es wird in ein paar Stunden hell und Ihr werdet reiten müssen. Und Ihr werdet wenigstens so aussehen müssen, als wärt Ihr kampfbereit, auch wenn Ihr es nicht seid. Genug geredet. Schlaft weiter.«
Tris hatte keine Lust, zu streiten. Er legte sich auf die Pritsche und zog seinen Mantel um sich und betete darum, dass sein Schlaf diesmal traumlos sei.
Nach sechs Tagesritten durch Schnee und Wind und Graupelschauer erreichte die margolanische Armee die Südlichen Ebenen. Lochlanimar kauerte am Fuß der Tabinar-Berge auf einem hohen Hügel. Die ältesten Teile der Festung waren mehr als tausend Jahre alt. Seine Fundamente waren sogar noch älter und waren selbst auf Ruinen gebaut. Eine dicke Mauer umgab den Palas und die Nebengebäude, genauso wie die ältesten Teile der Stadt. Aus dem gleichen grauen Stein gemacht wie die zur Ebene hin offenen Bergwände, hatte sie sowohl den wilden Horden der Südlande als auch den Nomadenstämmen aus dem Westen widerstanden. Es würde nicht leicht sein, Lochlanimar zu besiegen. All ihr Können und ihre Planungen würden auf eine harte Probe gestellt werden.
Tris sah über das Lager. Tausende von Zelten, Unterstände und Lagerfeuer füllten die flache
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