Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
plötzlich aus, geschluckt von der tiefen Schwärze. Eine Reihe von Männern mit Fackeln rückte jetzt vor, Schulter an Schulter. Die Dunkelheit verschlang sie. Ihre Schreie erfüllten die kalte Nacht.
»Rückzug!« Tris hörte General Tarqs Befehl. »Überlasst das den Magiern!«
Um sie herum brachen die Männer aus ihren Formationen aus und flohen vor der Dunkelheit. Magier schickten Feuerbälle hinaus in die Schatten. Die Dunkelheit zog sich zurück, gab aber nicht auf.
Tris dehnte sich wieder auf den Ebenen der Geister aus und sammelte seine Kraft. Er suchte mit seinen magischen Sinnen nach der Seele des bogwaithes . Es handelte sich um ein Geschöpf der Geisterebenen, ein fühlendes Wesen ohne Seele, das weder lebte noch tot war. Einige der Wesenheiten, die die Ebene der Geister bevölkerten, waren nie sterblich gewesen. Es waren dunkle Wesen, die den Lebenden die sterbliche Wärme neideten und den Funken der menschlichen Seele. Tris spürte die Berührung der langen, düsteren Arme, die nach seiner Lebenskraft suchten. Auf den Ebenen der Geister sah er das Wesen hinter den Schatten: ein blasses Ding, halb verfault und vom grünen Glühen der Irrlichter umgeben.
Tris hob die Hände und Magie schoss aus seinen Fingern. Sie war so stark, dass er Geröll und Steine gegen den bogwaithe schickte. Doch dieser war hiervon unbeeindruckt. Das Wesen war nahe genug, dass Tris dessen Hunger und die Gefahr in den Schatten spüren konnte, die nach seinem Seelenfunken suchten.
»Gib mir Deckung!«, schrie Tris in Richtung Fallon.
Tris zwang sich vollständig auf die Ebenen der Geister und spürte, wie sich die Verbindung zu seiner sterblichen Form völlig löste, als sein Körper auf den Boden fiel. Nur mehr reiner Geist, bewegte Tris sich nun leichter in der jenseitigen Welt. Er glitt auf die Finsternis zu, die der bogwaithe war, und hier, in dessen Reich, erkannte Tris auf einmal die Schwäche des Wesens.
Bevor der bogwaithe sich aus der realen Welt zurückziehen konnte, beschwor Tris seine Magie. Er rief Flamme und Macht, ertränkte den bogwaithe in der grell aufleuchtenden und feurigen Glut und zog die Kraft dazu aus seiner eigenen Lebensenergie. Der bogwaithe kreischte auf. Das ohrenbetäubende Schreien fuhr durch Tris hindurch, als er alle Kraft darauf konzentrierte, den bogwaithe im Licht und im Feuer zu halten. Tris’ Lebenskraft begann zu flackern. Wenn er nicht schnell in seinen Körper zurückkehrte, würde er sterben. Der beschädigte Strom machte es schwierig für ihn, seine Kraft zu konzentrieren, es war, als würde die Magie selbst sich aufspalten.
Gerade, als seine Kontrolle zu schwanken begann, erreichte das Heulen des bogwaithe seinen Höhepunkt, dann wurde es still. Auf den Ebenen der Geister verschwand das Wesen, in der sterblichen Welt löste sich die Finsternis auf. Mit dem letzten Rest seiner Kraft zwang Tris sich selbst in seinen Körper zurück. Fallon fiel neben ihm auf die Knie. Auf ihrem Gesicht lag ein Ausdruck von Panik.
»Er atmet nicht«, rief sie.
Tris’ Geist kehrte so plötzlich in seinen Körper zurück, dass er sich aufbäumte. Sein Rücken wölbte sich und er rang verzweifelt nach Luft. Sein Herz pochte, als sein Blut wieder durch einen Körper zu rauschen begann, der tot gewesen war. Der Schock und die Auswirkungen der machtvollen Magie überwältigten Tris und Bewusstlosigkeit übermannte ihn.
»Er kommt wieder zu sich.«
Tris hörte Esmes Stimme, leise und wie aus der Ferne. Blut rauschte in seinen Ohren und sein Kopf fühlte sich an, als würde er vor Schmerz bersten. Sein Körper fühlte sich bleiern an und er bezweifelte, dass er die Kraft finden würde, sich zu bewegen. Es kostete ihn große Willenskraft, überhaupt die Augen zu öffnen.
Er lag im Wagen der Heilerin. Esme kniete neben ihm, Soterius war auf der anderen Seite.
»Ihr habt es beinahe nicht rechtzeitig zurückgeschafft.« Esmes Stimme klang streng. »Noch eine Minute und Euer Körper wäre nutzlos geworden.«
»Wo sind wir?«
»In unserem Nachtlager«, antwortete Soterius.
»Wie habt Ihr es getötet?« Esme beugte sich über Tris. Sie legte ein warmes, feuchtes Tuch auf seine Stirn, um seine Kopfschmerzen zu lindern.
»Ich musste es da zerstören, wo es herkam, auf den Ebenen der Geister. Magie wirkt hier nicht auf solche Wesen, aber dort war es verwundbar.« Esme stützte ihn, sodass er einen Schluck Wasser trinken konnte. »Die meiste Zeit kann ich sowohl hier wie dort sein, aber dieses Mal
Weitere Kostenlose Bücher