Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)

führte er Coalan zu einem Stuhl am Feuer und ging zur Truhe an seinem Bett zurück, um ein Glas Brandy einzuschenken. Coalan nippte daran und langsam kehrte die Farbe in sein Gesicht zurück, aber dennoch zitterten seine Hände nach wie vor so sehr, dass er einen Teil des Alkohols verschüttete.
    Tris sah zu Senne. »Curanes Blutmagier haben dimonns beschworen. Ohne einen Geistermagier können sie diese Wesen nicht wirklich kontrollieren, aber jeder Blutmagier kann sie so weit beherrschen, um sie zu rufen. Sie haben versucht, mich auf der Ebene der Geister zu töten. Ich vermute, dass sie einen Attentäter geschickt haben, um sicherzugehen, dass die Arbeit gemacht wird. Glücklicherweise hat Coalan einen leichten Schlaf.«
    Senne ging zur Leiche hinüber und drehte sie um, damit er das Gesicht sehen konnte. Er langte nach unten und zog die Kapuze mit einem Ruck fort. »Heilige Göttin.«
    Tarq lag tot auf dem Boden.
    »Wir haben uns schon gefragt, ob Curane ihn bei uns eingeschmuggelt hatte. Jetzt wissen wir’s genau. Was ist mit den Männern, die mit Soterius gegangen sind?«
    Tris dehnte seine Sinne auf die Ebenen der Geister aus und rief nach Soterius und den Männern, die mit ihm in die Höhlen gegangen waren. Einer nach dem anderen kamen die Geister, Pell, Latt, Tabb, Hoyt und die anderen. Alle außer Soterius. Ihren Wunden nach zu urteilen war es klar, dass Pell, Tabb und Latt im Kampf gestorben waren. Coalan schrie auf, als sich die Geister manifestierten und Senne fluchte.
    »Was ist passiert?«, fragte Tris und kämpfte darum, seiner Stimme Festigkeit zu verleihen. Er war überwältigt von Tarqs Verrat.
    Tris und Senne hörten ernst zu, als Pells Geist die Geschichte erzählte. »Was ist mit Onkel Ban?«, fragte Coalan.
    »Ich sah, dass Soterius mit Pryce gekämpft und ihn niedergestochen hat, aber dann wurde es dunkel«, seufzte Pell. »Unsere Geister konnten nicht eingreifen, wir waren grad erst gestorben.«
    »Ich konnte das Sigill noch zerstören, dass die Geister daran hinderte, in die Höhlen zu kommen. Es war das Letzte, was ich tat«, sagte Latt. »Die Wurmwurz war zu stark.«
    »Wenn Ban nicht unter euch ist, dann ist er nicht tot.«
    »Was ist mit Pryce und seinen Leuten?«, fragte Senne. »Sie sind nicht hier.«
    »Noch nicht.«
    Tris streckte die Hand aus und ballte sie zur Faust. Er schickte seine Kraft erneut auf die Ebenen der Geister, bis er die von Pryce und seinen Leuten gefunden hatte. Sie flohen vor ihm. Er zog ihre kreischenden Seelen von den jenseitigen Ebenen fort, bis sie vor ihm standen. Tarqs Geist war bei ihnen, so steif und aufrecht im Tod, wie er auch im Leben gewesen war.
    »Ihr habt sie verraten«, warf Tris ihnen vor.
    Pryces Lächeln war widerlich. »Wir haben unsere Aufgabe vollbracht. So ist das eben.«
    »Es waren eure Kameraden. Sie haben euch vertraut.«
    »Wenn wir überlebt hätten, so sagte Tarq, wären wir reiche Männer geworden. Was hätten wir hier schon bekommen außer dem Sold?«
    »Ehre.« Senne spuckte aus. »Ihr hattet Ehre.«
    »Ehre kann ich nicht essen.«
    Tris kämpfte gegen seine Wut an. Erinnere dich an Lemuel. Erinnere dich an den Osidiankönig.
    Pryce sah Tris an. »Wenn Soterius nicht hier ist, dann wird er es bald sein. Er blutete wie ein abgestochenes Schwein, als er fiel.«
    Das Adrenalin, das der Mordversuch Tarqs in seine Venen gepumpt hatte, pochte immer noch in ihm und vereinte sich mit der unbändigen Wut, die jetzt als Energie aus Tris herausbrach. »Zum dimonn mit euch«, sagte er und öffnete die Faust. Seine Kraft prallte auf die ruchlosen Geister und warf sie wieder auf die Ebenen der Geister zurück. Der dimonn , den die Magier Curanes gerufen hatten, lauerte immer noch, seines Mahls beraubt, in den Schatten der Anderswelt. Mit seinem magischen Auge konnte Tris sehen, dass der dimonn sich auf die Geister warf, und hörte, wie er ihre Seelen zerfleischte, als er sich an den Resten ihrer Lebenskraft labte. Dann sah Tris, wie die Geister aufhörten zu existieren, als ihre Schreie schließlich verstummten.
    Als er wieder zu sich kam, zitterte Tris heftig. Die anderen starrten ihn mit aschfahlem Gesicht an.
    »Ich weiß nicht, was gerade passiert ist«, sagte Senne. Sein sonst nicht aus der Ruhe zu bringendes Selbst war erschüttert. »Aber ich denke, Ban und die anderen wurden gerächt.«
    Göttin hilf mir! Was habe ich getan?
    »Findet zwei Vayash Moru, die wir entbehren können. Schickt sie in die Höhlen. Latt hat den Schutzzauber