Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
Sicherheit« Esmes Stimme. »Wir mussten Wurmwurz benutzen, um die Macht der Magie zu brechen. Wir haben Euch beinahe nicht rechtzeitig wieder herausholen können. Unsere Truppen haben einen Teil der äußeren Mauer genommen, aber wir hatten hohe Verluste. Senne und Palinn haben den Männern befohlen, sich zurückzuziehen und sich neu zu formieren. Ruht Euch aus.«
Er packte ihr Handgelenk und zwang sich, die Augen zu öffnen. Selbst das Kerzenlicht war zu hell. »Wie schlimm?«
»Ana ist tot. Was auch immer mit der Magie passiert ist, es tötete sie. Keinem der anderen Magier geht es besser als Euch und einige fühlen sich wesentlich schlechter. Die Hälfte von Curanes Burg steht in Flammen. Wir haben ein halbes Dutzend Vayash Moru und einen der Rammböcke verloren. Was den Rest der Truppen angeht – die Zahlen kommen gerade herein. Vor morgen früh werden wir es nicht wissen.«
»Ban?«
»Trefor hat ihn gefunden. Er lebt, ist aber in schlechter Verfassung.«
»Wie lange dauert es, bis die Wurmwurz nachlässt?«
Esme sah besorgt drein. »Ihr seid nicht in der Verfassung …«
»Ich bin ein Seelenrufer und ihr König. Mein Platz ist da draußen, bei den Soldaten. Wenn ich meine Magie berühren kann, kann ich dir helfen, zu heilen oder die Passage für die Toten bereiten.«
»Es wird noch einige Kerzenabschnitte dauern, bis die Wurmwurz ihren Weg aus Eurem Körper findet. Warum schlaft Ihr nicht bis dahin? Ihr seid in keiner besseren Verfassung als die meisten Verwundeten.«
»Es ging mir schon schlechter. Frag Carina.«
Gegen Esmes Rat erhob sich Tris mühsam von seiner Liege, sobald er spürte, dass die Wirkung der Wurmwurz nachließ. Erst dann bemerkte er, dass er sich in seinem Zelt befand und dass Soterius auf einer Liege nahe bei ihm lag. Coalan brachte ein schwaches Lächeln zur Begrüßung zustande. Tris ignorierte seinen pochenden Kopf und kniete sich neben Soterius hin.
»Wie geht es ihm?«
»Es hat sich nicht viel geändert, seit sie ihn gebracht haben.« Coalan brachte Tris eine Schüssel mit Porridge aus einem Kessel auf dem Feuer und goss ihm eine Tasse kerif ein. Der streng schmeckende, bittere Trank klärte seinen Kopf.
Tris legte eine Hand auf Soterius’ Arm. Vorsichtig dehnte er seine Sinne, um die Magie zu berühren. Die Macht war flüchtig, zuckte aber nicht mehr wie wild umher. Tris streckte sich aus und suchte nach dem Lebensfaden, der, wie er wusste, Soterius gehörte. Der Faden glomm schwach, aber stetig. Er konnte die Überreste von Esmes Heilmagie spüren. Trotz des schwachen blauen Glühens des Lebensfadens wusste Tris, wie schwer die Verletzungen waren und wie sehr der Schmerz von der Magie der Heiler hatte gedämpft werden müssen.
»Ihr seht nicht so aus, als solltet Ihr aufstehen«, sagte Coalan.
»Wegen mir sind sie hier«, sagte Tris und stand auf. »Es ist meine Bürde, sie alle wieder nach Hause zu bringen. Wenn wir Curane nicht schlagen können, werden wir noch vor dem Sommer von Trevath und Nargi angegriffen und von ihnen geschlagen werden. Wenn Margolan fällt, dann fällt Isencroft mit ihm und der Rest der Königreiche wird für eine ganze Generation miteinander im Krieg liegen.«
Tris verzog das Gesicht, als er eine Tunika über den Kopf zog und nach seinem Mantel griff. Er schlug das Tuch im Zelteingang zurück. Grelles Sonnenlicht strömte herein und er musste seine Augen bedecken, um dem Gleißen zu entkommen. »Bei der Hure«, wisperte er, sah über das Lager und die Ebenen dahinter.
Leichen lagen überall zwischen dem Camp und Lochlanimar über den zertrampelten Schnee verstreut. Der Rammbock war geblieben, wo er war, verkohlt und nutzlos. Die Mauern von Lochlanimar waren geschwärzt und der östliche Turm war teilweise in sich zusammengefallen. Die Mauern trugen die Spuren des Bombardements und an vielen Stellen waren die Zinnen gefallen und hatten an den oberen Mauern Löcher wie fehlende Zähne hinterlassen. Die Luft war still und kalt. Tris sah über das Lager.
Am Lagerende, das von Curanes Burg am weitesten entfernt war, sah Tris, dass man die Toten auf einem schneefreien Feld zusammengetragen hatte. Sie waren in alles eingewickelt, was man hatte auftreiben können, um sie zu bedecken. Feuerholz war zu kostbar, um sie zu verbrennen, und der Boden zu hart, um Gräber auszuheben, und so formten die Männer eine Kette, um große Steinbrocken aus Curanes Angriffen weiterzugeben, mit denen sie einen Grabhügel aufschichteten. Ein einsamer Pfeifer und ein
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