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Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)

Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)

Titel: Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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Gabriel, bevor Lisette sprach. »Hier ist etwas Seltsames, m’Lady.« Sie hielt ein Buch in den Händen. Das Leder, das man zum Einbinden verwendet hatte, war brüchig und die Seiten vergilbt. »Dieses Buch lag auf dem Tisch, als ich vorhin hereinkam, aber es war nicht da, als wir zum Fest gegangen sind. Es ist eine Genealogie der Familien der Herren von Dark Haven. Geburten, Festtage, Hochzeiten, Todesfälle. Seht hier«, sagte sie. Carina folgte Lisettes Finger. Die gedrängte Handschrift war mit der Zeit verblasst, aber sie konnte die Inschrift entziffern.
    »Raen, Tochter von Lord Brentig, starb an der großen Pest am einundzwanzigsten Tag des Monats der Vettel«, las Carina. »Raen, ist das der Name des Geistes?«
    »Sie stand in den Schatten und sah zu, wie Lord Jonmarc Euch hereingetragen hat. Sie ist nicht weggegangen, bis Ihr wieder zu Euch kamt. Irgendwoher kenne ich den Namen.« Lisette runzelte die Stirn und ging zu den Bücherregalen. Sie kam mit einem kleinen ledergebundenen Tagebuch zurück. »Ich habe das hier vor ein paar Tagen gefunden. Es war auf den Boden gefallen. Ich dachte zu diesem Zeitpunkt an einen Zufall, aber jetzt bin ich nicht mehr so sicher.«
    Das Tagebuch war mit einer ordentlichen, weiblichen Schrift geführt worden. Der Name »Raen Brentig« stand auf der ersten Seite in der Mitte, darunter ein Datum.
    »Das war ungefähr ein Jahr, bevor die große Pest ausbrach.«
    Carina berührte die Seite vorsichtig. »Es ist fast so, als wolle sie, dass wir sie kennenlernen«, sagte sie. Lisette steckte ein paar Kissen hinter ihren Rücken, sodass Carina es bequemer hatte. »Ich habe wohl eine neue Freundin.«
    Carina zog die Decken enger um sich herum. »War es schon immer eine Sitte für die adligen Töchter in Fahnlehen, zu lesen und zu schreiben?«
    »Es war ziemlich verbreitet, als ich sterblich war«, meinte Lisette. »Ich kannte Raen nicht, aber sie lebte sicher in etwa zu der Zeit, als ich hinübergebracht wurde. Ein großes Herrenhaus ist so schwierig zu führen wie nur irgendein Handelskontor. Wenn ein Mann klug war, nahm er sich eine gebildete Frau, die in der Lage war, die Geschäftsbücher zu führen.«
    Carina vertiefte sich in die ersten Seiten des Tagebuchs. Das meiste waren Notizen über die Höhen und Tiefen im Leben eines jungen Mädchens, mit Kommentaren über Feste und Einladungen und junge Männer, die Raens Aufmerksamkeit erregt hatten. Der Lavendel blüht jetzt im Garten. Ich werde welchen für einen neuen Duftbeutel pflücken. Der Ball ist schon in vierzehn Tagen. Carina blätterte weiter. Ein weiterer Eintrag, nur einen Tag später datiert. Ich fühle mich nicht gut. Ich hoffe, beim Ball ist es wieder besser. Der Rest der Seiten war leer. Carina legte das Tagebuch gedankenverloren beiseite.
    »Lord Jonmarc hatte Recht, m’Lady. Ihr müsst ausruhen. Fürchtet nichts. Ich werde bis zur Dämmerung wachen.«
    Carina ließ sich selbst auf die Matratze sinken, warm und geborgen unter den Decken. In Gedanken war sie immer noch beim Tagebuch und dessen plötzlichem Ende. Als sie einschlief, hörte sie in ihren Träumen, wie Raen sang.
    Als Carina erwachte, schien das erste Licht der Dämmerung durch ihre Vorhänge herein. Sie blieb noch einen Moment unter den warmen Decken liegen. Jonmarc war bereits unterwegs und verrichtete seine täglichen Geschäfte, Lisette war zur Ruhe gegangen. Ein paar Bedienstete rumorten in der Nähe. Dark Haven war still.
    Als Carina sich ihre Heilerrobe über ihr Gewand zog, sah sie im Augenwinkel eine Bewegung. Raen stand in den Schatten.
    »Hallo«, begrüßte sie das Geistermädchen. »Ich danke dir für das Lied gestern Nacht.«
    Raen ging zu den Fenstern. Das Feuer hatte den Raum stark genug erwärmt, dass sie beschlagen waren. Carina konnte sehen, wie sich Buchstaben beinahe von selbst auf die feuchte Scheibe schrieben: »Kommt!«
    Carina sah Raen verblüfft an. »Ich soll kommen? Warum?«
    Ein anderes Wort formte sich, während unsichtbare Finger schrieben. »Heilung.«
    »Du willst, dass ich jemanden heile? Einen der Geister?« Carina schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, ob das geht – ich bin immer noch nicht sicher, was ich für dich getan habe.«
    Mehr Buchstaben erschienen. »Schmerz.«
    »Nun gut. Lass mich meine Dinge holen – auch wenn sie nicht viel nutzen werden, wenn der, den ich heilen soll, ein Geist ist.«
    Carina sammelte ihre Beutel zusammen und öffnete die Tür. Der Flur war leer. Raen glitt aus dem Raum in den

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