Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
Kerzenkandelaber beleuchteten die innere Kammer. Das sanfte Geräusch von fließendem Wasser, das in einem zentralen Springbrunnen über acht Marmorstufen in ein klares Hauptbecken sprang, erfüllte den Raum.
Für diese Zeremonie war Kiara nach margolanischer Mode gekleidet, mit einer schimmernden dunkelblauen Robe, die ihre Taille betonte. Das Mieder war nach höfischen Begriffen bescheiden und an ihrem Hals hing ein goldener Schmuckanhänger, der das Symbol der Lady darstellte. Volle Satinärmel bauschten sich an ihrer Schulter, liefen an ihren Ellbogen zusammen und endeten in weit ausgeschnittenen Ärmeln. Ein juwelenbesetzter Gürtel formte an ihrer Hüfte ein ›Y‹. Das ganze Kleid funkelte vor Perlen und Gold. In Kiaras Haar glitzerten Golddrähte und kleine Juwelen im Kerzenlicht. Ein schüchternes Lächeln spielte um ihre Mundwinkel und Tris wusste, dass man ihm seine Wertschätzung in seinem Gesicht ansah.
Soterius hielt ihm einen aus Gold und Silber gesponnenen Korb hin, der mit einem kostbaren Brokattuch ausgekleidet war, und gab einen ähnlichen Korb auch an Kiara weiter. In den Körbchen befanden sich symbolische Geschenke, die sie der Lady darbringen würden, um dafür ihren Segen zu erhalten. Tris spürte, wie sein Herz hämmerte, als sie weiter zu den Türen kamen, die den inneren Tempel vom äußeren Hof trennten.
Wachen öffneten die schweren hölzernen Türen. Als sie die Schwelle überschritt, machte Kiara einen tiefen Knicks. Tris hielt im Torrahmen inne, sank auf ein Knie und beugte den Kopf. Er dehnte seine magischen Sinne aus und fühlte die Präsenz der Lady. Vor dem inneren Tempel standen wieder zwei große Statuen der Mutter und dem Kinde. In vier Kandelabern flackerten und brannten Kerzen. Fackeln brannten in kunstvoll gearbeiteten Haltern an jeder Säule. Über ihnen wölbte sich eine hohe Decke, die so weit nach oben reichte wie die Kapitelle der größten Säulen. Die Morgensonne strömte in hellen Farben durch die vielfarbigen Fensterscheiben und malte bunte Muster auf den Boden des heiligen Ortes. Winterblumen und immergrüne Zweige füllten große Vasen an den Wänden des runden Raums. Ein blumiger Duft hing in der Luft und stieg in dünnen Rauchsäulen von den Zierkohlenbecken vor jeder Statue auf. Ein großes Kristallbecken mit Wasser stand in der Mitte zwischen den Statuen auf einem goldenen Piedestal.
Vor dem Kristallbecken befand sich ein Steinaltar, der von komplizierten noorischen Einlegearbeiten bedeckt war. Selbst aus dieser Entfernung konnte Tris die Magie spüren, die ihn in die stillen Räume der Macht lockte.
Kiara knickste kurz vor jeder Statue. Sie neigte den Kopf in stillem Gebet. Schließlich hob sie beide Hände, mit den Handflächen nach oben. »Mutter und Kind, Ihr gnädigsten der Aspekte, nehmt meine Gaben an und hört meine Hochzeitsgebete.«
Kiara zog einen Laib ungeschnittenes Brot aus ihrem Korb. Ihre Hände zitterten. »Brot genug für mein Haus und für dies Land.« Als Nächstes nahm sie ein Kännchen Wein und eine Karaffe mit Ziegenblut aus dem Korb und stellte sie neben das Brot. »Für alle in Margolan, die Lebenden und die Untoten, genügend Trank für ihren Durst.« Sie nahm eine Goldmünze und ein kleines Bündel Weizenähren. »Möge unser Handel profitabel und unsere Ernte reichlich sein.« Kiara nahm ein Ei und ein kleines Kaninchen in einem Käfig heraus. Tris sah, wie ihre Wangen rot wurden. »Möge die Lady unser Haus segnen und unser Volk und unsere Herden mit neuem Leben.«
Tris straffte seine Schultern und ging auf die rechte Seite des Altars. Er sank mit gebeugtem Haupt auf ein Knie. »Mutter und Kind, nehmt meine Gaben am Tag meiner Hochzeit an.«
Sein Mund war trocken und sein Magen war verkrampft. Ich habe dunkle Magier bekämpft und mörderische Geister bezwungen. Wie kann mir meine eigene Hochzeit so zusetzen? Vorsichtig zog er sein Schwert und legte die Klinge flach auf seine offenen Handflächen. »Ich weihe mein Schwert, für die Verteidigung meines Königreichs, meiner Braut und meiner Familie.« Als er sein Schwert auf den Altar legte, schienen die verschlungenen Runen, mit denen die Klinge verziert war, in Feuer auszubrechen.
Tris hob seine runde Krone von seinem Kopf und legte sie auf den Altar neben sein Schwert. »Ein Segen, meine Lady, für das Haus Margolan. Möge meine Herrschaft lang und friedvoll sein und möge kein Harm zu meinem Haus oder auf mein Volk kommen.« Als Nächstes zog er aus seinem Korb das
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