Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
wenn du kannst, hörst du?«
Carroway machte eine tiefe höfische Verbeugung. »Ich lebe nur, um Euch zu dienen, m’Lady.«
***
Kiara und Ally sahen auf, als Macaria ins Zimmer zurückkam.
»Wie geht es deinem Barden?«, fragte Kiara.
Macaria wich ihrem Blick aus. » Meinem Barden? Er macht sich nur Sorgen um Euch, das ist alles.«
Kiara lächelte müde, aber sie stritt nicht. Sie konnte Cerise in ihrem Zimmer ihre Taschen und ihre Tinkturen aufräumen hören.
Ally setzte sich in einen Stuhl neben Kiara. »Ich weiß, Ihr wollt Cerise nicht beunruhigen. Wie geht es Euch wirklich?«
Kiara setzte sich mühsam auf. »In Isencroft habe ich die Regeln verstanden. Als ich mich auf die Reise machte, war ich meiner Kampfkunst sicher, ich hatte ein kampfgewöhntes Pferd und Jae. Auf der Straße letztes Jahr, unterwegs nach Westmark und dann auf dem Weg zurück, um Jared gegenüberzutreten, wusste ich, ich konnte mich verteidigen, selbst in einer Schlacht. Jetzt – ist alles anders. Wir wissen immer noch nicht, wer mich töten will – oder ob es mehr als eine Person und aus ganz unterschiedlichen Gründen ist. Tris ist im Krieg und wir wissen nicht, wie es steht. Ich habe mich noch nie im Leben so hilflos gefühlt – und ich hasse es. Ich konnte Mikhail oder Malae nicht beschützen und heute habe ich dabei versagt, mein Baby zu beschützen. Ich habe Tris im Stich gelassen – ich habe jeden im Stich gelassen.«
»Jetzt klingt Ihr wie Viata«, sagte Cerise, die hinzukam. »Eure Mutter war gnadenlos mit sich selbst, wenn sie einen Fehler gemacht hatte, aber ihre Erfolge hat sie nie erkannt. Ihr seid zu sehr daran gewöhnt, Euch auf Euch selbst zu verlassen, seit Viata starb. Das hat Euch stark gemacht. Aber es braucht Mut, um zuzugeben, dass man Hilfe braucht. Wir werden nicht geringer von Euch denken.« Sie unterbrach sich. »Was ist mit Eurer eigenen Magie, Kiara? Ist sie keine Hilfe?«
»Wir haben letztes Jahr herausgefunden, wie gefährlich es für mich sein kann, wenn ich wahrsage«, meinte Kiara. »Es hat nur zu gut funktioniert. Arontala hat mich beinahe getötet. Ich kann mich gegen Magie wappnen, auch wenn ein Zauberer mit Macht hindurchbrechen kann. Ich habe das auf die harte Tour gelernt«, sagte sie reuig. »Vater sagte, seine Magie ließe ihn das Wetter spüren – das hilft in der Schlacht, aber ist für mich im Moment kaum von Nutzen. Wenn überhaupt, dann wird unser Kind durch meine Magie noch viel eher selbst zum Magier. Aber ich fürchte, zum Schutz taugt das nicht.«
»Wir brauchen einen Plan«, sagte Ally. »Wir müssen einen Weg finden, wie wir Euch sichern können, ohne Euch einzusperren – und dem Hof keine Gelegenheit zu geben, noch mehr zu klatschen, als er es sowieso schon tut.«
Macaria verzog das Gesicht. »Was die Gerüchte angeht … Carroway sagte, er muss sich ein wenig fernhalten von Kiara wegen seiner ›Reputation‹. Ich habe immer wieder mal Kommentare darüber gehört, aber ich glaube, es ging dabei um sein Aussehen. Es gibt ja keine Zweifel daran, wie hübsch der Junge ist. Ich weiß nicht, woran es liegt – in all den Jahren, die ich schon am Hof bin, habe ich ihn sich nie eine Geliebte nehmen sehen, aber er hat den Ruf, mit jeder seiner Gönnerinnen ins Bett zu gehen. Ich habe Angst um Carroway. Irgendjemand nimmt Kiara ihre Begleiter weg. Was, wenn sie auch ihn angreifen?«
Macaria sah Ally an. »Ihr und Eure Tante Eadoin wissen alles, was am Hof vorgeht. Was steckt hinter den Gerüchten? Er will es mir nicht sagen, ich habe ihn gefragt.«
Ally berührte nachdenklich ihr Armband. »Ich kann verstehen, dass er nicht darüber reden will. Ich bin nicht sicher …«
Kiara sah von Macaria zu Ally. »Macaria hat Recht. Wer auch immer für die Vorfälle verantwortlich ist, er kennt alle Geheimnisse am Hof. Carroway ist verwundbar und wenn wir die Einzigen sind, die nichts wissen, dann können wir nichts tun, um zu helfen. Er ist ein lieber Freund, Ally. Tris schuldet ihm sein Leben. Er tut alles, was er kann, um uns zu beschützen. Wir müssen es wissen.«
Ally nickte. »Ich habe gehört, wie Tante Eadoin einmal darüber sprach, wie Carroways Familie an der Pest gestorben ist. Er war erst dreizehn, als das passierte. Bricen und Sarae haben ihn aufgenommen und ihm eine Heimat in Shekerishet gegeben. Schon damals war er ein aufsteigender Stern unter den Sängern und sein Aussehen hat ihm auch nicht geschadet.
Nach allem, was Tante Eadoin sagt, begann der Ärger vor fünf
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