Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
Nacht beinahe bis zum Morgen im ›Betrunkenen Hahn‹ mit Würfelspielen verbracht. Frag den Wirt – ich habe den Gastraum nicht verlassen.«
»Was ist mit deiner Brut?« Jonmarc war zu wütend, um sich um die Gefahr zu kümmern. Der kleine Pfeil samt Auslöser war unter seinem Ärmel versteckt. Er war nah genug, um einen tödlichen Schuss abzugeben, bevor Uri ihn stoppen konnte. Ich brauche nur eine Entschuldigung.
Uri warf einen Blick auf Malesh. »Ich kann sie nicht jede Minute beaufsichtigen. Aber meine Verbindung zu ihnen ist stark – ich bin sicher, ich hätte davon gewusst.«
»So kommen wir nicht weiter«, sagte Riqua. »Entweder hat einer von uns die Kontrolle über unsere Familie verloren oder es sind andere von unserer Art, die nicht unserem Kreis angehören, die das getan haben. Uns zu streiten wird nichts daran ändern.«
Jonmarc wandte sich grimmig ab. Sein Herz pochte und es kostete ihn wirkliche Anstrengung, seine Fäuste zu lösen. »Die Dörfler werden keine Unterschiede machen, wenn sie anfangen, die Krypten in Brand zu setzen«, sagte er. »Es gibt nicht genug Vayash Moru, um sie alle zu töten – und selbst wenn, wie lange, glaubt ihr, würde es dauern, bis Staden seine Armee hier herunterschickt, um den Frieden wiederherzustellen?« Er warf Uri wieder einen zornigen Blick zu. »Oder hast du das schon vergessen? Der Titel wird nicht vom Blutrat verliehen. Ich bin Lehnsmann von König Staden. Greif mich an und der König ist durch einen Schwur gebunden, Vergeltung zu üben. Fang keinen Krieg an, den du nicht beenden kannst.«
Gabriel trat zwischen Jonmarc und Uri. »Es wird keinen Krieg geben. Wir haben alle zu viel zu verlieren.« Er sah seine Kollegen vom Blutrat scharf an. »Jonmarc hat Recht. Wenn die Sterblichen zurückschlagen, ist keiner von uns mehr sicher. Untersucht eure Häuser. Wir müssen die Mörder der Gerechtigkeit zuführen – schnell und öffentlich –, wenn wir von den Sterblichen Vergebung erwarten.«
Die Stimmung beim darauffolgenden Fest war gedämpft. Dunkle Met- und Rumkuchen, die traditionellen Speisen an diesem Abend, waren in ausreichender Menge vorhanden, zusammen mit Blutpudding. Die Musikanten spielten eine temperamentvolle Weise. Carina bemerkte, dass ihre Lieder frecher wurden, je weiter die Nacht fortschritt, als würden sie ein wenig zu sehr versuchen, die Stimmung der Menge zu heben. An diesem Abend waren außer den Vyrkin und den Vayash Moru auch Kaufleute und Bauern gekommen. Carina erspähte in den Schatten an der Mauer sogar ein Geistermädchen zwischen den Feiernden. Trotz Alkohol und Gesang fühlte sich das Fest anders an als das gestrige. Carina war sicher, dass die Geschehnisse in Haven die Stimmung drückten.
Zu Ehren der Weber-Vettel bestanden die Tänze des Abends aus Kreistänzen, bei denen Männer und Frauen einander bei den Armen nahmen und sie im Takt der Musik miteinander verwoben und verschränkten. Während einer Tanzpause wickelte Carina ihren Schal enger um die Schultern. Er war ein Geschenk von Lisette und Eiria, ein wunderschönes Stück von einer der besten Weberinnen des Dorfes. Von Neirin darauf hingewiesen, hatte Carina für jeden ihrer Freunde ein ähnliches Geschenk.
Carinas Gewand war eine Gabe von Jonmarc für diesen Abend – fein gewebtes Leinen mit einer fein gemusterten Borte in einem heimischen Stil. Der Schal passte so gut zu dem Kleid, dass Carina den Verdacht hatte, Lisette und Eiria hätten es vorher gekannt. Jonmarcs Umhang, den er für einen Moment in dem warmen Saal auszog, war Carinas Geschenk an ihn, ein schwerer Umhang aus gewebter Wolle, der selbst für den Winter in Fahnlehen robust genug war.
Als die Glocken die elfte Stunde schlugen, berührte Gabriel Carina an der Schulter. »Es ist an der Zeit, der Lady Euer Geschenk zu machen«, sagte er und hielt den Mantel für sie bereit. Lisette erschien und hielt eine Schale aus Steingut in den Händen, die mit Sahne und Honig gefüllt war. Jonmarc kam an ihre Seite, als sie die große Halle verließen, mit dem Rest der mehr oder weniger fröhlichen Gäste hinter ihnen.
Vor den Eingangstüren von Dark Haven erhellten große Feuer den Hof. In der Mitte stand eine uralte Eiche. Sie war größer als das Herrenhaus und ihre Zweige breiteten sich über einen großen Teil des Hofs aus. Neirin hatte Carina darauf vorbereitet, die Gabe von Sahne und Honig korrekt an die Weber-Vettel zu übergeben. Dennoch war sie nervös, als sie auf den alten Baum zuging. Der
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