Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
was ich wissen sollte?«
»Mein Rücken ist möglicherweise schon blau und grün, nachdem ich so hart an den Pfosten im Stall geschleudert wurde«, gab Jonmarc zu und zog eine Grimasse, als sie ihm aus seinem Hemd half. Er setzte sich auf eine Couch, mit dem Rücken zu ihr, sodass sie die steifen Muskeln und die zerkratzte Haut heilen konnte. Während Carina arbeitete, erzählte Jonmarc ihr von dem Angriff auf die Hirten, nur um festzustellen, dass die Nachricht davon bereits am Nachmittag im Herrenhaus angekommen war.
»Lisette ist ganz außer sich, so wütend ist sie«, meinte Carina. »Ich konnte spüren, dass ihre Stimmung ganz anders war heute – die Menschen, die kamen, um geheilt zu werden, hatten Angst. Lisette sagte mir, dass die Vayash-Moru-Diener ebenfalls Angst haben.«
»Aber da macht dir noch etwas anderes Sorgen.«
Carina zog einen Brief aus den Beuteln an ihrem Gürtel. »Es ist ein Brief von Cam.«
»Ist wohl nicht ganz einfach, Donelans Leibwächter zu sein?«
Carina gab ihm den Brief. Jonmarc überflog den Bogen und versuchte Cams krakelige Handschrift so gut wie möglich zu entziffern. »Ich versteh’s nicht. Er klingt, als stünde in Isencroft ein Aufstand kurz bevor.«
»Das ist wegen Kiara – und Tris. Kiara ist die einzige direkte Erbin des Thrones von Isencroft, erinnerst du dich? Wenn Donelan stirbt, werden die Reiche von Isencroft und Margolan vereint, es sei denn, es werden Erben für beide geboren.« Sie schüttelte den Kopf. »Da gab es einen Zwischenfall in Isencroft, bevor Kiara das Land für die Hochzeit verlassen hat – irgendein verrückter Separatist hat versucht, sie zu töten. Ich habe Angst, Jonmarc – um Cam und Donelan und Kiara.«
»Ich dachte eigentlich, dass der, wer auch immer dieses verzauberte Monster bei der Hochzeit geschickt hat, hinter Tris her war.«
»Das dachte ich auch. Vielleicht lagen wir da falsch.«
»Cam kann ganz gut auf sich selbst aufpassen. Donelan hat eine ganze Armee, die ihn beschützt. Kiara hat Mikhail und Harrtuck – als ob sie überhaupt Hilfe bei einem Kampf bräuchte!«
»Sie ist schwanger, Jonmarc. Sie wird nicht lange in der Lage sein zu kämpfen, wie sie das auf der Straße getan hat. Tris ist in den Krieg gezogen. Wenn Kiara etwas passiert, werden die Königreiche nicht vereint. Und Jareds Loyalisten haben ihre eigenen Gründe, den Erben aus dem Weg zu räumen. Sie ist so weit weg und ich kann ihr nicht helfen.«
»Du bist doch immer diejenige, die mir sagt, ich soll der Lady vertrauen.«
Carina lehnte sich an ihn und ließ zu, dass er sie an sich drückte. »Wir haben keine andere Wahl, oder? Keiner von uns.«
Einen Kerzenabschnitt später traf sich der Blutrat in Gabriels Gemächern. Heute Nacht war Jonmarc, wie er fand, wütend genug, um jede Art von Angst davor zu überwinden, der einzige Sterbliche im Raum zu sein. Alle Mitglieder des Rats waren anwesend, selbst Uri. Jonmarc betrachtete ihre Gesichter, als Gabriel von dem Angriff erzählte.
»Ihr sagt, Ihr könnt die Euren kontrollieren. Beweist es!« Jonmarc sah Rafe in die Augen.
»Das ist nichts, was wir getan haben. Sicher ist Euch das bewusst?«, konterte Rafe.
»Da lagen rund ein halbes Dutzend Männer ausgeweidet wie Jagdwild auf diesem Hügel und ein Junge hat maskierte Geschöpfe gesehen, die die Männer zu ihrem Vergnügen gejagt haben, bevor sie sie und ihre Herde zerfleischt haben.«
»Die Berge sind zu dieser Jahreszeit gefährlich«, meinte Uri. »Vielleicht ein Wolf …«
Yestin, der hinter Gabriel stand, zuckte nach vorn. »Das waren keine Wölfe.«
Jonmarc drehte sich zu Uri um. Er stand nahe genug, um seinen ranzigen Atem zu riechen. »Es war kein Wolf, der mich in den Ställen angegriffen hat. Das war ein Vayash Moru. Was auch immer du für ein Spiel spielen magst, Uri, heute Nacht endet es. Die Dorfbewohner werden das nicht länger hinnehmen.« Er lehnte sich noch ein Stück nach vorn. »Wenn es hier um Dark Haven geht, dann hör auf, deine Lakaien deine dreckige Arbeit machen zu lassen. Du willst meinen Titel? Dann fordere mich heraus. Auf der Stelle.«
Keiner rührte sich. Jonmarc wich nicht aus und erwiderte Uris Blick standhaft. Zuerst war Entrüstung auf Uris Gesicht zu sehen, und seine Fäuste ballten sich neben dem Körper. Doch dann, so schnell, wie er gekommen war, verschwand der Ausdruck wieder.
»Ich weiß nichts von irgendwelchen Morden in den letzten Nächten«, sagte Uri und ging einen Schritt zurück. »Ich habe die letzte
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