Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
dir, mitsamt der vollständigen Geschichte heute Abend zurückzukommen – selbst wenn du deinen Körper ihren Avancen opfern musst.«
Jetzt war es an Carroway, mit den Augen zu rollen. »Wirklich, Lady Eadoin ist immer der Anstand in Person gewesen. Du wirst noch irgendwelche Gerüchte in die Welt setzen.«
»Es gibt schon seit Jahren Gerüchte über dich und die Hofdamen, mein Lieber.« Macaria wischte seine Bedenken mit einer kurzen Handbewegung fort. »Wenn nur die Hälfte davon wahr ist, warst du ein fleißiger Junge.«
»Ich habe mir immer zur Regel gemacht, nie über meine Patronae zu sprechen«, sagte Carroway. »Jedenfalls nicht viel.«
Helki lachte. »Das musst du nicht. Sie reden doch selbst. Dein Aussehen hat dir einige Patronessen eingebracht, die anscheinend nicht nur an deiner Musik interessiert sind.«
»Und zu denken, dass ich derartige Avancen all die Jahre ausgeschlagen habe!« Es war deutlich zu sehen, dass Macaria Carroways Unbehagen genoss. »Allerdings konnte man ja auch nicht wissen, dass du eines Tages Hofbarde werden würdest. Einige dieser verwitweten Adelsdamen hätten dir sicher ein bequemes Leben ermöglicht«, hänselte sie ihn und betonte dabei besonders das Wort »bequem«.
»Es reicht jetzt«, sagte Carroway. Er hatte einen solchen Ruf, das wusste er. Ältere Frauen schätzten die Gegenwart eines hübschen jungen Mannes und ohne Familie oder Vermögen im Hintergrund hatte er mit der Eitelkeit der potenziell wohlhabenden Patronessen gespielt. Für ihn waren das nie mehr als harmlose Schäkereien gewesen, aber er hatte eine von ihnen vergessen – einen alten Skandal. Macaria und Helki waren dafür zu neu am Hof, Carroway hatte auch nicht die Absicht, es ihnen zu sagen.
»Wichtiger ist jetzt, dass wir die Augen nach Ärger offen halten«, sagte er. »Tris und Harrtuck haben genug, um das sie sich kümmern müssen – wir könnten etwas Wichtiges hören.«
»Vielleicht ist es ja wirklich nur Eifersucht«, meinte Macaria. »Wir haben Kiara ja gesehen. Sie ist wunderschön, sie ist ausländisch und sie weiß mit einem Schwert besser umzugehen als die meisten Männer.« Sie hob die Hände. »Was sollte man an ihr nicht hassen?«
»Du hast vergessen, dass sie selbst über ein paar magische Fähigkeiten verfügt«, warf Carroway ein.
»Was bedeutet, dass der nächste Erbe des Throns wohl wahrscheinlich selbst ein Magier ist«, schlussfolgerte Helki.
Carroway zuckte mit den Achseln. »Kiara hat nicht die gleiche Macht wie Tris. Ihre Magie besteht eher in Weissagungen, die direkt mit dem Schutz der Krone Isencrofts verbunden sind.«
»Überträgt es sich auf die Krone Margolans?«
»Wer weiß!«
»Also wird jeder, dem der Gedanke an einen magisch begabten König Unbehagen verursacht, lange warten müssen.« Helki lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
»Es sei denn, er entschließt sich, etwas zu unternehmen«, meinte Macaria.
Carroway sah die beiden an. »Wir müssen die Truppe zusammentrommeln. Findet Bandele, Paiva und Tadhge, wir brauchen ihre Ohren. Tris hat alle Hände voll zu tun mit Curane und dem Rest der Unordnung, die Jared hinterlassen hat.«
»Was ist mit den Puristen der Göttin?«, fragte Helki. »Denen, die befürchten, dass die Orakel und die Schwesternschaft einen Umsturz planen und alles übernehmen?«
Carroway zog eine Grimasse. »Noch so ein Grund, sich Sorgen zu machen.«
Die Tür zur Küche öffnete sich. Bian, die Köchin, trug ein Tablett herein, auf dem eine Kanne mit heißem Tee, ein großes Stück Wurst, ein ordentlicher Käselaib und eine Schüssel Früchte standen.
»Danke!«, sagte Macaria und schlug Helki spielerisch auf die Finger, als er sofort nach einem Apfel griff. »Das ist wirklich sehr freundlich von dir.«
Bians Hände waren schwielig vor Arbeit und mit Brandwunden von Funkenflug gezeichnet. Ihr Gesicht trug die Spuren eines Lebens voller Strapazen – sie war pockennarbig, hatte eine nicht ganz gerade Nase, die ihr ein betrunkener Ehemann gebrochen hatte, die Falten des Alters und der Sorgen. Aber ihr Rücken war gerade, ihre Augen funkelten und sie lächelte.
»Ich habe diesen hier schon immer gefüttert«, sagte sie und wedelte mit der Hand in Richtung Carroway. »Seit er ein kleiner Junge war. Damit kann ich jetzt nicht aufhören. Außerdem mögen wir alle eure Musik – wenn ihr denn mal spielt.« Sie warf Carroway einen langen Blick zu.
»Es tut mir leid. Wir haben nur Hofklatsch ausgetauscht.«
Bian nickte und stellte die
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