Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
und holte sich vom Arbeitstisch dort einen Keks. Geschickt wich er dem gut gemeinten Klaps des Kochs aus. Er ließ sich, den Mund voller Keks, auf einen der Stühle fallen und wickelte vorsichtig sein Hackbrett aus den Lagen von Stoff, die es vor der Kälte geschützt hatten.
Macaria rollte mit den Augen und griff nach dem Hackbrett. »Gib mir das. Du wirst die Saiten noch zerreißen.« Das Instrument glühte für einen Moment leuchtend blau auf, dann gab sie es Helki zurück.
»Danke. Ich kann es nie richtig stimmen, wenn ich es eilig habe.«
»Was ist los?« Carroway setzte seine Laute ab, um in seiner Tasche herumzuwühlen.
»Ich konnte nichts dafür. Ich lag sogar ziemlich gut in der Zeit, bis ich anhielt, um mir eine Fleischpastete auf dem Weg hierhin zu holen. Ich habe ein Gespräch aufgeschnappt und das macht mir Sorgen.« Helki hatte einen hervorragenden Sinn für Intrigen, vielleicht sogar so gut wie Carroways eigener.
»Also … was hast du gehört?«
»Ich kannte die Namen der beiden nicht, auch wenn ich sie schon bei Hofe gesehen habe. Einer von ihnen hatte dunkle Gesichtszüge, als stamme er von der Grenze zu Nargi. Er sprach auch den Dialekt der Landstriche dort. Der andere hatte rotes Haar und sah aus wie ein Grenzländer. Wie auch immer, der Dunkle hatte Probleme mit all den Vayash Moru, die sich derzeit am Hof tummeln.«
Carroway runzelte die Stirn. »Es hat schon immer Vayash Moru an Margolans Hof gegeben. Das ist nicht neu.«
»Aber jetzt sind es mehr. Sie kommen öfter. Und sie bleiben nicht mehr im Hintergrund. Die beiden sprachen eine deutliche Sprache: Blutsauger, Kinderfresser, solche Dinge.«
»Wir haben’s begriffen«, meinte Carroway angewidert.
»Na ja, sein Freund, der Rothaarige, meinte, dass es nur eines der seltsamen Dinge wäre, die vor sich gingen, seit ein Magier König geworden sei. Der Rothaarige schien sich mehr darüber aufzuregen, dass die neue Königin aus Isencroft sein wird. Sagte, wir brauchen die Probleme von Isencroft nicht auch noch, wenn es so schon schwer wird, die eigenen Leute satt zu bekommen.«
»Und wessen Schuld ist das?«, ließ sich Macaria vernehmen. »Nur Jareds.«
Helki hob abwehrend die Hände. »Töte nicht den Boten! Ich gebe ja nur wieder, was ich gehört habe, ich sage nichts dazu.«
»Erzähl weiter«, sagte Carroway. Macaria zog eine Grimasse und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Der Rothaarige sprach weiter und sagte, wenn wir nicht aufpassen, dann werden wir als Nächstes Isencrofts Orakel bekommen und auch den Rest der Chenne-Anbeter. Dann fing er mit der Schwesternschaft an, wie ein Seelenrufer auf dem Thron ihnen dabei helfen würde, ihre ›dunklen Klauen‹ auf Margolan legen zu können. Der Dunkle sagte, das würde beinahe ausreichen, um ihn darüber nachdenken zu lassen, gegen Fahnlehen zu marschieren. Aber der Rothaarige sagte wörtlich: ›Es ist noch nicht so weit. Schreib uns noch nicht ab.‹«
Carroway machte ein sorgenvolles Gesicht. »Es gefällt mir nicht, wie das klingt.«
»Mir auch nicht. Aber genau in diesem Moment standen sie auf und gingen.«
»Was glaubst du, was das heißt?«, fragte Macaria.
Carroway zögerte. »Ich bezweifle, dass wir jeden gefunden haben, der von Jareds Herrschaft profitiert hat. Jared hätte so viel Schaden nicht ohne Hilfe anrichten können.«
»Wie wäre es mit so etwas Einfachem wie Eifersucht?«, schlug Helki vor. »Ich meine, ehrgeizige Väter würden ihre Töchter gern so gut wie möglich verheiraten. Vielleicht sind einige von ihnen nur enttäuscht darüber, weil eine ausländische Königin bedeutet, dass sie keinen königlichen Schwiegersohn haben werden, und so auch keinen entsprechenden Einfluss.«
»Was mir am meisten Sorgen macht, ist der Satz ›Es ist noch nicht so weit‹«, meinte Carroway. »Was meinen sie damit? Dass Tris noch kein König ist oder die Hochzeit mit Kiara oder dass Kiara die Königin sein wird?«
»Und meinen sie vielleicht, dass das einfach noch nicht passiert ist und das Leben eben manchmal die Pläne ändert, oder haben sie da mehr im Sinn?«, fügte Macaria hinzu.
»Du spielst doch heute Abend für Eadoin, Carroway«, sagte Helki. »Du bist doch sicher schlau genug, herauszufinden, was sie weiß.«
Carroway strich sich eine Strähne seines jettschwarzen Haars aus dem Gesicht. »Unterschätze sie nicht. Niemand bekommt ohne weiteres freie Informationen von Lady Eadoin.«
Macaria warf ihm einen durchtriebenen Blick zu. »Wir erwarten von
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