Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
ihr?«
»Wiedergeboren werden.«
Das fahle Glühen schloss sich um Kiara und sie versuchte, sich selbst mit ihrer eigenen Magie zu schützen. Lachen antwortete ihr.
»Du bist kein Seelenrufer. Wir sind keine Magier. Deine Schilde haben keine Macht über uns.« Das kranke Glühen wirbelte um sie herum und Kiara bebte von Kopf bis Fuß, vor Kälte und Angst. Sie versuchte wieder, auf die Füße zu kommen, und verzog das Gesicht, die Prellung auf dem Bauch war schmerzhaft. Sie hielt ihr Schwert beidhändig – in dem Wissen, dass es gegen diese Gegner nutzlos war. Kiara konnte jetzt Formen in dem Glühen wahrnehmen und Gesichter daraus hervorgehen sehen. Eine Frau, nicht älter als sie selbst. Ein Mann in mittleren Jahren. Ein junger Mann mit kalten, entschlossenen Augen.
»Wer seid ihr und was wollt ihr?«
Der junge Mann mit den harten Augen ergriff das Wort. »Wir sind in diesem Schloss durch die Hand des Thronräubers und seines Magiers gestorben. Wir wurden unseres Lebens beraubt. Wir wollen wieder leben.«
»Aber wie? Ich bin kein Seelenrufer. Das wisst ihr.«
»Die Seele deines Kindes ist noch nicht festgelegt. Es ist Platz für einen von uns an seiner Stelle.«
Kiaras Griff um den Schwertknauf verstärkte sich, als sie begriff, was der Geist wollte. »Geh weg von mir! Ich werde dir nicht erlauben –«
Das fahle Glühen fuhr auf sie zu. Jae stürzte sich auf die leuchtenden Gestalten, fuhr aber durch sie hindurch, ohne etwas auszurichten. Kiara erlebte, wie das Glühen sie einhüllte, und spürte, wie die Kälte mit einem Schauder durch sie hindurchfuhr, der so enorm war, dass sie heftig zu zittern begann und auf die Knie fiel. Es war nicht wie damals, als der Obsidiankönig in sie gefahren war und sich dabei durch ihre Schilde gezwängt hatte; die Geister achteten nicht auf ihre Schilde oder ihre Magie. Ihr Herz schlug hart. Es war nicht ihr Körper und ihr Geist, den die Geister wollten. Es war ihr Kind, dessen Seele erst bei den ersten Bewegungen erwachen würde. Ein leeres Gefäß, das noch zu füllen war. Und wenn einer der Geister es übernehmen würde, bevor sich die Seele in dem Kind manifestierte, die von der Lady vorgesehen war …
Der große Spiegel an der Mauer des Waffenbodens fiel plötzlich zu Boden und zersprang in tausend Stücke. Der Wind kam wieder auf, diesmal aus der gegenüberliegenden Ecke des Saals. Genauso schnell, wie das Glühen über sie gekommen war, ließ es sie jetzt los, und zwar so plötzlich, dass sie beinahe das Bewusstsein verlor. Sie blickte auf, um eine verschwommene Gestalt in der Uniform des Königs mit entschlossenem Blick vor ihr zu sehen. Neben ihm waren Seanna und der Geist einer Frau, die wie eine Kinderfrau angezogen war. Kiara nahm an, dass es Ula war, die vor langer Zeit verstorbene Wächterin über die Erben von Margolan.
»Im Namen des Königs – fort von ihr!«, sagte der Geistersoldat. »Ihre Klinge kann euch nicht berühren, aber meine wird euch verbrennen!«
Von draußen hörte Kiara jetzt Schritte. Wachen hämmerten gegen die verschlossenen Türen und riefen nach ihr. Das fahle Glühen erzitterte und fuhr dann nach vorn. Der Saal erbebte unter klagendem Heulen. Seanna kam angeschossen, um Kiara mit ihrer eigenen geisterhaften Gestalt zu schützen, während der Soldat mit seinem Schwert kam und es gegen die Geister schwang. Ula hielt das Glühen von der anderen Seite ab. Das geisterhafte Schwert zerteilte die Geister und plötzlich erfüllte ein ohrenbetäubendes Kreischen den Raum. Jae stürzte auf das Glühen herab, aber er fuhr einfach durch es hindurch. Draußen begannen die Wachen, die schweren Türen einzurennen. Der Geistersoldat ging in die Offensive. Ula nahm das Amulett von dem Kleiderhaufen in der Ecke und warf es Kiara zu. Sie fing es und schloss die Hand fest darum. Ula fügte ihre Verteidigung der Seannas wieder hinzu und blockierte den Angriff auch weiterhin. Wieder fuhr das geisterhafte Schwert des Soldaten durch das Glühen und mit einem letzten Aufkreischen verschwand das unheimliche Leuchten.
Der Schmerz in ihrem Bauch wurde schlimmer. Kiara hatte sich zusammengerollt und zitterte heftig.
»Wer bist du?«, brachte sie mühsam hervor. Der geisterhafte Soldat kniete besorgt neben ihr.
»Ich bin Comar Hassad, treuer Soldat von König Bricen«, sagte er. »Ich war nicht in der Lage, Bricen zu bewahren. Ich bin durch meinen Eid verpflichtet, seine Erben zu schützen.«
»Haben die Geister … die Seele genommen?« Der Raum drehte
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