Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
Aber der Zeitpunkt lässt zu wünschen übrig.«
»Was ist passiert?«
Yestins grimmige Miene vertiefte sich, als Jonmarc vom Kampf berichtete. »Ich bin sicher, er war ein Vayash Moru«, sagte er schließlich. »Was ich nicht verstehe, ist: warum? Er hatte die Gelegenheit, mich zu töten, wenn er das gewollt hätte. Aber ich hatte das Gefühl, dass er mich testen wollte. Als ob er habe wissen wollen, wie ich reagiere oder was ich in einem Kampf täte.«
»Und wie hast du dich geschlagen?«
»Die Übungen mit Laisren machen sich bezahlt. Ich bin schneller, als ich je war. Ich konnte mein Schwert nicht direkt durch sein Herz stechen, aber durchbohrt habe ich ihn.«
»Also besteht die Möglichkeit, dass der, wer auch immer dich angegriffen hat, zerstört wurde«, nahm Yestin an. »Jeder weiß, dass du mit einem Schwert gut bist. Ob nun wegen deines Könnens oder aus Glück, du hättest ihm den Kopf abschlagen oder dein Schwert in sein Herz stoßen können. Also ist dein Angreifer ein Spieler. Uri?«
Jonmarc schüttelte den Kopf und steckte sein Schwert in die Scheide, nachdem er es mit einer Hand voll Stroh gesäubert hatte. Er warf eine Decke über den Rücken seines Pferds und sah nach, ob es genug Futter und Wasser hatte. »Falscher Körperbau. Zu groß. Zu dünn. Die Maske und die Kapuze haben sowohl Gesicht als auch Haar bedeckt. Ich habe keine Ahnung, wer es hätte sein können.«
Draußen schlugen die Glocken die siebte Abendstunde. »Komm«, sagte Yestin. »Du hast heute offizielle Pflichten. »Wir werden herausfinden, wer dahintersteckt. Ich werde dich hineinbringen und dann werden wir nach Gabriel suchen. Er wird wissen wollen, was passiert ist.«
»Seltsam, dass kein Stallknecht hier war! So leer sind die Ställe doch sonst nicht.«
Yestin hob eine Augenbraue. »So früh am Abend sind die Stallknechte sterblich, und keine Vayash Moru. Ich könnte wetten, dass alle das ›Bedürfnis‹ hatten, irgendwo hinzugehen, kurz bevor du angegriffen wurdest?«
Sie gingen zusammen aus dem Stall. Draußen wimmelte der Hof von Sterblichen und Vayash Moru, die zum heutigen Fest eilten. »Wer auch immer das getan hat, hat keine Angst, das Abkommen zu brechen«, meinte Jonmarc.
»Oder er glaubt, es sei längst gebrochen. Das ist wirklich kein gutes Zeichen.«
Jonmarc und Yestin gingen zu Gabriels Räumen im unteren Teil des Hauses. Sie fanden Gabriel bereits erwacht und angezogen für das abendliche Fest vor. Jonmarc wiederholte für die beiden Männer das, was er am Nachmittag in der Nähe des Dorfs in den Hügeln gesehen hatte und was ihm in den Ställen passiert war. An Gabriels zusammengebissenen Zähnen konnte Jonmarc erkennen, wie wütend der Vayash Moru war.
»Wer auch immer dahintersteckt – und man muss ja geradezu glauben, dass es etwas mit Uri zu tun hat –, beabsichtigt, einen Krieg auszulösen. Wenn irgendetwas davon außerhalb von Dark Haven passiert wäre, dann wäre der Krieg schon über uns.«
»Berufe den Blutrat ein. Sie müssen Uri zügeln«, sagte Jonmarc eindringlich.
»Sie werden in zwei Kerzenabschnitten hier sein. Es ist Sitte für sie, an diesem Festtag dabei zu sein. Ob Uri kommt oder nicht, werden wir sehen.« Gabriel runzelte die Stirn. »Aber eigentlich ist das zu aggressiv für Uri. Es entspricht nicht seinem Charakter. Es kann sein, dass seine Brut weiter gegangen ist, als selbst er beabsichtigt hat.«
»Selbst Uri muss doch diese Gefahr sehen«, sagte Yestin.
»Seit Jahren hat Uri dafür plädiert, dass unsere Art die Oberhand gewinnen soll. So etwas ist noch nie passiert. Entweder hat sich etwas in seiner Brut geändert oder jemand anders hat seine Finger in diesem beginnenden Krieg im Spiel. Aber wie es auch sein mag: Wenn der Krieg kommt, sind wir alle verloren.«
Carina öffnete die Tür des Wohnzimmers beinahe sofort, nachdem Jonmarc seine Gemächer betreten hatte. »Ich dachte, ich hätte dich im Flur gehört.« Sie hielt inne, sah seinen schmutzbespritzten Übermantel und
den blauen Fleck von dem Kampf im Stall, der sich langsam über seine gesamte Wange ausbreitete. »Was ist
passiert?«
»Jemand hat mich im Stall angegriffen. Keine Ahnung, wer, aber er war nicht sterblich.«
Carina kam auf ihn zu und legte ihm die Hand auf die Wange, um die Prellung zu heilen. Ihre Berührung
war warm und ihre Heilmagie sorgte für Ruhe in ihm. Als die Prellung verschwunden war, strich ihre Hand
noch einmal über seine Wange und blieb auf seiner Brust liegen. »Noch etwas,
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