Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
kohlschwarzes Haar war so weiß geworden wie Schnee. Seine Augen zeigten in Momenten, in denen er sich unbeobachtet fühlte, die Schatten der Dinge, über die er nicht sprechen wollte.
»Trevath hat sich schon oft in Margolans Angelegenheiten gemischt«, antwortete Tarq nun.
Tarq, so dachte Tris mit Abscheu, war in das südliche Isencroft geflohen, wo er das Ende des Krieges abgewartet hatte. Rallan hatte Zuflucht bei einer adligen Familie im nördlichen Margolan gesucht. Keiner von ihnen hatte eine Rolle dabei gespielt, Jared zu stürzen. Nur ein Mangel an anderen qualifizierten Kandidaten hatte Tris davon überzeugen können, die beiden Männer in ihren Posten zu behalten.
»Wir können einen Krieg gegen Trevath derzeit nicht gewinnen, nicht mit der Armee in ihrer gegenwärtigen Verfassung«, erwiderte Palinn. »Wir können nicht gegen Trevaths und Curanes Männer antreten. Vielleicht hat Curane Unterstützung von Trevath erhalten. Und vielleicht will Curane uns nur in einen Krieg locken, von dem er weiß, dass wir ihn nicht gewinnen können. So könnte er sich einfach zurücklehnen und die Überreste für sich beanspruchen.«
»Es bleibt die Tatsache, dass –«, begann Rallan.
»Wir haben nur eine: Jemand hat versucht, Tris zu töten«, schnappte Soterius. »Und in vierzehn Tagen werden wir einen Palast voll königlichen Besuchs haben. Wir sollten besser verdammt schnell herausfinden, wie wir für ihre Sicherheit garantieren können. Wenn so etwas bei der königlichen Hochzeit vorkommt, dann könnten wir uns unversehens im Krieg mit einem unserer Verbündeten befinden.«
»Ban hat Recht«, sagte Harrtuck. »Wir müssen sicherstellen, dass die Hochzeit reibungslos verläuft. Meiner Meinung nach«, sagte er mit einem schnellen Blick auf Tarq und Rallan, »heißt das, dass wir Soldaten und Wachleute gleichermaßen auf Patrouille im Schloss schicken sollten, bis hinunter in die Dörfer und auch die Hauptstraßen in die Stadt hinein.«
»Das sehe ich auch so«, sagte Soterius. »Wenn wir dabei versagen, die Hochzeit zu sichern, werden wir so damit beschäftigt sein, die Scherben aufzulesen, dass wir Curane bis zum ersten Schnee nicht herausfordern können.«
»Einverstanden«, erwiderte Senne, auch wenn an den Mienen von Tarq und Rallan deutlich abzulesen war, dass sie diese Meinungen nicht teilten. »Wann können wir frühestens gegen Curane zu Felde ziehen?«
»Wenn wir das Bankett erst einmal hinter uns haben, sollten wir schnell marschieren«, grollte Rallan. »Es ist schon spät im Herbst. Der Norden wird dann schon Schnee haben.«
»Wir werden gen Süden marschieren. Schnee kann mich da nicht beunruhigen«, erwiderte Palinn. »Die beste Zeit des Jahres für eine Schlacht.« Seine Stimme, ein mühsames Schnarren, beanspruchte sofort die Aufmerksamkeit. Tris hörte schweigend für beinahe einen Kerzenabschnitt zu, während die Generäle mögliche Marschrouten und Angriffsoptionen diskutierten.
Schließlich wandte sich Palinn an Tris. »Es wäre ratsam, für einen Erben zu sorgen, bevor wir uns Curane direkt widmen.«
»Das wäre ratsam, aber ob die … Zeit … dafür günstig ist, können wir nicht wissen«, meinte Tarq im Bemühen, sich vorsichtig auszudrücken.
»Ich denke, sich um solche Dinge zu kümmern, würde in die Verantwortlichkeit derer fallen, die es angeht«, antwortete Rallan.
Die Kommentare trafen Tris wie ein Schwall kalten Wassers. Ein erster Anflug von Verlegenheit machte Ärger Platz. Für einen Erben sorgen! Sie diskutieren über Kiara und mich, als wären wir ein paar Pferde, die gezüchtet werden, dachte er gereizt. Und auf eine gewisse Weise sind wir das auch. Ist das alles nicht ein Teil davon? Edle Blutlinien, der Beste muss seine Fähigkeiten weitervererben –
»Das ist genug«, unterbrach Tris.
»Das ist wirklich ein heikles Thema, Sire«, sagte Senne glatt und warf einen Seitenblick auf Tarq und Rallan, um sie zum Schweigen zu bringen. »Wir wollen nicht respektlos sein, weder Euch noch der Prinzessin gegenüber. Unsere Sorge gilt der Sicherheit Margolans und eine geregelte Erbfolge ist gut für das Königreich. So, wie die Dinge stehen, wenn Ihr in der Schlacht fallt – möge die Lady Euch immer beschützen –, wäre Jareds Bastard der rechtmäßige Erbe. Bis Ihr selbst einen Erben zeugt, müssen wir mit dieser Gefahr leben. So fähig sie auch sein mag, die zukünftige Königin kann Margolan nicht regieren, es sei denn, als Regentin für ihr Kind.«
Tris zwang
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