Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
Sonnenuntergang verließen, dann sagten sie nichts und waren einfach glücklich über die Bezahlung. Gabriel wählte die Herbergen aus und Carina erriet aus seinem Umgang mit den Gastwirten, dass ihr Gefährte auf dieser Reiseroute kein Unbekannter war. Wo Gabriel die Tage verbrachte, wusste sie nicht, aber sie war sicher, dass der Vayash Moru seine geheimen Unterschlupfe hatte.
»Ich kann nur schwer das Gefühl abschütteln, wir würden vor jemandem fliehen.« Carinas Stimme war unter dem Tuch, das die Kälte von ihrem Gesicht abhalten sollte, beinahe nicht zu hören. »Versteh mich nicht falsch – ich bin froh, dass wir nicht in Kellern und Krypten schlafen! Aber verglichen mit dem letzten Mal, kommt es mir einfach seltsam vor, so offen zu reisen.«
»Ich persönlich genieße die Gelegenheit, ein warmes Feuer und ein richtiges Bett zu haben, und ein Zimmer, das wir nicht mit einem halben Dutzend anderer Leute teilen müssen.« Jonmarc lachte leise. »Es ist auch schön, dafür bezahlen zu können und nicht Carroway schicken zu müssen, damit er die Unterkunft verdient, oder dafür den Stall ausmisten zu müssen.«
Sie erreichten Dark Haven einundzwanzig Tage, nachdem sie Shekerishet verlassen hatten. Angesichts des tiefen Schnees war das eine hervorragende Zeit. Der Wald lag schon lange hinter ihnen, dennoch waren die Vyrkin noch bei ihnen und liefen am Wegesrand in der gleichen Geschwindigkeit wie der Schlitten neben ihnen her. Im Mondlicht war es schwer zu erkennen, ob immer dieselben Vyrkin sie begleiteten oder ob sich viele diese Pflicht teilten, aber jede Nacht, wenn Carina und die anderen anhielten, begannen die Vyrkin zu heulen, als suchten sie nach ihren Gefährten.
»Da ist es. Dark Haven.« Jonmarc wies in Richtung des Herrenhauses, als sie auf dem Gipfel des Hügels ankamen. Carina beugte sich vor, um einen besseren Blick auf ihr neues Zuhause werfen zu können. Im hellen Mondlicht konnte sie die rechteckige Form des Haupthauses ausmachen, das von kleineren Nebengebäuden umgeben war. Zwei quadratische Türme ragten an jeder Ecke des Haupthauses über den Rest des Gebäudes hinaus. Licht schien hinter den Fenstern des Haupthauses. Selbst im Mondlicht schien das Steingebäude herrschaftlich und geheimnisvoll.
Jubel war zu hören, als ihr Schlitten in den Haupthof glitt, und Carina war überrascht, Dutzende von Menschen im Fackellicht zu sehen, die ihre Ankunft erwarteten. Jonmarc grinste und stieg aus dem Schlitten, um Carina mit einer Hand herunterzuhelfen. Die kleine Menge umringte sie.
»Darf ich vorstellen: Lady Carina Vahanian«, sagte Jonmarc stolz und Carina spürte, wie sie errötete, als Jubel aufbrandete. Da war nichts Formelles oder Gespieltes an dieser Begrüßung und aus dem lustigen Gefrotzel zwischen Jonmarc und den Gratulanten schloss Carina, dass die Versammlung so spontan war wie ehrlich. Die Menge schob sich nach vorn, um einen Blick auf die Braut ihres Herrn zu werfen. Die, die Carina am nächsten waren, schüttelten ihr die Hand und murmelten Glückwünsche. Während Jonmarc sich völlig entspannt verhielt, kämpfte Carina mit ihrer Heilermagie, die zwischen dem Erkennen von Sterblichen, die warm in ihren Sinnen aufglühten, und der seltsamen Leere, die die Vayash Moru ausmachte, schwankte. Carina hatte noch nie so viele Vayash Moru auf einmal um sich gehabt, nicht einmal in Riquas Krypta, und das leere Gefühl war seltsam, beinahe unangenehm.
Jonmarc sah glücklicher und entspannter aus, als Carina ihn je gesehen hatte. Er nahm ihre Hand und stieg die breite äußere Treppe zu Dark Havens Haupteingang hinauf. »Willkommen zu Hause, Carina«, sagte er und drehte sich um, um sie zu küssen. Da er im Türrahmen stattfand, war der Kuss so etwas wie eine öffentliche Erklärung und die Menge jubelte noch lauter. Gabriel folgte ihnen die Stufen hinauf, zusammen mit einem Mann und einer Frau, die Carina nicht erkannte. Der Mann holte Gabriel ein, als sie die Eingangshalle erreichten, und Carina konnte ihn und seine Gefährtin jetzt besser sehen. Beide trugen Schwarz, hatten dunkles Haar, auch wenn das der Frau graue Strähnen besaß. Ihnen fehlte die Blässe der Vayash Moru, und ihre Heilersinne sagten ihr, dass die beiden sterblich waren – wenn sie auch nicht ganz menschlich waren. Der Mann war eher in Jonmarcs Alter, mit schulterlangem Haar und einem sorgfältig gestutzten Bart. Die regelmäßigen Züge der Frau waren attraktiv und von einer Schönheit, die von einer
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