Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
Carroway konnte seine Verärgerung über die ruppige Antwort Crevans darauf nur schlecht verbergen.
»Schlechtes Essen kommt aus der Küche und Bian leitet die Küche«, sagte Helki und sein Tonfall machte deutlich, dass auch er Bian für unschuldig hielt.
Paiva, die vierte Musikantin unter Carroways engsten Freunden, platzte herein. »Sie haben sie auf der Wache eingesperrt. Es ist zu kalt dort für eine alte Frau. Sie wird erfrieren, bevor sie die Gelegenheit bekommt, sich zu verteidigen.«
Carroway wandte sich dem Feuer zu und rieb sich die Stirn.
»Zachar, Malae, Bian. Was, wenn das kein Zufall ist? Der König verlässt den Palast – der Einzige, der als Seelenrufer die Geister befragen könnte und damit herausfinden könnte, wie sie starben – und innerhalb von ein paar Tagen sterben die vertrautesten Gefolgsleute des Königspaars oder werden fortgeschickt.«
»Du sagtest, Zachar hätte eine Gehirnblutung gehabt«, erinnerte ihn Macaria.
»Vielleicht hatte er die. Aber wir haben auch nicht nach Gift gesucht, bis Malae gestorben ist. Wir nahmen an, die vergifteten Kuchen seien für Kiara gewesen, aber jeder, der Augen im Kopf hat, wusste, dass Kira sich nichts daraus macht, seit sie schwanger ist.«
»Stimmt, sie hat die meiste Zeit in ihrer Garderobe damit verbracht, sich zu übergeben«, sagte Paiva.
»Es war Malae, die nach den Kuchen gefragt hat. Was, wenn Malae das Ziel war?«, fragte Carroway mit großen Augen. »Wie sollte man Bian besser loswerden, die doch Tris und Kiara so liebt? Crevan verliert über den Vorbereitungen zu Zachars Beerdigung völlig den Blick für das Wesentliche. Der König ist im Krieg, die Königin ist verletzlich, wir haben einen nur halb kompetenten Seneschall in der Verantwortung und drei unseres inneren Kreises sind entweder tot oder verdächtig. Wenn sie die Freunde der Königin ausschalten können, dann wird sie angreifbar. Wir finden besser schnell heraus, wer dahintersteckt, Kiara ist nicht die Einzige, die in Gefahr ist. Wir sind es auch.«
KAPITEL 19
L ord Curane drängte sich durch die mit einer Menge von Leuten bevölkerten Korridore von Lochlanimar. Seit bekannt geworden war, dass Martris Draykes Armee im Anmarsch war, war die Anspannung innerhalb der Festung täglich gestiegen. Einiges davon war der Pest geschuldet, die seit Kurzem in Teilen der kleinen Stadt wütete, eine Seuche, die seine eigenen Blutmagier ausgelöst hatten, um den Invasoren zu schaden. Sicher war auch das Eingesperrtsein an der angespannten Situation beteiligt. Und einiges war sicher der Armee da draußen zuzuschreiben, die in den nächsten Tagen vor Lochlanimar erwartet wurde.
Er stieg die Stufen zum Turm hinauf und zog einen Schlüssel hervor, der an einer Kette um seinen Hals hing. Im Turm eingesperrt war sein größter Schatz: seine Enkelin und ihr kleiner Sohn.
Curane blinzelte, als er in den Raum trat. Das einzige Licht kam von der Feuerstelle und von den fünf hochgelegenen schlitzartigen Fenstern in der Wand. Lampen standen, nicht angezündet, auf einem Lesepult an der gegenüberliegenden Wand und Kerzen waren in ihren Leuchtern dunkel. Der Raum war so bequem, wie es unter diesen Umständen möglich war, und wie das Schlafzimmer eines Edelmannes eingerichtet, samt einer kleinen Wiege. Auf dem Bett sah er eine zusammengekauerte Gestalt.
Ärgerlich nahm er eine Kerze aus ihrer Halterung und zündete sie am Feuer an. Damit erhellte er auch den restlichen Raum und die Lampen. »Gibt es einen Grund, warum du hier im Dunkeln sitzt?«
»Was kümmert es dich, was ich tue?«
»Dein Sohn ist der nächste König von Margolan. Ich werde ihn hier nicht wie einen Höhlenmenschen aufwachsen lassen.«
»Höhlenmenschen sind frei zu gehen und zu bleiben, wie es ihnen beliebt.«
Curane schluckte die Antwort, die ihm auf der Zunge lag, herunter. »Wir sind im Krieg. Du bist hier sicher.«
»Eine verschlossene Tür ist eine verschlossene Tür.« Canices dunkles Haar war ungekämmt und sie trug noch ihr Nachthemd, obwohl es bereits nach Mittag war. Sie drückte ihr Kind an sich, wiegte es und beruhigte es sanft, wenn es sich bewegte. »Wir sind genau da, wo du uns verlassen hast. Was hast du erwartet?«
»Was ist los mit dir, Mädchen? Ich habe Wirtshausschlampen gesehen, die besser auf sich achten. Du bist noch im Bett und du bist nicht angezogen. Ich habe dein Selbstmitleid satt. Wenn du dich nicht zusammennimmst, werde ich eine Amme für das Baby finden. Ich habe zu hart gearbeitet, um
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