Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
gebrochen, also sollten sie eindringen können. Keiner unserer Männer kann auf die andere Seite des eingestürzten Wegs. Wenn Ban lebt, dann will ich, dass er gefunden wird.«
»Sofort, Sir.« Senne verbeugte sich tief und verschwand durch den Eingang.
Tris holte tief Luft und wandte sich an Pell und die übrigen Geister.
»Ich hätte ihnen das Kriegsgericht geschuldet«, sagte er leise.
Pell brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Ich habe immer gehört, dass die Strafe für den Mord an den eigenen Offizieren der Tod sei – und dass kein Kriegsgericht dabei nötig ist.«
»Vielleicht«, erwiderte Tris. Er sah Pell an. »Wollt Ihr zur Ruhe gehen?«
Pell drehte sich zu seinen gefallenen Kameraden um. Langsam schüttelten sie die Köpfe. »Wir sind hier, um in diesem Krieg zu kämpfen«, meinte Pell. »Und das werden wir auch zu Ende bringen.«
Soterius lag eine gefühlte Ewigkeit still auf dem Boden. Tief in seinem Rücken unter seinem Harnisch, dort, wo Pryces Messer seine Haut durchstochen hatte, fühlte es sich an, als stünden seine Eingeweide in Flammen. Ich werde hier sterben. Tris wird nicht wissen, dass Tarq uns verraten hat, bis es zu spät ist. Ich habe versagt .
Die Geister wirbelten um ihn herum, als er zwischen Bewusstlosigkeit und Wachsein hin und her glitt. Ob die wachsende Kälte von der Anwesenheit der Geister herrührte oder ob er sie seinem kommenden Tod verdankte, wusste er nicht. »Ist dort noch jemand draußen, irgendjemand?« Schweigen antwortete ihm.
»Nun, jetzt verstehe ich das, was in Ruune Videya vorging«, murmelte er zu niemandem im Speziellen. Zu sehen, wie die rachsüchtigen Geister Pryces Soldaten wie hungrige Wölfe zerrissen hatten, war das Schlimmste gewesen, was er in seinem Soldatenleben hatte miterleben müssen. »Wenigstens werde ich keine schlaflosen Nächte deshalb haben.« Nichts würde ihn aus seinem nächsten Schlaf wecken, nichts außer dem Seelenlied der Lady. Soterius machte einen tiefen, schmerzhaften Atemzug. Er schloss die Augen. Ich bin bereit. Es ist vorbei.
»Ich habe ihn.«
Die Stimme des Mannes erklang ganz in seiner Nähe, auch wenn Soterius nicht sagen konnte, ob er sie wirklich hörte oder ob er es sich nur einbildete. Unglaublich starke Arme packten ihn. Er öffnete die Augen, doch die Dunkelheit war vollständig. Sein Retter ging einen Schritt und hob ihn dann vom felsigen Boden auf, und der kalte Luftzug auf seiner Haut sagte ihm, dass sie sich vorwärtsbewegten. »Halt durch«, flüsterte eine Stimme. »Bleib ruhig.« Im letzten Wort schwang ein Zwang mit, eine unwiderstehliche Forderung. Soterius ergab sich der Dunkelheit.
Zum zweiten Mal brachte die margolanische Armee ihre Belagerungsgeräte mühsam durch den Schnee an die Mauern von Lochlanimar. Der schwere Rammbock kreischte und krachte, als Vayash-Moru-Soldaten ihre unmenschliche Stärke der der Pferde hinzufügten. Zwei Reihen von Bogenschützen mit Langbogen hielten einen ständigen Beschuss mit Pfeilen aufrecht, um den Leuten am Rammbock Deckung zu geben. Die Vayash Moru, gerüstet mit Helmen und Brustharnischen, betrachteten den Pfeilhagel des Feindes nur als Störung und zogen sie sich aus Armen und Beinen, als wären es nichts weiter als Mücken. Die schwer gepanzerten Pferde waren froh, ihre Last kurz außerhalb der Reichweite von Curanes besten Bogenschützen ablegen und den Vayash Moru überlassen zu können. Sterbliche Soldaten, die mit Kriegsäxten und Breitschwertern bewaffnet waren, hielten aufmerksam Wache am Schlossgraben und den Fundamenten der Burganlage, um nicht von ashtenerath oder mit Blutmagie verhexten Leichen überrascht zu werden.
Katapulte auf beiden Seiten schickten tödliche Geschosse in die Luft. Beutel, die mit Metallsplittern und Nägeln gefüllt waren, die man aus Zaunpfählen und alten Scheunen herausgezogen hatte, erfüllten die Luft. Beim Aufprall zerplatzten sie und schickten ihren Inhalt als Schrapnelle durch die Soldaten hinter den Mauern. Curanes Katapulte antworteten wirbelnd mit brennenden Leichen, schweren Felsen und Säcken mit zersplittertem Glas und Töpfereien. Das Bombardement war so heftig, dass Tris und Fallon nicht in der Lage waren, jeden mit ihren Schilden zu schützen. Zu seiner Rechten sah Tris einen Haufen Glasscherben sein Ziel treffen und seine Leute in einem Regen aus Blut untergehen.
Neben Tris hob Fallon die Hände. Sie murmelte etwas zu sich selbst und hob ihr Gesicht in den Wind. Die Luft änderte sich und Wind kam auf,
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