Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
Dutzend der großen Wölfe.
Soterius kam heran, als Tris auf die Füße kam. »Bist du in Ordnung?«
Tris nickte. »Und du?«
Soterius’ Umhang war zerrissen und ein Schnitt durch seine Tunika ließ sein Kettenhemd darunter erkennen. Er atmete schwer, aber er nickte. »Wir haben ein paar Männer verloren. Bei der Hure! Das war ein kompletter Angriff. Wir haben sie alle erwischt.« Er sah die Straße hinunter auf die frischen Spuren der Kutschenräder. »Was ist mit Kiara?«
Tris schob sein Schwert in die Scheide. Er war nicht sicher, ob er vor Kälte zitterte oder vor Aufregung. Soterius’ Soldat bot Tris seinen eigenen Mantel an und bestand darauf, dass er ihn nahm. »Ich habe die Pferde nach Shekerishet geschickt«, sagte er und starrte in die Richtung, in der die Kutsche verschwunden war. »Sie werden nicht anhalten, bis sie da sind – und der Gehorsam, den ich ihnen dazugegeben habe, sollte auch dafür sorgen, dass ihr Geist unter Kontrolle bleibt, wenn sie jemand erschießen sollte. Kiara wollte unbedingt mitkämpfen.«
Soterius lachte leise. »Das ist typisch Kiara.« Ein anderer Soldat führte einige Pferde heran. »Ich weiß, Ihr habt nicht geplant zu reiten«, sagte er. »Aber hier ist ein Pferd für Euch, wenn Ihr rechtzeitig zu Eurer eigenen Hochzeit kommen wollt.«
Tris lächelte kläglich und sah auf seine ruinierten Galaroben hinab. »So bei Hof anzukommen, wird wohl nicht dafür sorgen, dass ich den richtigen Eindruck bei den Gästen hinterlasse.« Ein Soldat rannte los und holte Tris’ Kronreif von dort, wo er ihn verloren hatte. Sein Wams war zerrissen und nass vom Schnee und seine Hosen waren ruiniert.
Soterius zog eine Grimasse. »Da gibt’s nicht viele Chancen, das zu verstecken. Nicht, nachdem Kiara in einer fahrerlosen Kutsche aufgetaucht ist. Und du hast gar keine Chancen, wenn sie dazu auch noch von Geisterpferden gezogen wird!«
»Dann lass uns hoffen, dass es gar nicht erst so weit gekommen ist.« Tris humpelte zu der Stelle hinüber, an der der letzte tote Angreifer in einer blutigen Schneewehe lag. »Aber zuerst will ich doch mal versuchen herauszufinden, wer hinter dieser Attacke steckt.«
Soterius und die Wachen traten zurück, um ihm den Raum zu geben, den Tris benötigte. Tris schloss die Augen und dehnte seine Kraft aus, um den Geist des Toten zu rufen. Ein geisterhafter Mann, blond und untersetzt, erschien und warf sich selbst zu Tris’ Füßen in den Schnee.
»Eure Hoheit!«, schrie der Geist und krümmte sich vor Furcht. »Vergebt mir! Ich konnte nicht ändern, was ich tat. Ich will Euch nichts Böses!«
Tris konnte die Aufrichtigkeit in den Worten des Gespenstes hören. Er runzelte verwirrt die Brauen. »Wie kann das sein?«
Der Geist blieb unterwürfig. »Wir waren verhext. Ihr seid ein Seelenrufer. Lest meine Gedanken – ich werde nichts zurückhalten.«
»Erzähle, was geschehen ist. Setz dich auf, sodass ich dir ins Gesicht sehen kann. Wer hat euch verhext?«
Der Geist des völlig verschreckten Räubers erhob sich auf die Knie. »Meine Kameraden und ich tranken in einem Wirtshaus in einer Stadt nicht weit von hier. Tafton-on-Kalis – das liegt an der Hauptstraße nach Ghorbal. Wir ließen uns anheuern – in der Regel dafür, Kaufleute zum Markt zu geleiten, oder wir wurden mit guten skrivven dafür bezahlt, um sicherzugehen, dass eine Edeldame ohne Probleme an ihr Ziel gelangte. Wir haben unseren Kriegsdienst abgeleistet und wir haben Seite an Seite mit Euren Rebellen gekämpft«, sagte der Geist mit einem Seitenblick auf Soterius. »Mal abgesehen von der einen oder anderen Schlägerei im Wirtshaus, wenn wir zu viel getrunken hatten, standen wir meist auf der richtigen Seite des Gesetzes.«
»Fahr fort.«
»Letzte Nacht kam ein fremder Herr in die Kneipe. Niemand hat je so jemanden wie ihn in der Gegend gesehen. Er behielt seinen Umhang an und seine Kapuze auf dem Kopf.«
»Hatte er einen Akzent?«
Der Geist schüttelte den Kopf. »Er sprach wie ein Margolaner. Sah nicht nach einem Fremden aus und roch auch nicht wie einer, wenn Ihr wisst, was ich meine. Er sagte, er sähe sich nach Eskorten für einen Geldtransport um und wir nahmen ihn ins Hinterzimmer mit, um darüber zu sprechen. Im Gastraum kann man über so etwas nicht sprechen, man weiß ja nie, wer zuhört.
Der Handel, den er uns anbot, war einfach: mit einem Geldtransport eines Kaufmanns zu reiten, der Geschäfte mit Teppichhändlern in Ghorbal machen wollte. Er sagte, wir müssten uns
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